Ein Monat Shopping-Verbot: Wie es lief und wieso ich nicht durchgehalten habe

Einen Monat kein Shopping – klingt eigentlich easy, oder?

Das ist doch keine Herausforderung: 31 Tage Shoppingverbot. Denke ich mir, weil ich ohnehin keine Dauershopperin bin, die täglich oder spätestens am Wochenende dem unendlichen Angebot der Mode- und Accessoirewelt erliegt. Im Gegenteil, zuletzt schlug ich zwar während der Feiertage im Sale zu, davor herrschte aber wochenlang Flaute. Dementsprechend stand mein Entschluss fest:

Im Januar herrscht striktes Einkaufsverbot. Weder Kleider noch Schuhe noch Sale-Funde oder ein winziges Paar Ohrringe dürfen in meinen Fundus aufgenommen werden, zumal noch kein Office-Sale-Termin feststand und ich die güldene Regel „Wenn was Neues kommt, muss was Altes gehen“ habe. (Aber psst: am 20.März gibt es wieder einen Office Sale hier bei uns in Berlin!)

Gründerin Journelles

Ich stolperte also so ins neue Jahr und den neuen Monat hinein, um schnell festzustellen, dass der Klick auf den Bestellbutton bei mir manchmal doch schneller gemacht ist – hier mal ein paar Ohrringe, da kurz ein Oberteil?

Window Shopping

Ich verpasse mir also die ultimative Therapie: Window Shopping, von mir aus auch Sachen anprobieren. Das erledigt den Job meist ziemlich gut, denn wie oft war ich einkaufen, um dann total deprimiert aufzugeben und doch nichts mitzunehmen, weil es weder passte noch das Budget stimmte.

Dank meiner wöchentlichen Shoppingkategorie auf Journelles stelle ich schnell fest: es wirkt. Die Gefahren lauern nicht. Im Gegenteil, nach anfänglicher Begeisterung lässt die Aufregung meist nach. Sobald man eine Nacht darüber schläft und schon nicht mehr an ein Objekt der Begierde denkt, so braucht man es bekanntlich nicht.

Das dürfte auch der Grund sein, wieso ich mich noch immer nicht an Blassgeb getraut habe…

Verführungen

Klassisch verhält es sich mit Verboten dann aber doch so, dass man Etwas dann erst recht möchte. Und der innere Rebell keine Lust auf strikte Anweisungen hat. Und so sah ich mich plötzlich mit lauter Verführungen konfrontiert, als hätte ich noch nie in meinem Leben so schönen Schmuck gesehen.

Los ging es mit den Ohrringen von Elizabeth Leflar:

Und im Sale gab es noch der Khaite-Bodysuit mit den Knöpfen! Immerhin war es eh zu teuer, so dass ich es nicht unbedingt haben musste:

 

Ich kaufe so gut wie nie Unterwäsche – zuletzt war es dieses Exemplar in Amsterdam – also warum nur habe ich plötzlich das dringende Bedürfnis, Schlüpper mit ach-so-lustigen Stickereien drauf (Kaktus, Vögelchen, Blumen) von Stella McCartney zu einem viel zu teuren Preis zu besitzen?

 

Na klar, noch so Ohrringe, die ich unbedingt haben musste: diesmal von Apres Ski!

 

Ablenkung: Sich und dem Körper etwas Gutes tun

Shopping oder Einkaufen ist ein gefährliches Spiel mit unserer Psyche. Bekanntlich brauchen wir alle nichts, dennoch sind wir Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für Schönes klar im Nachteil: Schöne Dinge sind immer auch eine Belohnung. Gern auch ein Stimmungsaufheller und Muntermacher.

Schlechten Tag gehabt? Hach, das rote Kleid bringt mich sicher wieder besser drauf. Guten Monat gehabt? Für meine harte Arbeit belohne ich mich gleich ein wenig. Das Wohnumfeld wirkt sich positiv auf die eigene Stimmung aus? Oh ja, natürlich benötige ich neue Kissen und die Vase, damit ich mich in den eigenen vier Wänden n o c h wohler fühle! Ihr kennt das.

Wenn ich also nichts kaufen darf, gebe ich mein Geld also anderweitig aus. Und investiere es in meinen Körper. Pediküre, Maniküre, ach, die Massage für Zillionen Euro im Mandarin Oriental in Mailand? Gönn ich mir! Ist gut für mein Seelenheil. Der teure Yoga-Kurs, der Personal Trainer? Mein Körper ist mein Tempel.

Spaß beiseite, tatsächlich empfinde ich Zeit für mich – und merkwürdigerweise läuft es immer auf ein Spa ohne Handy-Empfang aus – als besonders wertvoll. Gewieft verschiebe ich also einfach die Interessen auf meiner  Konsumagenda.

Am 31.Januar wurde ich schwach

Einen Tag vor Ende meines shopping-freien Monats wurde mir bewusst, dass ich noch ganz dringend ein Kleid für einen Maskenball benötigte. Natürlich hätte ich auch einen weiteren Tag warten können, jedoch wäre ich da nicht mehr in Mailand gewesen – und da kam mir im Kaufhaus Rinascente der 70%-Sale in die Quere. Das schwarze Kleid von Max Mara war genau, was ich zu meiner schwarzen venezianischen Maske aus Spitze tragen wollte. Die Anprobe fiel unverhofft positiv aus. Damn it!

Und schon kommt die Schummelei ins Spiel: Dieser eine Tag, na, der macht den Braten doch nicht fett. Aber wir alle wissen: Die persönliche Challenge habe ich damit verloren.

 

Mein Fazit:

Bewusstes Konsumieren passiert nicht von heute auf morgen und reine Verbote sind nicht die Lösung. Aber es ist ein Prozess: Den ganzen Februar über habe ich dann nämlich nichts gekauft – und das war überraschenderweise gar kein Problem. Schön zu sehen, dass ich dem Belohnungssystem zumindest in den ersten zwei Monaten des Jahres nicht verfallen bin – und mein Herz nicht immer die Kontrolle über den Kopf erlangt.

Vielmehr habe ich in den letzten Wochen wieder Klassiker und alte Teile aus meinem Schrank gezogen, die ich ewig nicht getragen habe (siehe auch: die weekly style challenge!). Zusammen mit meinen liebsten JOUUR.-Basics könnte ich damit jeden Tag des Jahres neue Kombis erstellen… also ran an den Speck!

Von Jessie

Ich bin Jessie Weiß, 32 Jahre jung, lebe verheiratet in Berlin, bin Mama von Levi (1), schwanger mit dem zweiten Kind sowie Gründerin von Journelles. Ich liebe Phoebe Philo, Stella McCartney und Isabel Marant, kann aus anatomischen Gründen nicht auf hohen Schuhen laufen, habe einen Céline-Taschentick, tanze und höre leidenschaftlich gern Hip Hop, kann mir selten Ironie verkneifen, leider immer noch kein Französisch sprechen, obwohl ich Paris für die schönste Modestadt der Welt halte, gucke am liebsten Jimmy Fallon, Jan Böhmermann, Game of Thrones oder entspanne beim Serienmarathon auf Netflix, bin ein kleiner Workaholic mit Multitaskingtalent, professionelle Instagram-Durchscrollerin, in jeder Lebenslage tollpatschig, habe ein Faible für skandinavisches Interior und einen Kissen-Tick, bin groß im Wellness machen und wäre daher noch lieber professionelle Hoteltesterin. Mode ist meine grosse Liebe, aber meine Kohle investiere ich eher in Reisen und Essen – und neuerdings fast ausschliesslich in mein Kind.

Als alter Bloghase – 2007 habe ich LesMads mitbegründet – ging im Oktober 2012 mein persönlicher Traum in Erfüllung: Ich habe mich mit "Journelles" selbstständig gemacht. Das Blogazine ist mein digitales Zuhause, News-Plattform, Modetagebuch und tägliche Anlaufstelle für spannenden Content rund um die Themengebiete Interior, Reisen, Beauty und sowohl High Fashion als auch Contemporary Labels und Highstreetmode.

Nebenbei habe ich die Modesendung It's Fashion auf EinsPlus von der ARD moderiert, berate Firmen im Social-Media-Bereich, halte Vorträge und reise um die Welt, um euch täglich den schönsten Content zu präsentieren. Im Juni 2015 habe ich mein eigenes Modelabel JOUUR. gegründet.

2016 ist mein Sohn Levi auf die Welt gekommen. Baby-Themen werden seither auf Mini Journelles behandelt und das nun auch wieder intensiver, da unser zweites Kind unterwegs ist.

Journelles ist inzwischen gewachsen: Wir sind ein sechsköpfiges Redaktionsteam im Berliner Prenzlauer Berg und haben im Sommer 2018 unseren ersten temporären Concept-Store, den Journelles Marché, eröffnet.

Mein Credo: Mode muss Spaß machen, auf Augenhöhe funktionieren und sollte sich nicht so ernst nehmen.

Mehr über mich findet ihr im Presse-Bereich, auf Instagram und ab und an auf YouTube. Subscribe!

Aktuelles Presse-Feature:

VOGUE.DE: "Influencer im Portrait: Jessica Weiß - Alles, nur kein Stillstand"

Kommentare (8) anzeigen

8 Antworten auf „Ein Monat Shopping-Verbot: Wie es lief und wieso ich nicht durchgehalten habe“

Ich finde es toll, dass du dein Konsumverhalten reflektierst! Ich war auch ein ziemlicher Heavyshopper, aber seit wir ins Berliner Umland gezogen sind und ich meine kleine Tochter bekommen habe, hat sich das nicht mehr richtig angefühlt. So habe ich mir vorgenommen in 2018 keinerlei Kleidung zu shoppen und es fällt mir nicht immer leicht, aber bis jetzt habe ich durchgehalten und bin stolz darauf…

Habe deinen Artikel verschlungen und mir Inspirationen geholt. 1 Monat nichts kaufen, für mich eine sehr sehr große Challenge die ich bisher immer verloren habe. Aber für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen es wenigstens einmal zu schaffen und nicht mehr so viel zu kaufen! Doch die Versuchung ist einfach immer so groß gerade in London mit den zahlreichen Sales, Sample Sales und Vintage Markets und Online natürlich.

Toi Toi Toi sag ich da.

Grüße Vanessa

Schade, Jessi. Die Überschrift kündigte einen interessanten und ehrlichen Bericht an, ist aber ALLES nur Werbung für Sachen, die du angeblich nicht gekauft hast. Werbung gut verpackt in einer Pseudo Challenge. Sehr durchschaubar.

Die Idee, dass uns een Produkt glücklich macht oder uns zu dem macht was wir sind hat viel mit der Art und Weise von Werbung heutzutage zu tun. Ist also nicht unbedingt ein natürliches Verlangen vom Menschen.

danke, für diesen inspirierenden Artikel. Auch ich versuche immer wieder „shoppingfreie“ Monate einzubauen. Aber wie verhält es sich denn in deinem Fall mit PR-Samples, die du geschenkt bekommst? Ist das nicht auch irgendwie eine Art von Konsum? Da bin ich neugierig auf deine Antwort. LG

immer wieder ein spannendes Thema, denn anscheinend bin ich wahrlich nicht alleine mit meinem Shopping Wahn. Ich ziehe meinen Hut vor dir, wie gut du das durchgehalten hast. Ich finde dann immer viel zu schnell einen Grund, warum ich jeweilige Teil unbedingt brauche. Belohnung, Stimmungsaufheller, you name it!

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.