„Für mich gehört es dazu, jeden Schritt in der Produktion einmal mitgemacht zu haben“ – Aylin König über ihr eigenes Label als zweites Standbein

Die Hamburger Unternehmerin im Gespräch

Aylin König gehört zu den bekanntesten deutschen Modebloggerinnen. Auf Instagram folgen ihr über eine halbe Millionen Menschen. Und ganz nebenbei hat die Hamburger Influencerin nun auch ihr eigenes Label by Aylin Koenig gegründet. Für ihr gleichnamiges Label läuft es trotz der Corona-Krise rund. Warum, wieso, weshalb – das besprachen Jessie und Aylin im Live-Chat auf Instagram.

Für die Frühling/Sommer 2020 Saison wagt Aylin mit ihrem Label einen Neustart. Sowohl das Branding als auch der Onlineshop bekommen erhalten gerade eine Generalüberholung. Zudem werden künftig alle Kollektionen ihrer Marke in Hamburg entworfen und in Italien produziert – dem Land, das von der Corona-Krise am stärksten betroffen war. Auch ein Großteil der Garne und Stoffe für ihre Looks bezieht die Unternehmerin aus Bella Italia.

Kleidung von by Aylin Koenig soll zeitlos, langlebig und stilvoll sein, so dass man sie zu jedem Anlass tragen kann. Die Frühling/Sommer 2020 Saison besticht deshalb durch starke Silhouetten, Klarheit und verspielte Details – perfekt für den Alltag #stayhomestaychic. Die Kollektion besteht insgesamt aus 17 Styles in dezenten Farben von Sand über Grün bis hin zu Taupe und Babyblau. Verkürzte Tops mit überlangen Glockenärmeln aus weicher, fließender Seide und weite Leinenhosen mit hoher Taille bilden den Kern der Linie.

Wir freuen uns schon jetzt, in unseren Favoriten herrliche Sommertage am Meer zu verbringen. Denn daran erinnert und die Kollektion: einfach mal die Seele baumeln lassen und das Leben möglichst stilvoll genießen. Und wenn die Reise in den Süden in diesem Jahr ausfallen muss, tut es die Ostsee im Notfall doch auch, nicht wahr?

Insights aus unserem Live-Talk:

Die Anfänge als Bloggerin

Ich habe in Köln Betriebswirtschaftslehre studiert. Schon mit 19 wusste ich, dass ich später mal selbstständig arbeiten möchte. Damals wollte ich am liebsten einen Concept-Store eröffnen. Meine Freundin Julia hat mich dann auf Instagram aufmerksam gemacht. Ich habe die App direkt ausprobiert und inspirative Bilder sowie viele Fotos von meinem Hund gezeigt. Über die letzten Jahre hat das Ganze eine Eigendynamik entwickelt. Ende 2015 habe ich mich dann selbstständig gemacht.

Wie wichtig ein zweites Standbein für Influencer ist

Meinen Blog habe ich 2014 gegründet. Mittlerweile bin ich darauf nicht mehr so aktiv. Das liegt daran, dass mein Label by Aylin König sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich blogge nach wie vor sehr gerne, aber mein Fokus liegt seit dem letzten Jahr mehr auf meiner Modemarke. Das Label hat für mich Priorität. Für die Möglichkeit bin ich gerade sehr dankbar, denn es stellt für mich ein zweites Standbein dar. Ich möchte meine Persönlichkeit nicht nur anhand von schönen Fotos zeigen. Außerdem frage ich mich, wie es weitergeht, wenn man irgendwann mal Kinder hat. Ich möchte diesbezüglich unabhängig sein. Mode ist meine Leidenschaft, weshalb ein eigenes Label sich anbot.

Das erste Produkt und wichtige Learnings 

Gelauncht haben wir am 26. Dezember 2018. Obwohl Weihnachten war, hat es wunderbar geklappt. Wir gingen mit dem „Hamburg“ Strickpullover und dem „Ibiza“ Rock an den Start. Letztern gibt es diese Saison wieder, aber aus einem anderen Material. Das Design kam so gut an, dass wir es nochmal neu auflegen wollten. Im Februar haben wir dann den „Paris“ Pullover lanciert. Den gibt es aktuell auch. Die gesamte Kollektion entspricht meinem Stil und ich würde jeden Look selber tragen.

Ohne Teamwork geht es nicht

Unsere aktuelle Kollektion umfasst 17 verschiedene Styles, die zum Teil in verschiedenen Farben erhältlich sind. Wir lassen ausschließlich in Italien produzieren. Die Stoffe kommen auch aus Bella Italia. Das Ganze war ein Prozess. Man fängt immer klein an. Wichtig ist, dass man eine tolle Idee und auch ein Konzept hat. Wir hatten von Beginn an ein festes Teammitglied. Nisa unterstützt uns sehr, und das ist auch gut so. Man kann nicht alles können und kann von der Expertise anderer Menschen nur profitieren.

Über die bisher größte Herausforderung

Von der Idee bis hin zum Produkt vergeht so viel Zeit. Zum Teil bekommen wir drei bis vier Samples bis wir das finale Design absegnen. Trotzdem macht es mir unglaublich viel Spaß. Man wächst mit seinen Aufgaben. Zu Beginn war es sehr schwierig, zuverlässige Produzenten zu finden. Die Ware kam oft viel später als angegeben. Als Influencer war es für mich neu, mich auf andere Menschen verlassen zu müssen. Die Koordination ist eine große Herausforderung, aber jetzt läuft es.

So hat sich die Corona-Krise auf die Produktion ausgewirkt

Wir wollten ursprünglich Anfang April launchen. Einen Großteil der Ware bekommen wir aber erst jetzt. Wir hatten das Glück, dass viele unserer Produzenten schon fast fertig mit der Herstellung waren. Darum ging es jetzt ziemlich fix. Für uns hat sich der Launch nur um einen Monat verschoben. Wir sind sehr dankbar, dass alles so gut geklappt hat. Die Ware ist unterwegs und es kann losgehen.

Stationärer Handel vs. Onlineshop

Im Moment bieten wir unsere Kollektion ausschließlich online an. Das liegt daran, dass es günstiger ist im Vergleich zum stationären Handel oder Wholesale. Ich kann verraten, dass wir gerade mit tollen Unternehmen im Gespräch sind, die sich für unsere Ware interessieren und diese eventuell verkaufen möchten. Natürlich habe ich mir überlegt irgendwann mal einen eigenen Store zu eröffnen. Aber alleine der Gedanke daran, dass meine Kollektion vielleicht bald in einem großen Kaufhaus hängen könnte, ist für mich unglaublich.

Immer mit dabei

Wir sind ein Start-up und teilen uns die Arbeit gut auf. Für mich gehört es dazu, jeden Schritt in der Produktion einmal mitgemacht zu haben – von der Idee bis zum Versand an die Kundin. Man muss dazu sagen, dass es bei uns selten Retouren gibt. Das kann an unserem Preissegment liegen. Ich denke, unsere Kundinnen überlegen es sich vorher genau, ob sie so viel Geld für ein Kleidungsstück ausgeben möchten.

Über die Kraft von Influencer-Marketing 

Die Corona-Pandemie hat uns alle in eine Schockstarre versetzt. Allerdings hatten wir Glück, trotzdem verkaufen zu können. Für uns war es sehr spannend zu sehen, wie viel Einfluss man als Influencer haben kann. Farina von Novalanalove hat unser „Paris“ Pullover so gut gefallen, dass ich ihr zwei davon geschickt habe. Nachdem sie den Look auf Instagram gepostet hatte, ist unser Onlineshop für eine kurze Zeit zusammengebrochen. Die Resonanz war so groß, dass der Pullover binnen weniger Minuten ausverkauft war. Das Ganze hat so einen Hype ausgelöst. Im Vergleich zu Print-Veröffentlichungen muss man sagen, dass der Erfolg bzw. Umsatz schwieriger messbar ist. Anhand einer Instagram-Story kann man direkt sehen, wie viele Zugriffe man hat. Trotzdem sind Print-Veröffentlichen für mich etwas Besonderes. 

IG-Karriere jetzt starten, ja oder nein?

Man sollte alles aus einer Leidenschaft heraus machen. Nur so kann man zu hundert Prozent dahinter stehen. Instagram zu nutzen, um berühmt und reich zu werden, ist meiner Meinung nach keine gute Strategie. Ich habe damals gestartet, da gab es den Begriff Blogger noch gar nicht. Mir war überhaupt nicht bewusst, dass man damit eventuell seinen Lebensunterhalt finanzieren könnte. Man braucht auch ein echt dickes Fell in dieser Branche. Zu Beginn habe ich nicht immer die besten Fashion Weeks erlebt oder positive Erfahrungen gemacht. Es ist nicht immer leicht, seinen Weg zu finden. Am Ende muss man sich aber immer klar machen: Es ist „nur“ Mode, und die soll in erster Linie Spaß machen!

Persönliche Favoriten aus der neuen Kollektion

Eine schöne Silhouette ist für mich entscheidend. Mein absoluter Lieblingslook ist dieser fließende Kimono. Das Design ist schlicht und geht immer! Dazu trage ich unser „Lea“ Top und die „Boy“ Hose, die besonders schmeichelhaft geschnitten ist. Die „Tokyo“ Bluse gefällt mir auch sehr gut. Das Modell hat einen tiefen Ausschnitt und weite Ärmel, die perfekt zu einer hochgeschnittenen Jeans passen. Perfekt für den Sommerurlaub – wenn er denn stattfindet – ist unser „Amore“ Kleid. Ein weiteres Highlight ist der „Soho“ Cardigan in Hellblau oder Nude, dessen Knöpfe aus Kokosnuss bestehen.

Über Nachhaltigkeit und kurze Produktionswege

Wir arbeiten aktuell mit drei verschiedenen Produktionsstätten zusammen. Alle davon sind Familienbetriebe. Wir setzen zudem auf Zertifikate, die wiederum Geld kosten. Für die Sommerkollektion haben wir versucht, ausschließlich natürliche Materialien zu verwenden. Sprich: Seide, Merinowolle, Kaschmir und Leinen. Wir verwenden allerdings auch Viskose, konnten aber komplett auf Polyester verzichten. Unsere Produktionswege sind relativ kurz – von Italien nach Deutschland. Wir sind nicht perfekt, aber wir bemühen uns. Wir setzen uns auch stark mit Eco-Vero auseinander. Bedeutet: Für die Produktion von Viskose wird ein Baum gefällt, aber auch ein neuer gepflanzt.

Zeitlos, klassisch, schön – das Credo von by Aylin König

Unsere Looks lassen sich wunderbar miteinander kombinieren. Die Farbpalette ist sehr harmonisch, was ein schönes Gesamtbild erzeugt. Bei uns gibt es Hosen, Kleider, Röcke, Tops – die ganze Bandbreite. Tendenziell verwenden wir neutrale Nuancen, die zeitlos sind und deshalb lange Freude bereiten.

Unsere Lieblings-Picks aus der Sommerkollektion 2020 von by Aylin Koenig:

Wichtige Infos zur Bestellung

Die ersten Pieces können ab dieser Woche über den Onlineshop bestellt werden.

Außerdem: Man kann sich auf eine Warteliste setzen lassen. Sobald das Produkt verfügbar ist, bekommst du eine E-Mail.

Lieferung: Der Versandt erfolgt weiterhin ganz normal in- und außerhalb von Europa mit DHL Premiumversand.

Bitte habt Verständnis, dass es aufgrund der aktuellen Situationen zu Verzögerungen bei der Lieferung eurer Bestellung kommen kann!

Kommentare (4) anzeigen

4 Antworten auf „„Für mich gehört es dazu, jeden Schritt in der Produktion einmal mitgemacht zu haben“ – Aylin König über ihr eigenes Label als zweites Standbein“

Die Sachen sind super schön! Den Cardigan in creme werde ich mir wohl bestellen müssen!
Was allerdings aufällt, sind die Kopien, von bekannten Marken.
Das Top und die Shorts ähnelt Khaite, die Kleider Cecilie Bahsen und der Pullover Acne.
Schade, auch wenn für günstigeres Budget.
Vielleicht beim nächsten Mal Pieces die es so noch nicht gibt!
alles Gute 🙂

Das ist mir leider auch schon aufgefallen. Die Ähnlichkeit zu bekannten H&M Trend Sachen, Edited & Co. ist da nicht weit…

Ich finde es sehr schön zu lesen, wie Aylin denkt. Sie hat sich dieses Modestandbein aufgebaut und ist mit Herzblut bei der Sache. Mir gefallen viele Teile der Kollektion auch oder gerade, weil sie weich fließend sind und Leichtigkeit ausstrahlen.
Ich wünsche Aylin, dass sie ihre Träume weiter verwirklichen kann und gut aus dieser Krise hervorkommt.

Liebe Nicole,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
Das wünschen wir Aylin auch!
LG,
Katharina

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.