Geständnisse einer Modepraktikantin – Teil 2

Wie es wirklich ist, wenn man ein Designpraktikum bei einem renommierten Pariser Luxuslabel macht

Wie es hinter den Kulissen der Modebranche wirklich ausschaut? Einen realistischen Eindruck möchten wir euch in unserer kleinen Serie vermitteln, denn um den Werdegang eines erfolgreichen Modedesigners ranken sich viele Gerüchte. Sein Studium oder seine Lehre zu machen, um dann gleich bei einem bekannten Modehaus unterzukommen? Nun, das ist noch immer utopisch –zuvor muss man zahlreiche Praktika durchlaufen und sich ein dickes Fell zulegen. Kein Wunder, dass „Influencer“ ein immer beliebterer Berufswunsch ist!

Im ersten Teil haben wir unsere anonyme Autorin vorgestellt, heute nimmt sie euch mit nach Paris und erzählt, wie ihre „Praktika-Karriere“ begann.

Gründerin Journelles

Als ich vor etwa fünf Jahren kurz vor den Semesterferien verkündete, dass ich die kommenden acht Wochen in Berlin verbringen würde, brach meine Mutter in Tränen aus. 

Rückblickend könnte ich mich für diese Entscheidung nur ohrfeigen: Meine letzten richtigen Ferien als unbezahlter Praktikant für ein Label in der Großstadt zu verbringen? Meine Mama hingegen musste sich an den Gedanken gewöhnen, Urlaube ohne mich zu planen.

Ich muss gestehen, dass ich zu diesem Zeitpunkt weder eine industrielle Nähmaschine bedienen konnte, noch war mir bewusst, dass das Wort „Modewoche“ für alle Mitwirkenden, bloß ein Synonym für schlaflose Nächte und Frustessen (dank kostenlosem Catering) ist. Und trotzdem, oder genau deshalb, war mein erstes Praktikum die perfekte Arbeitserfahrung für mein damals noch sehr naives Ich.

Eine wichtige Lektion, die ich während meiner Zeit in Berlin lernen sollte, war, dass Talent allein in dieser Branche nicht immer ausreicht und auch Kreativität unter Geldsorgen leiden kann (nur kurz nach meinem Praktikum schloss das Label sein Studio).

Dass meine nächste Station eines der gefragtesten Labels in Paris sein sollte, bestätigte diese Theorie nur. Als meine beste Freundin und ich damals von der Realität eingeschüchtert und mit unserem Portfolio bewaffnet an die Türen der großen Modehäuser klopften, haben wir wohl nicht mit dem Riesenglück gerechnet, dass uns jemand herein bitten würde. 

Doch Hartnäckigkeit sollte sich in diesem Fall auszahlen. Außerdem musste ich es doch meinem Dozenten beweisen, der von Beginn des Studiums nicht an den Erfolg seiner Studenten glaubte. 

Als wir eines Tages die Bestätigung des Praktikums erhielten, hüpften wir beide nur noch wie zwei kaffeegetränkte Flummis durch die Gegend und fanden uns nur wenige Wochen später in einem der luxuriösesten Hotelzimmer in Paris wieder. Nachdem die anfängliche Euphorie bei jedem gratis Croissant und 3-Gänge-Dinner verflog, realisierten wir, dass dieser Luxus ganz bewusst als Ausgleich dienen sollte – für fehlende Wochenenden, regelmäßige Überstunden und die nicht existente Freizeit.

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Es vergingen nur wenige Wochen als ich mich zum ersten Mal dabei erwischte, wie ich meinem Freund himmelhoch jauchzend berichtete, dass wir an diesem Tag bereits um 21 Uhr Schluss machten. Verrückt war, dass ich mich in Nullkommanichts an diese Umstände gewöhnte und irgendwann anfing, mir selbst DEN Satz vorzupredigen, dem jeder Praktikant nur mit Übelkeit entgegnet:

„Für diesen Job würden andere über Leichen gehen!“

Das Designteam wird während jeder neuen Saison zur Familie, das Office zum Zuhause und das gemeinsame Abendessen zum Highlight des Tages. Jeden Tag aufs Neue kreierte ich gemeinsam mit den Designern neue Teile, die es zwar nicht immer in die Kollektion schafften, meine Fähigkeiten jedoch enorm steigern ließen.

Denn ein Chef, der während des Nähens eines Cashmere-Mantels hinter dem Praktikanten steht und diesem kontinuierlich ins Ohr brüllt, wie viele Minuten und Sekunden einem noch bleiben, bis der Creative Director das Probeteil sehen möchte, veranlasst zwar so manche Panikattacke, hilft aber auch zu lernen, sich dem Stress nicht zu ergeben, konzentriert zu bleiben und eben so fest wie nur möglich auf das Gaspedal der Maschine zu treten.

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Auch wenn man sich in der Nacht vor der Show direkt zweimal hintereinander in den Finger näht, weil man dank purer Erschöpfung versucht, während des Nähens seinen Schlaf nachzuholen. Tatsächlich konnte ich mich glücklich schätzen, denn ich schaffte es durch das Praktikum, ohne weder von einer Hand voll Stecknadeln im Gesicht getroffen zu werden (zu langsame Praktikanten müssen doch irgendwie bestraft werden!), noch wurde ich jemals von meinem Boss heulend auf der Toilette erwischt.

Doch so ähnlich wie die Erzählungen meiner Mutter über das unterbewusste Verdrängen aller negativen Seiten des Mutter-Werdens, so scheint es auch manchen Modeschöpfern mit ihren Kreationen zu gehen. So hart es auch ist, dem Druck der Modebranche Stand zu halten und sich gegen so manchen Ellbogen durchzusetzen, so aufregend ist es auch, die Show backstage mitzuverfolgen und mit Stolz verkünden zu können, an welchem Teil man hautnah mitgearbeitet hat.

Anders ist es mir nicht zu erklären, wie ich es nach dem Ende meiner Abschlusskollektion kaum erwarten konnte, erneut ein großes Modehaus als Praktikantin zu unterstützen.

Fortsetzung folgt!

Von Jessie

Ich bin Jessie Weiß, 32 Jahre jung, lebe verheiratet in Berlin, bin Mama von Levi (1), schwanger mit dem zweiten Kind sowie Gründerin von Journelles. Ich liebe Phoebe Philo, Stella McCartney und Isabel Marant, kann aus anatomischen Gründen nicht auf hohen Schuhen laufen, habe einen Céline-Taschentick, tanze und höre leidenschaftlich gern Hip Hop, kann mir selten Ironie verkneifen, leider immer noch kein Französisch sprechen, obwohl ich Paris für die schönste Modestadt der Welt halte, gucke am liebsten Jimmy Fallon, Jan Böhmermann, Game of Thrones oder entspanne beim Serienmarathon auf Netflix, bin ein kleiner Workaholic mit Multitaskingtalent, professionelle Instagram-Durchscrollerin, in jeder Lebenslage tollpatschig, habe ein Faible für skandinavisches Interior und einen Kissen-Tick, bin groß im Wellness machen und wäre daher noch lieber professionelle Hoteltesterin. Mode ist meine grosse Liebe, aber meine Kohle investiere ich eher in Reisen und Essen – und neuerdings fast ausschliesslich in mein Kind.

Als alter Bloghase – 2007 habe ich LesMads mitbegründet – ging im Oktober 2012 mein persönlicher Traum in Erfüllung: Ich habe mich mit "Journelles" selbstständig gemacht. Das Blogazine ist mein digitales Zuhause, News-Plattform, Modetagebuch und tägliche Anlaufstelle für spannenden Content rund um die Themengebiete Interior, Reisen, Beauty und sowohl High Fashion als auch Contemporary Labels und Highstreetmode.

Nebenbei habe ich die Modesendung It's Fashion auf EinsPlus von der ARD moderiert, berate Firmen im Social-Media-Bereich, halte Vorträge und reise um die Welt, um euch täglich den schönsten Content zu präsentieren. Im Juni 2015 habe ich mein eigenes Modelabel JOUUR. gegründet.

2016 ist mein Sohn Levi auf die Welt gekommen. Baby-Themen werden seither auf Mini Journelles behandelt und das nun auch wieder intensiver, da unser zweites Kind unterwegs ist.

Journelles ist inzwischen gewachsen: Wir sind ein sechsköpfiges Redaktionsteam im Berliner Prenzlauer Berg und haben im Sommer 2018 unseren ersten temporären Concept-Store, den Journelles Marché, eröffnet.

Mein Credo: Mode muss Spaß machen, auf Augenhöhe funktionieren und sollte sich nicht so ernst nehmen.

Mehr über mich findet ihr im Presse-Bereich, auf Instagram und ab und an auf YouTube. Subscribe!

Aktuelles Presse-Feature:

VOGUE.DE: "Influencer im Portrait: Jessica Weiß - Alles, nur kein Stillstand"

Kommentare (15) anzeigen

15 Antworten auf „Geständnisse einer Modepraktikantin – Teil 2“

Hallo Journelles-Team,

lasst Ihr auch Praktikanten zu Wort kommen, die Ihr Praktikum als eine positive und lehrreiche Zeit bewerten würden?
Dieser Text ist wie auch schon der erste Teil sehr einseitig und klischeehaft – aus subjektiver Sicht auch bestimmt richtig und dafür tut mir die Praktikantin leid – aber es gibt auch andere Unternehmen.
Vom Schreibstil her finde ich den Text zu reißerisch und mir fällt es daher schwer, die Aussagen vollständig ernst zu nehmen. Der Mehrwert fehlt außerdem – ist für mich nicht mehr als ein „Auskotzen“ und enthält keinerlei ernsthafte Ratschläge oder ähnliches – vielleicht kommt das ja noch.
Viele Grüße!

Es tut mir wirklich leid, aber das liest sich wie ein schlechter Fortsetzungsroman. Ich erwarte von der Praktikantin nicht, dass sie schreiben kann, aber vom Journelles-Team erwarte ich Lektorat und Überarbeitung vor Veröffentlichung.
An sich wäre das Thema unglaublich spannend, aber gerade gibt es kaum Inhalt in viel zu vielen Zeilen mit zu vielen Sprüngen. Es wird einiges angeschnitten, aber statt Episoden mal konkret zu erzählen, wird sofort weitergesprungen. Aber vielleicht verkörpert das genau die Modebranche? Alles wird nur angeschnitten und sofort wird zum nächsten gesprungen und der Betrachter von außen ist danach nicht schlauer, höchstens verwirrter.

Mir haben auch mehr Details gefehlt, das Konkrete und das Individuelle, Persönliche an der geschilderten Erfahrung. Wenn man ein paar Textteile und Wörter austauscht, könnte das auch der Bericht einer angehenden Investment-Bankerin von ihrer Zeit in der Londoner City sein.

Liebes Journelles-Team,
ich lese eure Artikel regelmäßig und bin großer Fan, sowohl der Inhalte, als auch der Umsetzung wegen. Leider muss ich sagen, dass ich zum ersten Mal wirklich arg enttäuscht bin. Den ersten Artikel zu diesem Thema fand ich echt okay! Ein kleiner Teaser, auf ein großes Thema. Schließlich ist bis heute die Modewelt, eine voller Rätsel für die, die nicht darin leben und wirken, und YEAH so ein ehrlicher Einblick ist doch toll! Was ich dieses Mal nicht verstehe, und echt unglücklich formuliert finde, ist die Haltung. Wirklich? Wohnen in einem Luxushotel tröstet über die langen Arbeitstage hinweg? DAS kann nicht euer Ernst sein. Welcher Praktikant, egal welcher Branche, muss nicht lange im Büro schuften, hat plötzlich das Team zur Familie, kommt kaum zum Essen, wird vom Chef angezickt oder hat einfach nur ne verdammt, anstrengende Zeit, muss aber ohne Gehalt ein viiiiil zu teures Mini-WG Zimmer bezahlen? Was zur Hölle soll bitte dieser Absatz? Wenn dem so ist, freue ich mich über diesen schönen Ausgleich für die Autorin, leider verliert jedoch an dieser Stelle, alles was danach kommt jede Art von Glaubwürdigkeit, denn wie stressig kann ein Job schon sein, wenn man gratis essen und wohnen kann im Luxushotel? Ich bin verwirrt und vielleicht interpretiere ich das falsch, dann nehme ich sofort alles zurück, aber das verstehe ich wirklich nicht. Sorry!

Hab ich mir auch gedacht, ich bin momentan Praktikantin in einer komplett anderen Branche, aber unregelmässige Arbeitszeiten (Früh-, Spät-, Nacht- und Wochenenddienst ist alles dabei), wenig Freizeit und immer wieder sehr stressige Situationen sind auch da vorhanden. Ist das nicht irgendwie normal bei einem Praktikum, dass man eben zu unterst auf der Karriereleiter steht und daher auch mal einstecken muss? Und ich bekomme, wie du schon gesagt hast, auch keinen Ausgleich in Form von gratis Dinner und Luxuszimmer. Vielleicht sollte dieser Artikel dazu da sein, aufzuzeigen, dass die Modewelt nicht so glamourös ist, wie sie oftmals wahrgenommen wird. Und dass die Praktikanten auch da schuften und einstecken müssen wie überall sonst auch und die Freizeit vielleicht erst einmal eingeschränkt ist. Aber so geht es den meisten Praktikanten, egal in welcher Branche, ich kann also beim Besten Willen kein Mitleid für diese ach so aussergewöhnliche Situation empfinden, vor allem mit diesem glamourösen Ausgleich…

Schade, nach dem kurzen Teaser, also Teil 1 dieser Reihe, hatte ich mich schon sehr auf die nächsten Teile gefreut.

Nichtssagend, schlecht und reißerisch be- und geschrieben. Was soll das? 🙁

Ich bin sehr enttäuscht. Die fabelhaft, unglaublichenGeständnisse einer Modepraktikantin —- erschreckend sinnfrei und sinnlos nieder geschrieben. Meint die Autorin diesen Text etwa ernst?

Einige Sachen waren mir zwar neu, aber sie taucht kein Mal tiefer in die „Materie“ oder sollte ich sagen den „Stoff“ ein? Ich weiss nicht, wie es in der Modebranche zugeht. Aber diese Serie macht nicht Lust auf mehr.

Komme mir fast ein wenig veralbert vor.

Trotzdem bin und bleibe ich eine treue und tägliche Leserin von Journelles. 🙂

Herzliche Grüße aus München

Meiner Meinung nach macht der Artikel deutlich, dass jeglicher Luxus in der Branche ein Mittel ist um Produkte zu verkaufen. Er ist bloß für die Kunden. Alles andere ist harte Arbeit, sowie in jeder anderen Branche auch und sollte als das in der Gesellschaft angesehen werden. Ich finde jeder sollte darüber informiert sein was es bedeutet Kleidung herzustellen, da es schließlich ein Produkt ist was jeden betrifft und meiner Meinung nach mehr Respekt verdient als nach einmaligem Tragen weggeschmissen zu werden. Es ist ein großes Thema und die Autorin hat aus dem Bereich berichtet den sie persönlich erlebt hat.

Erinnert mich in jeder Zeile an „Der Teufel trägt Prada“. Das Buch beginnt so ziemlich mit den gleichen Formulierungen, Inhalten.
Ich hab übrigens mein erstes Praktikum in einer Baumschule gemacht 😉 Brauchte ich als Studienvorbereitung. Später dann noch ein halbes Jahr im Galabau. Eine der härtesten Branchen. Nett war man da auch nicht zu den blöden Studentinnen die um 9 Uhr morgens schon erschöpft von Pflasterschleppen waren. Ich hab durchgehalten weil ich ein Ziel vor Augen hatte. Augen zu und durch. Einfach durchhalten. Lehrjahre sind keine Herrenjahre heisst es doch so schön.

Und ich bin stolz drauf (immer noch) und froh über diese Erfahrungen. Von daher ist dieser Artikel für mich nix besonders oder spannendes. Man erlebt in seiner Ausbildungszeit (Studium Praktika Ausbildung etc. ) eben diese Phasen wo es kein Privatleben gibt, die nich angenehm sind in denen mal heult in denen man aufgeben möchte es aber nicht tut weil es keine Option ist.

ich bin mal gespannt auf die Fortsetzung denke aber dass es genauso inhaltsleer und oberflächlich weiter geht.
schauen wir mal 😉

Auch ich habe wirklich schon sehr lange sehnsüchtig auf den zweiten Teil gewartet, da der letzte Artikel meiner Meinung nach ein Appetizer gewesen ist, der einem erst richtig Lust auf die eigentlichen Geständnisse der Modepraktikantin gemacht haben. Ich muss leider sagen, dass mir der Inhalt wirklich zu kurz und umaussagekräftig ist. Da habe ich mir irgendwie mehr erhofft. Mehr Details und mehr aus dem Nähkästchen geplaudert…
Nichts desto trotz freue ich mich auf den dritten Teil und hoffe auf mehr Content.
Liebe Grüße

Hmmm… Ich finde, man kann dieser Reihe bisher keinen besonderen Mehrwert/Informationsgehalt entlocken. Nicht besonders gut geschrieben, wenig Inhalt und irgendwie sehr einseitig.

Ich muss mich meinen Vorkommentatoren/innen anschließen:
Der Bericht ist so bemüht unterhaltsam daher zu kommen, dass es an echtem Inhalt mangelt.
Ich verstehe die Intention, aber dieser Artikel ist doch eher was für die Bravo, als für ein Portal wie Journelles. Eine Fortsetzung benötige ich nicht.

Ich schließe mich an:

Auch der zweite Teil ist inhaltsleer, reißt Thrmen nur an und lässt den Leser dann abrupt stehen.

Wo sind die Geschichten? Wo nimmt mich die Autorin mit?

Und ja: Wo ist das außergewöhnlich? Ich habe Hotel gelernt, da kam ich unter 14std nicht in den Feierabend, Schichtdienst inkl., keine Pausen.
Ich denke, das kennen viele Lehrlinge.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.