Trend du JOUR: Braun ist das neue Schwarz

Ist Schwarz etwa bald nicht mehr unsere Basic-Farbe Nummer Eins? Wir wissen mehr

Was Farben angeht, würde ich von mir behaupten, dass ich relativ offen bin. Gelb, Grün, Rosa oder Rot? In gewissen Kombinationen oder als Accessoire kommt mir das gesamte Farbspektrum des Regenbogens gelegen. Aber da gibt es eine Farbe, die ich seit Jahren meide: Braun. Bei einem Blick in die Redaktion ernte ich Verständnis. Auch bei den anderen Journellis ist die Farbe eine Seltenheit im Kleiderschrank und taucht höchstens in Form von Handtaschen oder Vintage Errungenschaften auf.

In diesem Herbst feiert die Farbe jedoch ihre Wiedergeburt in der High Fashion – und ersetzt damit Schwarz als ultimative Basic-Farbe. Ein Leben ohne #allblackeverything ist für euch nicht vorstellbar? Vielleicht ja doch!

Woher kommt der Trend?

Ganz überraschend kommt dieser Wandel jedoch nicht, denn Trendforscherin Lidewij Edelkoort sagt das Comeback der Farbe Braun schon seit längerer Zeit voraus. Der {Welt} sagte sie in einem Interview dazu:

Schwarz wurde von vielen Marken regelrecht missbraucht und überall eingesetzt. Schwarz wirkt deshalb derzeit altbacken. Dabei war es einmal aufregend. In den Achtzigerjahren gab Karl Lagerfeld einmal eine Party, zu der man schwarz gekleidet erscheinen sollte. Man kann es kaum glauben, aber es war sehr schwierig, dafür ein cooles Outfit in dieser Farbe zu finden. Heute sieht Schwarz nur noch gut aus, wenn der Stoff eine Textur hat. Dazu kommt, dass Braun etwas Erdiges an sich hat, und der Wunsch nach Erdverbundenheit in diesen Zeiten ist groß. Ein schönes Braun hat zudem etwas sehr Appetitliches.

Ein weiterer Grund könnte auch die politische Lage sein, die gerade herrscht. Der IS „beansprucht“ die Farbe Schwarz für sich, daher wendet sich die restliche Welt eher Brauntönen zu. Ob jeder seine Farbwahl so politisch begründen kann und diese These wirklich stimmt, ist fraglich, trotzdem ist der Wandel und diese Ansicht interessant, hat für uns in Deutschland aber auch noch mal einen anderen Beigeschmack – gerade jetzt, wo die Wahlen am Sonntag bevorstehen. In der Politik ist Braun für uns ein No-Go, aber modisch machen wir uns davon frei!

Nein zu Braun in der Politik, ja zu Braun in der Mode!

Dunkles Braun

Welche Sorte darf es denn sein? Vollmilch, Zartbitter oder doch die ganz Herbe? Hauptsache Schokolade! Wenn wir uns die dunklen Braun-Nuancen ansehen, wissen wir auf jeden Fall, was Li Edelkoort mit appetitlich gemeint hat. Schokoladentöne ersetzten jetzt Schwarz als Basic und werden am liebsten mit Nougat und Karamell kombiniert – es bleibt süß!

Mittelbraun / Cognac

Wer weiterhin nicht ganz auf Schwarz verzichten möchte, der greift zu Mittelbraun, das lässt sich nämlich auch super mit anderen dunklen Tönen kombinieren. Das Farbspektrum kennt hier keine Grenzen, es darf ruhig Beige werden oder ins Rötliche abdriften.

Accessoires in Braun

Wenn man seiner Garderobe schnell ein Update geben will, eignen sich Accessoires am besten. Eine cognacfarbene Handtasche mit passenden Boots ist gerade im Herbst- oder Winter universell einsetzbar, Jessie hat sich trotz vorheriger Braun-Abneigung in die Céline-Tasche (im Header) verliebt. Können wir gut verstehen!

5 Tipps für Braun

  1. Umso heller die Haarfarbe, umso dunkler sollte der Braunton sein, damit es Kontraste gibt und der Teint nicht erblasst.
  2. Braun und Schwarz dürfen miteinander kombiniert werden. Wichtig ist nur, dass hier ein möglichst großer farblicher Unterschied zwischen den beiden Tönen herrscht. Dunkelbraun und Schwarz sind sich zu ähnlich und verschwimmen daher schnell ineinander.
  3. Für Blondinen ist besonders ein leicht ins olivgehender Braunton schmeichelnd.
  4. Lederware in Braun wirkt besonders hochwertig und luxuriös.
  5. Wer sich an Braun in Sachen Mode nicht herantraut, sollte sich in im Beauty-Bereich probieren. Natürliche Lidschatten und bräunliche Lippenstifte schmeicheln fast allen Frauen.

Unsere Lieblinge aus den Onlineshops

(Fotos Header: instagram/lucywilliams02, instagram/jeannedamas, instagram/jessleebuchanan und instagram/stylesightworldwide)

Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

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10 Antworten auf „Trend du JOUR: Braun ist das neue Schwarz“

„Ein weiterer Grund ist auch die politische Lage, die gerade herrscht. Der IS beansprucht die Farbe Schwarz für sich, daher wendet sich die restliche Welt eher Brauntönen zu. Ob jeder seine Farbwahl so politisch begründen kann, ist fraglich, trotzdem ist der Wandel und diese Ansicht interessant, hat für uns in Deutschland aber auch noch mal eine andere Bedeutung – gerade jetzt, wo die Wahlen am Sonntag bevorstehen. In der Politik ist Braun für uns ein No-Go, aber modisch machen wir uns davon frei!“

Irgendwie ist mir dieser Teil des Artikels negativ aufgefallen. Ich würde auf politische Bezüge dieser Art verzichten. Nicht weil sie negativ behaftet sind, sondern weil sie oberflächlich und auch ein Stück zusammenhangslos wirken. Nur weil der IS vor allem schwarz verwendet, fangen wir doch nicht alle an, Brauntöne zu tragen? Worauf stützt sich diese Behauptung? Gibt es hierzu Zahlen?

Schön, dass wir deine Gedanken diesbezüglich angestoßen haben.
Die Theorie mit den Brauntönen stammt nicht von uns, sondern von mehreren Trendforschern wie Li Edelkoort, die diese These schon seit Jahren vertreten. Die Prognose ist nicht auf einen bestimmten Zeitraum angesetzt, sondern gilt für die generelle Zukunft der (Bekleidungs)Industrie (aber auch die Automobilbranche, Interior usw.), das kannst du in vielen Büchern in Sachen Trendprognose nachlesen, Edelkoort gibt ihres z.B. zweimal im Jahr heraus – die sind vor allem für das Fachpublikum gedacht.

Aber die Farbe braun ist doch der NPD und den Republikaner (zumindest in Deutschland) zugeordnet, was auf die SA zurückzuführen ist. Ich persönlich finde es immer etwas heikel, mit Politik zu arugmentieren – auch wenn die These von Trendforschern stammt.

Ich mag schwarz und braun und setze damit kein politisches Zeichen, da ich es gar nicht miteinander in Verbindung bringe. 🙂

Ja, natürlich, deswegen habe ich das politische Statement ja gerade vor der Wahl in den Artikel eingebaut. Weil ich ein komisches Gefühl hatte, über braune Mode zu sprechen, gerade bei der bevorstehenden Bundestagswahl.

Ich wollte damit auch keine grundpolitische Diskussion auslösen, sondern nur sagen: Bitte wählt nur in der Mode Braun, bloß nicht am Sonntag! Etwas anderes wollte ich damit gar nicht sagen…

Die These, woher der braune Trend kommt, stammt nicht von mir, sondern von verschiedenen Trendforschern, was sich auch leicht recherchieren lässt. Ich finde es immer spannend, die Hintergründe von modischen Trends zu erfahren, ob politisch oder nicht.

Fand ich in dem Zusammenhang jetzt auch etwas beliebig. Stimmt zwar irgendwie, aber wenn es danach ginge, wäre Little Black Dress nie so richtig in Mode gekommen.
Wikipedia weiß mehr:
„Black is primarily associated with anarchism (see anarchist symbolism), fascism (see blackshirts), and jihadism (see Black Standard).
Anti-clerical parties in the late 19th and early 20th centuries sometimes used the colour black in reference to the officials of the Catholic Church, because the cassock is usually black.
In Germany and Austria, black is the colour historically associated with Christian-democratic parties, such as the CDU and Austrian People’s Party.
In Greece, black is the colour of the Golden Dawn, a far-right political party.
In Italy, black is the colour of fascism, because it was the official colour of the National Fascist Party. As a result, modern Italian parties would not use black as their political colour.
In the Islamic world, black flags (often with a white shahadah) are sometimes used by jihadist groups. Black was the colour of the Abbasid caliphate. It is also commonly used by Shia Muslims, as it is also associated with mourning the death of Hussein ibn Ali. It is now known as the flag colour of the Islamic State of Iraq and the Levant.
In Russia, black represented monarchism and nationalist movements such as the Black Hundreds before their defeat at the hands of the communists.“
https://en.wikipedia.org/wiki/Political_colour#Black

Von welcher Marke stammt denn das tolle Pünktchenkleid im Header? Vielen Dank im Voraus, beste Grüße, Svenja

Ich finde es ganz phantastisch, dass Ihr den Mut besitzt kurz vor der Wahl ein politisches Statement zu wählen!!! Wirklich richtig gut! Und ich finde es nicht richtig, dass Euch damit Oberflächlichkeit angekreidet wird! Ihr seid ein Modeblog, kein Politblog; keiner sollte politische Abhandlungen erwarten; aber was man erwarten kann, ist Haltung. Und die habt ihr hiermit gezeigt! Sehr gut!

Liebe Marie,
von welchem Label ist das Kleid im Header, was man durchknöpfen kann?
Liebe Grüße
Anais

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.