Hereinspaziert! In unserer neuen Homestories-Serie gewähren Design-EnthusiastInnen aus unserer Community regelmäßig exklusive Einblicke in ihre Wohnungen.
Vom Lieblingsort über spannende Label-Entdeckungen bis hin zu den Möbel-Credits: Lasst euch von diesen vier Wänden inspirieren!
HELLO
Ich bin Tina, 35 Jahre alt und Gründerin von Witchlandia, einem Online Shop für Kristalle und moderne Spiritualität. Mitten im Belgischen Viertel in Köln wohne ich in meiner absoluten Traumnachbarschaft auf 155 qm zur Miete. Weil ich sechs Zimmer beim besten Willen nicht alleine füllen kann, habe ich mein Büro und Lager ebenfalls hier untergebracht.
Wenn die Türen zu meinem Zuhause aufgehen, kommentieren meine Gäste meist nicht die Einrichtung, sondern den Vibe der Wohnung. Und genau das habe auch ich gespürt, als ich zum ersten mal hier drin stand: Unglaublich gute Schwingungen. Ob es daran liegt, dass ich gerade mal der dritte Mieter in dieser Wohnung aus dem Jahr 1920 bin? Fast 100 Jahre alt war der Mietvertrag vor meinem und irgendwie merkt man den Räumen einfach an, dass sie Seele besitzen.
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Mit Hingabe sammle ich schon seit vielen Jahren Designklassiker. Zwei Dutzend gespeicherte Suchanfragen auf Ebay Kleinanzeigen, jede Menge Zeit und Geduld und viel angelesenes Designwissen resultierten schon in dem ein oder anderen Hauptgewinn. Ganz oben mit dabei ist mein Memphis Barwagen aus dem Jahr 1981 – danach habe ich 4 Jahre lang gesucht. Auch mein Sessel von Peter Ghyczy, der italienische Sputnik-Leuchter und die Palmenlampen von Tommaso Barbi waren Kleinanzeigen-Schnäppchen. Ich hüte diese Schätze wie Kapitalanlagen – ob sich die Sammelleidenschaft irgendwann auszahlt, ist dabei eigentlich nebensächlich.
Ich besitze wahrscheinlich die least-shoppable-Einrichtung aller Zeiten – ich kaufe sehr selten und so gut wie nichts in meiner Wohnung ist neu. Eine der wenigen Neuzugänge ist die komplette Raawii Vasenkollektion, die ich sehr liebe und die sich in jedem Raum wiederfindet, in allen Farben und Formen. Sie war ein Geschenk meiner Freundin Julie, die den Online Concept-Store Nave betreibt (ein echter Geheimtipp für schöne und handgemachte Wohnaccessoires).
Strøm Vase: Raawii, Schale: Raawii, Kristalle: Witchlandia
Unter meinen unglaublichsten Straßen- und Sperrmüllfunden ist mein runder Travertin-Tisch aus den 70er Jahren, ein Set original Thonet Kaffeehausstühle und der gelbe Esstisch, eine Maßanfertigung aus Massivholz. Ich werde immer gefragt, wie man so viel Glück haben kann – die simple Wahrheit ist, ich laufe mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Straßen und nehme mir immer Zeit, zurückgelassene Objekte am Gehweg oder Haushaltsauflösungen in der Nachbarschaft genauer anzusehen.
Ich liebe Farbe! Oft beneide ich die stringent beige eingerichteten Apartments im Pariser Stil und nehme mir vor, etwas monochromer zu werden, aber es gelingt mir einfach nicht. Vor allem zu Gelb und Orange tendiere ich immer wieder. Und als ich in den Stoffladen gegangen bin um einen grauen Bezug für mein Daybed auszusuchen, kam ich mit Blockfarben wieder. Dennoch plane ich, mir in Zukunft ein paar neutrale Töne als ruhigen Ausgleich ins Haus zu holen, einen Sessel aus cremefarbenem Bouclé zum Beispiel.
Das wohl einzige Stück, das ich mir für diese Wohnung neu gekauft habe, ist der 1,30 Meter hohe Wandspiegel. Ich habe ihn selbst skizziert und mir von einem Glaser in Deutschland anfertigen lassen. Das hat inklusive Lieferung gerade mal 150 € gekostet und die Fertigung hat keine zwei Wochen gedauert. Wir vergessen manchmal, dass man schönes Handwerk auch lokal beziehen kann.
Die meiste Zeit verbringe ich ehrlich gesagt in den Büroräumen dieser Wohnung. Ich war wahnsinnig genug, alleine ein Unternehmen zu gründen und bade das mit langen Arbeitsstunden und Sieben-Tage-Wochen aus, in denen ich von der Programmiererin, über das Handmodell bis zur Fotografin einfach alles mime, was zu einem eCommerce-Unternehmen gehört. Dennoch bin ich jeden Tag dankbar, meinen Tag mit schönen Dingen füllen zu dürfen. Wenn ich mal nicht arbeite, bewirte ich am liebsten Freunde im Esszimmer. Meinen Esstisch für 8 Personen habe ich seit der Pandemie um vier Sitzplätze verkleinert, damit es sich nicht immer so verloren anfühlt. Aber am Ende des Tages machen gutes Essen und Wein auch zu zweit Spaß.
Berufsbedingt und aus der eigenen Sammelleidenschaft heraus stehen hier natürlich an jedem freien Platz Kristalle. Ich bin wirklich der Meinung, Kristalle verändern das Raumgefühl und so habe ich für jedes Zimmer eine ausgesuchte Kombination an Steinen. So ausufernd wie manche vermuten könnten, ist meine Sammlung aber gar nicht. Ich suche mir immer mal wieder ein besonderes Stück aus, die Allerschönsten gehen aber konsequent an meine Kundinnen. Ich glaube, mein Geschäftsmodell würde einfach nicht aufgehen, wenn ich die besten Einzelstücke vorher für mich selbst aussortieren würde.
Travertin Tisch: Vintage (ähnlich hier), Sessel: Peter Ghyczy (ähnlich hier), Tagesbett: Vintage (ähnlich hier), Ananas: Vintage (ähnlich hier), Barwagen: Javier Mariscal (ähnlich hier)
Mein Wohnzimmer ist eher unkonventionell, keine Couch, kein Fernseher – eine Sonos und ein paar Bücher bieten den einzigen Unterhaltungswert. Für mich ist das genau richtig, ich bin nicht der Typ für lange Netflix- Abende. Wenn wir es uns zu später Stunde mit einer Flasche Rotwein gemütlich machen wollen, bauen wir uns eine kleine Festung aus Decken und Kissen, das steht der Eckcouch wirklich in Nichts nach. Ein paar ausgewählte Deko-Akzente aus Messing und Muranoglas stammen von Dusty Crush, einem kleinen Vintage-Store aus Berlin.
Im Schlafzimmer herrscht der wildester Designepochen-Mix. Zur bemalten Decke aus dem Jahr 1920 kommt eine Bauhaus-Leuchte von Kaiser Idell von 1940, die Ananas-Leuchten stammen aus den 70ern, nicht im Bild ist ein 100 Jahre alter Kleiderschrank und die Hay Loop Kleiderstange für aktuelle Lieblingsstücke. Aber es gibt nur eine Sache, ohne die ich im Schlafzimmer nicht leben kann: Gute Bettwäsche. Nichts geht über Baumwollperkal mit hoher Fadendichte, zum Beispiel von Royfort oder erlich textil. Ich wurde aber auch schon bei der Classic Collection von H&M Home fündig.
Die pistaziengrünen Wände in der Küche stammen noch vom Vormieter. Und passen sowas von zum aktuellen Pastell-Trend! Ich finde die Farbe ist die perfekte Ergänzung zum denkmalgeschützten Fliesenspiegel und kombiniere dazu weiße Vintagemöbel, die auch allesamt Sperrmüll- und Kleinanzeigen-Funde waren. Zum Küchendekor gehört vor allem Essbares: Ich liebe Marktgemüse und frisches Obst und habe immer einen riesengroßen Teller mit Fruits & Veggies in Sichtweite.
Der absolute Chaos-Spot der Wohnung ist meine „Recycling-Station“. Ich recycle jegliches Packmaterial für Witchlandia, um so umweltfreundlich wie möglich zu Verschicken und hier hat sich ein unkontrollierbarer Berg aus Füllpappe und Luftpolsterfolie angesammelt. Aber sozusagen Unordnung to save the planet 😉
It’s time for a change
In ein paar Wochen beziehe ich hier im Haus die ehemalige Dienstmädchenetage. Und verkleinere mich damit auf 80 Quadratmeter Wohnfläche, worauf ich mich riesig freue. 155 Quadratmeter sind schwer mit Leben zu füllen, wenn du alleine wohnst. Im Herbst bezieht Witchlandia dann im selben Haus das Ladenlokal im Erdgeschoss – ein absoluter Glückstreffer, der mich voller Vorfreude und Hoffnung in die Zukunft blicken lässt.
Fotos & Text: Tina Mia Weidmann
3 Antworten auf „Homestory: Farbenpracht im Altbau bei Tina Mia Weidmann“
Sehr schöne und inspirierende Homestory. Mich würde auch interessieren, woher die schönen grünen Sandalen sind, die Tina auf den Bildern trägt.
Danke liebe Eva! Die Sandalen sind von Edited, stammen allerdings aus der vorletzten Sommerkollektion.
Die Küche ist ein Traum, aber der Rest der Wohnung wirk trotz farbiger und verspielter Einzelstücke seltsam kahl und unbelebt..