Fall Special 2016: Buyers Interview mit Kerstin Görling von Hayashi

Weiter geht es mit unserem Fall Special 2016: Wir haben Kerstin zum Interview gebeten und nach ihren Trends und Highlights der Saison gefragt.

In unserer jährlichen Interview-Serie verraten uns Einkäufer, was wir im Herbst auf jeden Fall kaufen sollten, welche Trends eine große Rolle spielen oder worauf so mancher Kunde schon das ganze Jahr wartet. Nach unseren Buyers Interviews mit Sara vom Mili Store und Daniel vom KaDeWe folgt nun die liebe Kerstin aus unseren eigenen Reihen:

Mit ihrem Frankfurter Store Hayashi beweist sie immer wieder aufs Neue ihr Gespür für unbekannte Designer und Looks und zählt somit auch außerhalb der Main-Metropole zu den renommiertesten Shopping-Adressen in Deutschland.

Heute verrät uns Kerstin ihre persönlichen Trend-Favoriten, erzählt von dem überwältigenden Einfluss von Social Media auf ihr Geschäft und was sie von der „See now buy now“-Methode hält.

Liebe Kerstin, auf welchen Trend freust du dich im Herbst am meisten?

Ich habe viele Lieblinge in diesem Herbst. Ganz besonders mag ich Samt und bunte Ringelpullover. Außerdem bin ich nach wie vor begeistert von Rüschen. Daunenjacken sind ebenfalls ein wichtiges Thema und zudem funktional. Ich stehe ganz besonders auf farbige Modelle und kombiniere sie zu langen Kleidern mit Boots.

Nach welchen Herbstteilen haben eure Kunden schon im Sommer gefragt?

Lange Blümchenkleider (Stichwort: Mille Fleurs) sind sehr beliebt, da sie im Sommer zu schönen Sandalen oder im Winter mit Strumpfhosen und Boots getragen werden können.

Welche Teile sind deiner Meinung nach die 5 Key-Pieces für den Herbst 2016?

Angenommen ich habe nur ein kleines Budget. In welches Teil sollte ich diese Saison investieren?

In einen Mantel, denn an dem sieht man sich nicht satt. Ich mag die haarigen Modelle von N°21. Etwas oversize, sehr bequem und unglaublich cool.

Die ganze Modewelt ist verrückt nach Gucci. Welches Label wird DER neue Trendsetter?

Der Gucci-Style ist natürlich nicht klein zu reden. Mich freut es, denn so werden endlich bunte, schräge Kombinationsmöglichkeiten salonfähig. Seit dem Gucci-Trend trauen sich viele Frauen mehr. Man braucht nicht mehr farblich die Handtasche zum Schuh abzustimmen, sondern kombiniert wild. Ich persönlich mag es gerne bunt, aber auch mal lässig für den Alltag. Comfy und cool wie bei den Kreationen von Ports1961. Die Marke ist zur Zeit sehr beliebt und die Kollektionen werden von Saison zu Saison besser. Meiner Meinung nach, das neue Céline! Phoebe-who?
Zudem liebe ich Joseph. Ich kenne wenig Brands, die aus jedem Teil einen Liebling machen. Der perfekte Strickpullover, der perfekt sitzende Mantel – ein Volltreffer in Sachen All-time-Favourites.
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Foto: Vogue

Ohne welche Tasche verlässt du diesen Herbst nicht deine Wohnung?

Wahrscheinlich die Wickeltasche! Ha! Doch nun im Ernst: Ich liebe meine Marni Trunk Bag. Die hat viele Fächer und organisiert meine unzähligen Kleinigkeiten, die ich im Alltag mitschleppen muss. Handy, Dokumente, Schlüssel – in der Tasche ist alles übersichtlich verstaut.

Welche Teile hast du dir schon für die neue Saison gekauft?

Ich habe schon in Strickpullover von Joseph investiert. Gemütlich und perfekt sitzend. Außerdem in einen bequemen Schuh von Phillip Lim, der mich zu jedem Outfit begleiten kann.

Welcher Trend war dein persönlicher Flop des Jahres?

Die Idee war super, aber im Alltag doch eher albern: Die bedruckten T-Shirts von VETEMENTS. Mein persönlicher Flop des Jahres, der definitiv einen Lacher wert ist. Siehe Paketbote Mirko. Die meisten wissen gar nicht, was sie da auf ihren Shirts tragen, geben aber Tausende von Euro aus. Eine reiche Mittvierzigerin im Snoop Doog-Shirt ist einfach zum Lachen. Manche lassen sich eben alles als modisch verkaufen. Da sind mir Vintage-Band-T-Shirts deutlich lieber.

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Bordeaux, Navyblau und Waldgrün kommen im Herbst ja immer wieder. Welche Farbe zieht jetzt in unseren Kleiderschrank, mit der du nie gerechnet hättest?

Da ich immer ein sehr buntes Sortiment bei Hayashi einkaufe, schockt mich keine Farbe. Besonders freue ich mich aber über Senfgelb. Oder Ocker, oder warte – wie nennt es sich dieses Jahr noch gleich? Ich habe auf jeden Fall schon einen gelben Strickpullover von Phillip Lim auf meiner Wunschliste.

Welche Art von Schuhen prägen den Look der Saison?

Wanderschuhe. Sind immer mal wieder Thema, aber in dieser Saison kaum wegzudenken. Meine liebsten sind von Moncler.

In wie weit lässt du dich bei deinem Job von Instagram und Streetstyle-Fotos beeinflussen?

Instagram und Streetstyles beeinflussen mich sehr! Viele Marken entdecke ich durch ein Instagram-Bildchen und kaufe sie für meinen Store. Magazine lese ich gar nicht mehr. Da sind ja nur die großen Marken abgebildet und nie neuer Input. Oft kaufe ich ein Brand als Erste in Deutschland und ein Jahr später finde ich die Marke als Neuentdeckung in den bekannten Magazinen wieder. Gähn. Da könnte mehr gehen. Mir kommt es vor, als wären die Redaktionen früher informierter gewesen. Heutzutage muss man Social-Media-Kanäle durchkämmen, um Trüffel zu finden.

Merkt ihr, dass sich durch Instagram das Kaufverhalten oder die Nachfrage eurer Kunden nach bestimmten Teilen verändert hat?

Die Nachfrage unserer Kunden ist fast ausschließlich durch Social Media bestimmt. Hayashi ist durch Social Media-Kanäle erfolgreich geworden. Posten wir morgens ein Outfit, ist es am Mittag manchmal schon ausverkauft. Ich werde auch so auf neue Lieblingsteile aufmerksam. Instagram ist unser Online-Katalog. Früher hat man geblättert, jetzt scrollt man eben und weiß, was es Neues gibt.

Inwiefern beeinflusst die aktuelle „See Now Buy Now“-Philosophie der Marken deine Arbeitsweise bzw. das Verhalten deiner Kunden?

Bisher sehr wenig. Die Kunden wissen, dass das eine neue Marketingstrategie ist, um sofort die Kleidung der Show in den Läden anzubieten. Ich würde mich freuen, wenn das System komplett umgestellt wird. Die Einkäufer würden trotzdem die Kollektion ein halbes Jahr im Voraus ordern. Die Show wäre eben für den Endkonsumenten gemacht und nicht mehr für die Einkäufer. Stören würde mich das nicht, da die Schauen in den letzten Saisons ohnehin weniger exklusiv waren und nicht mehr so geheimnisvoll. Der Endkonsument konnte sie im Internet per Livestream mitverfolgen. Da liegt es auf der Hand, das Event komplett für die Öffentlichkeit zu inszenieren.

In dieser Saison werde ich aufgrund meiner Schwangerschaft die Shows auslassen und nur die Showrooms besuchen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasse. Selbst online sehe ich immer weniger Berichte, da ja bereits jeder online live verfolgen kann, was passiert. Wen interessieren dann noch wacklige Bilder auf Instagram aus der Frontrow, wenn jeder gemütlich mit Popcorn die beste Sicht am Computer hat? Ich bin gespannt, was noch passiert. Auf jeden Fall würde man dann auch wieder Winterware im Winter kaufen und Sommerware im Sommer. Das würde die Kunden freuen und dem Handel einen Aufschwung geben.
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Und die letzte Frage: Was kannst du in der Mode nicht mehr sehen? Wovon bist du übersättigt?

Ich bin nie übersättigt. Wenn mir ein Teil nicht mehr zusagt, kombiniere ich es neu und siehe da, es gefällt mir wieder. Man muss alles einfach neu interpretieren. Das ist ja das Schöne an der Mode. Den ganzen Sommer lange Kleider getragen? Zieh einen schweren Strick drüber und Boots und schon sind sie wieder frisch. Spielen ist erlaubt!

Vielen Dank für das Interview, liebe Kerstin!

Schaut vorbei bei Hayashi in der Börsenplatz 13-15, 60313 in Frankfurt. Montag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr und Samstags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

(Fotos im Header: Hayashi, Farfetch)
Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

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5 Antworten auf „Fall Special 2016: Buyers Interview mit Kerstin Görling von Hayashi“

Ich würde zu gerne mal bei Hayashi stöbern. Ich liebe eure Liebe zur Mode. Das macht einfach Spaß. Mal sehen wann es mich mal nach Frankfurt verschlägt.

Hallo Kerstin,
woher nimmst Du die Inspirationen für Deine Schaufenster und wie sieht die Planung und Umsetzung dieser aus?

Liebe Jenny,
ich baue alle Schaufenster selbst. Am meisten inspiriere ich mich, wenn ich auf Flohmärkten und in Trödelladen und auf Reisen meine Dekoration zusammensuche. Ich habe ein Lager, in denen ich alle Schätze aufhebe, die ich finde. Der Rest kommt spontan. Ich schaue durch meinen Fundus und stelle dann die Requisiten zusammen und das passende Outfit. Fertig!

Ist ja toll. Aber wer kann morgens Qufitts in Augenschein nehmen und dann bis Miitag auch noch kaufen?

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.