Interview: „Go Big or Go Home“ – Zac Posen verrät, wie man als Designer durchstartet

Schon letzte Woche trafen wir Zac Posen noch schnell vor seiner Heimreise in Richtung New York in Berlin für ein Interview. Am Abend zuvor gewann Mareike Massing den „Designer for Tomorrow“-Award 2015, dessen Schirmherr der 34-Jährige in diesem Jahr ist und dafür mehrfach eingeflogen wurde, um sich ein Bild von der Modestadt Berlin machen zu

Schon letzte Woche trafen wir Zac Posen noch schnell vor seiner Heimreise in Richtung New York in Berlin für ein Interview. Am Abend zuvor gewann Mareike Massing den „Designer for Tomorrow“-Award 2015, dessen Schirmherr der 34-Jährige in diesem Jahr ist und dafür mehrfach eingeflogen wurde, um sich ein Bild von der Modestadt Berlin machen zu können.

Die Aufregung war groß: Immerhin ist er einer der weltweit gefragtesten Designer, der Stars wie Natalie Portman, Heidi Klum oder Lena Dunham für ihre Red Carpet Auftritte einkleidet und dank der TV-Show „Project Runway“ in den USA ein Fernsehstar ist.

Ob jemand den X-Faktor hat, spürt er nach eignen Angaben sofort. Nicht nur Mareike Massing prophezeit er eine große Karriere. Als vor ein paar Jahren eine junge, noch unbekannte Sängerin vor seiner Atelier-Tür stand und um ein Kleid bat, wusste er, dass sie eines Tages sehr berühmt sein würde. Ihr Name war Rihanna. Mehr dazu in unserem Interview!


Hallo Zac, danke für deine Zeit! Die Gewinnerin des DfT 2015 ist die Berlinerin Mareike Massing. War sie auch deine Favoritin?

Ja, denn sie hat einen einzigartigen Stil. Ihre Entwürfe waren interessant, originell und schön gearbeitet. Mareike ist es subtil gelungen, Mode und Tragbarkeit miteinander zu verbinden. Ihre Kollektion ist sehr „now“, wobei sie einen eigenständigen Look gefunden hat, der sich wenig auf andere Designer bezieht. Auf dem Laufsteg wirkte die Kollektion am meisten professionell.

Entwurf  von DfT-Gewinnerin Mareike Massing (Foto: Peter Michael Dills/Getty Images)
Entwurf von DfT-Gewinnerin Mareike Massing (Foto: Peter Michael Dills/Getty Images)


Beim Preparation Day hat uns Mareike erklärt, dass sie erst einmal gar nicht ihr eigenes Label starten möchte, sondern eine Festanstellung bei einem etablierten Designer sucht, um Erfahrungen zu sammeln. Ist das deiner Meinung nach der richtige Schritt?

Das ist wunderbar! Ich denke sie könnte für ein Haus wie Hermès, Jil Sander, The Row oder Céline arbeiten. Ihre Arbeit ist sophisticated und aus der Technik, die sie anwendet, sollte man mehr machen. Ich kann es kaum erwarten, bis sie mich in meinem Atelier in New York besucht und mein internationales Team kennenlernt. Mein Senior Designer ist Halb-Franzose, halb deutsch – das passt schon mal ganz gut.


Nach welchen Gesichtspunkten beurteilst du Mode: „Das Kleid ist sehr kreativ“ oder „Wow, das Kleid könnte der nächste Bestseller werden“?

Ich urteile ja mittlerweile fast jeden Tag über Mode. In der TV-Show „Project Runway“, bei der ich neben Heidi Klum, Nina Garcia und Tim Gunn einer der Juroren bin. Zuerst schaue ich nur auf die Kreativität, das ist mir wichtig. Im Zweifelsfall sollte ein Entwurf meiner Meinung nach möglichst kreativ sein, sonst kann man es gleich lassen: Go Big or Go Home. Das ist immer ein Risiko und natürlich muss man sehen, ob sich die Idee für den kommerziellen Markt umsetzen kann. Wenn etwas auf den Markt kommt, muss es absolut durchdacht sein.

Am Ende des Tages macht kein Label allein durch den Verkauf von Kleidung das große Geld, weil der Markt von den Fast Fashion-Unternehmen bestimmt wird. Es geht vielmehr darum eine Markenwelt aufzubauen und profitable Lizenzen für Uhren, Make-up, Parfums und iphone-Hüllen zu verkaufen. Die Modekollektion ist ein Marketing-Tool, mit dem man die Begehrlichkeit der Marke weckt. Das ist die Realität, deren sich junge Designer bewusst sein müssen. Man kann ein hübsches kleines Geschäft aufbauen, aber wird niemals steinreich, wenn man nicht eine Menge Geld und Qualität in die Ware investiert. Es ist beinahe kostspieliger Kleidung zu machen, als sie zu verkaufen.

Hattest du Deutschland vor dem DfT überhaupt auf deinem Fashion Radar, abgesehen von Jil Sander?

Natürlich, Mode hat in Deutschland ja allein aufgrund der vielen Stoffhersteller eine lange Tradition. Deutsche Mode ist für mich gut konstruiert, clean und streng, außerdem spürt man ein großes Qualitätsbewusstsein. Für mich gibt es zwar nicht DEN deutschen Newcomer-Designer, aber die Kollektion von Mareike ist nah dran. Ich bin sehr froh, dass eine deutsche Designerin den DfT-Award gewonnen hat und jetzt all die Unterstützung bekommt. Es fehlt nur noch ein Produzent, der ihre Kollektion herstellt.    

  Ein von @zac_posen gepostetes Foto am

Du bist Schirmherr des diesjährigen DfT, aber mit 34 Jahren ja selbst noch total jung – wer hat dir denn geholfen deine Karriere zu starten?

Es sind so viele Leute, allen voran meine Mutter, meine Schwester und mein Freund Christopher Niquet, der Creative Director von Zac Posen ist. Anna Wintour hat mich von Anfang an unterstützt, aber auch herausgefordert. Wir sind beide Sternzeichen Skorpion! Sie ist immer hilfreich, hat aber auch extrem hohe Anforderungen und eine starke Meinung. Eigentlich muss ich meinem ganzen Team danken. Zac Posen ist eine Firma, an deren Erfolg wir alle zusammen arbeiten. Ich bin nur das Gesicht der Marke und tue mein Bestes, dass meine Kollegen stolz auf mich sind. Mein Ego spielt überhaupt keine Rolle.

Neben Anna Wintour zählen Naomi Campbell, Natalie Portman und Heidi Klum zu deinen prominenten Fans. Wie wichtig ist für die Marke Zac Posen, dass sie auf dem roten Teppich getragen wird? Oder ist das Phänomen „Celebrity Dressing“ vorbei?

Es ist und bleibt super wichtig. Ich hatte es zwar nie vor ein Red Carpet Designer zu werden, obwohl Performance schon immer mein Ding war. Bis ich 18 Jahre alt war, wollte ich eigentlich Sänger, Schauspieler und Tänzer werden, aber dann hat sich meine Stimme verändert und ich musste aufhören. Inzwischen gehören Auftritte auf dem roten Teppich für mich dazu. Für die Marke ist der rote Teppich unverzichtbar. So wurde der Name Zac Posen überhaupt erst international bekannt.

Zac Posen Crystal Renn roter Teppich Red Carpet Kleid
Zac Posen und Crystal Renn (Foto: Getty Images)
CFDA Awards Thurman-Hawke Zac Posen
Maya Thurman-Hawke in Zac Posen (Foto: Getty Images)

 

Gibt es einen Red Carpet Moment, der rückblickend besonders wichtig war?

Jeder Auftritt von Natalie Portman in einem Zac Posen Kleid war gewaltig. Nicht zu vergessen Rihanna. Ich war der erste Designer, der sie ausstattete und mit auf einen roten Teppich genommen hat, noch bevor 2005 ihr erstes Album „ A Girl Like Me“ erschien. Sie war 17 und noch ein Baby. Ich wusste sofort, dass sie ein Superstar wird. Ich sehe sofort, wenn jemand das gewisse Extra hat. Rihanna ist magic.

Rihanna ist wie du ein großer Instagram-Fan. Wie und wann hast du die App für dich entdeckt?

Das ist lustig, ich liebe zwar Technik und Computer, aber hatte lange gar kein Telefon. Ich war ein altmodischer Dandy, den man nur in seinem Atelier per Fax erreichen konnte. Als Instagram gestartet ist, war ich sofort begeistert. Ich liebe den Austausch mit Freunden und Fans, denen ich mehr von mir und unseren Arbeitsprozessen zeigen kann. Wir haben auf Zac Posen bald mehr als eine Million Follower!

Dein Lieblings-Hashtag ist #cookingwithzac. Worum geht es da?

Kochen ist mein Fashion-Detox, meine Art von Yoga. Ich liebe es, Kuchen zu backen, Pasta oder Salat machen, weil dabei absolut runterfahren kann. Ich mache ja nicht nur TV-Shows, sondern bin neben meinem Label, der Zweitlinie Zac Zac Posen und Lizenzen auch Creative Director der Damen-Linie von Brooks Brothers und entwerfe die Stewardess-Kostüme für Delta Airlines neu. Mein Freund und ich kochen zwei bis drei Mal die Woche. Er macht die Häppchen, ich das Hauptgericht. Mal sehen, vielleicht mache ich irgendwann mal ein Kochbuch, das „Cooking with Zac“ heißt!

Wir würden es auf jeden Fall kaufen! Vielen Dank für das Interview!

Ein von @zac_posen gepostetes Foto am

 

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

Schreibe den ersten Kommentar
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.