Die News! So zeigt die Modebranche Solidarität und Gemeinschaft in der Corona-Krise

Mit Maskenproduktion und Charity-Aktionen kämpft die Modebranche gegen Covid-19

Es herrscht Ausnahmezustand – und das mittlerweile überall. Noch nie war eine Krise so allumfassend und global wie die jetzige. An manchen Tagen scheint es sogar fast so, als hätten Hoffnung und Optimismus gerade Pause. Und dennoch gibt die Gesellschaft nicht auf. Das beweist die weltweite Zunahme an zwischenmenschlicher Solidarität.

Angefangen beim Applaus für Ärzte und das Krankenhauspersonal über die Unterstützung lokaler Brands bis hin zum Ergreifen unternehmerischer Verantwortung für das internationale Gesundheitssystem. Jede/r trägt im Rahmen seiner Möglichkeiten zu einem Gefühl globaler Gemeinschaft und gegenseitiger Anteilnahme bei. Die Modebranche ist davon nicht ausgeschlossen. In unseren heutigen News du Jour lest ihr deshalb sowohl von Charity-Aktionen als auch von Atemschutzmasken, die derzeit anstelle der hauseigenen Ware von vielen Unternehmen produziert werden. Ein kleiner Hoffnungsschimmer und eine Bestätigung dafür, dass sich gerade aus schwierigen Situationen immer etwas Positives schöpfen lässt.

Desinfektionsmittel statt Luxuskosmetik

Statt hochpreisiger Beauty-Artikel und Parfums werden jetzt Desinfektionsgels und medizinische Versorgungsgüter wie am Fließband produziert. In den unsicheren Zeiten von Covid-19 machen Luxusgüter Platz für die Herstellung lebensnotwendiger Sanitätsartikel. Bekannte italienische und französische Firmen, darunter LVMH, Kehring, Hermès oder L’Oréal Paris, nutzen ihre Produktionsstätten, um Desinfektionsmittel oder medizinische Mundschütze en masse zu fabrizieren.

Die Initiative etwaiger Unternehmen ist mit den Umständen des ersten und zweiten Weltkrieges vergleichbar. Damals unterlag die Wirtschaft dem Dienst der militärischen Versorgung. Heute ist es ein Zeichen für Solidarität und Unterstützung im Kampf gegen die globale Krise. Viele große, erfolgreiche Firmen bekennen sich zu ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Schnelligkeit und außerordentliches Reaktionsvermögen gewinnen derzeit noch mehr an Bedeutung. Gleichzeitig sind die Bemühungen Perspektiven, die uns zeigen, wie die Zukunft aussehen kann.

Dass wir momentan alle keine Luxushandtaschen und teure Kosmetik benötigen, ist klar. Inwieweit die Initiativen jetzt förderlich für das Gesundheitssystem sind, bleibt weiterhin zu beobachten. Auch spannend ist eine mögliche Veränderung des Konsumverhaltens. Aktuell spricht man in der Modebranche von zwei Szenarien: Entweder steigt der Bedarf an Luxusartikeln auf sein ursprüngliches Niveau oder die COVID19-Krise befeuert den Trend für mehr Nachhaltigkeit und bewusste Kaufentscheidungen. Abhängig ist dies vor allem davon, wie lange die aktuelle Situation bzw. der wirtschaftliche Shutdown anhält. Ausführliche Hintergrundinformationen und statistische Zahlen zum Thema gibt es in diesem Artikel von Vogue Business.

Take care and have a breakfast!

Das Pariser Label Sandro stellte die textile Produktion ein und beliefert vorerst ausschließlich sowohl französische als auch europäische Krankenhäuser mit filtrierenden Atemschutzmasken. Bereits am Montag, den 30. März, erhielt das Krankenhaus Aulnay-sous-Bois, das nordöstlich von Paris liegt, 1.000 Masken. Weitere 2.000 folgten in den darauffolgenden Tagen. Die verbleibenden 7.000 Masken werden an Krankenhäuser in Frankreich und Europa geliefert. Diese Aktion unterstützt vorrangige Zuteilung von zertifizierten Masken – derzeit weltweite Mangelware – an medizinisches Personal und Risikopatienten. Weitere Stoffmasken für nichtmedizinisches Krankenhauspersonal und allgemeine Gesellschaft sollen in den kommenden Tagen verteilt werden.

Zusätzlich unterstützt Sandro jeweils freitags lokale Initiativen in besonders betroffenen Gebieten. Vergangene Woche konnte so bereits das erste Frühstück für medizinisches Fachpersonale Madrider Krankenhäuser organisiert werden. In den kommenden Wochen soll dieses Engagement Einrichtungen in Paris, London, New York und Berlin zugutekommen.

Prominente Unterstützer beim Charity-Verkauf

Wer Veränderung bewirken will, der setzt jetzt auf Zusammenhalt und die Kraft der Gemeinschaft. Wie das im Modebereich aussehen kann, zeigen einerseits die außerordentliche Unterstützung mit sanitärer Ausrüstung und andererseits zahlreiche solidarische Hilfsaktionen.

Auch Vestiaire Collective, die wohl bekannteste Online-Plattform für den Verkauf hochwertiger Secondhand-Mode, macht sich für den Kampf gegen das Coronavirus stark. So startete gestern der Community Charity Verkauf mit gespendeten Kleidungstücken von Kate Moss, Veronika Heilbrunner und Pernille Teisbaek. Alle Einnahmen, inklusive 100 Prozent der sonst von Vestiaire Collective erhobenen Kommission, werden an Hilfsorganisationen wie der WHO, der Spendensammlung der Lombardei, der Paris Hospitals Foundation und dem La Paz Krankenhaus in Madrid gespendet.

Instagram-Highlights der Woche

In This Together

We’re in this together! Ein Satz, der wohl noch nie so große Bedeutung hatte wie jetzt. Aus diesem Grund nutzt das Label Sézane seine Plattform dazu, Gutes zu tun und ruft zwei besondere Initiativen ins Leben. Ab sofort fließen 10 Prozent der Einnahmen aus der aktuellen Kollektion in einen sogenannten Emergency Fund und damit in die Unterstützung französischer Krankenhäuser. So schließt sich auch die französische Marke einer Vielzahl an solidarischen Aktionen aus der Modebranche an. Noch nie war unser Konsum wohl so stark bestimmt von Solidarität, Sinn und wirklichem Interesse, wohin und an wen die Ausgaben fließen. Eine Haltung, die hoffentlich weit über die Krise hinaus von Modemarken sowie Konsumenten aufrechterhalten wird.

Zusätzlich zur finanziellen Unterstützung ist die Aktion „In This Together“ eine Herzensangelegenheit der Marke. Dabei werden täglich all jene ins Rampenlicht gestellt, die am stärksten von der Krisensituation betroffen sind. Denn wir dürfen nicht vergessen: Dank gilt auch allen stillen Helfern, die sich gerade mit vollem Einsatz darum bemühen, unseren Alltag so gut es geht aufrechtzuerhalten.

Mit einer App für geschlechtliche Gleichberechtigung

In den Nachrichten geht es gerade nur um eins: die Corona-Krise. Ob im Fernsehen, Radio oder in der Tageszeitung, die neuesten Zahlen, politische Beschlüsse und Informationen rund um die wirtschaftliche Lage dominieren aktuell unseren Alltag. Schade ist, dass andere gesellschaftliche Probleme und Thematiken gerade unter den Tisch fallen. Wir blicken zurück: Haben wir vor kurzem nicht noch den Weltfrauentag zelebriert und euch dazu in unserer Ausgabe der News jede Menge soziale Aktionen und gemeinnützige Kampagnen präsentiert? Mittlerweile ist davon kaum mehr die Rede. Umso mehr wollen wir den Entwicklungen junger Start-ups jetzt wieder unsere Aufmerksamkeit schenken.

Die Gründerinnen von Equalista, der ersten Lern-App für Gender Equality, blieben mit ihrer Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung der technischen Weiterentwicklung bislang auf der Strecke. Die Idee basiert darauf, fundiertes Wissen zu vermitteln und die UserInnen gleichzeitig mit praktischen Tipp für den (Arbeits-)Alltag zu versorgen. Um das Projekt weiterhin finanzieren zu können, müssen bis zum 10. April 43.000 Euro zusammenkommen. Ansonsten kann der geplante Launch in vier Monaten nicht stattfinden. Jede Art von Hilfe wird gebraucht – egal ob in Form von Spenden (hier entlang!) oder über das Teilen der Aktion auf Social Media.

Lala Island als Utopie der Gemeinschaft

Mode war schon immer mehr als nur das Bedürfnis nach Kleidung. Mode ist kunstvoll und poetisch oder politisch und gesellschaftskritisch. Auch Leyla Piedayesh, Kreativdirektorin und Gründerin von Lala Berlin, formuliert mit ihren Kollektionen zu jeder Saison eine neue Botschaft. So setzte sie während der Hochphase der Flüchtlingskrise das wohl deutlichste Statement, als sie während ihre H/W17-Show ein Schild mit der Aufschrift „I am an immigrant“ in die Luft hielt.

Und so ist auch das Konzept ihrer Frühling/ Sommer 2020 Kollektion relevanter denn je. Lala Island steht für ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft. In Zeiten von #socialdistancing  spiegelt das Konzept der Linie eine Vielzahl kultureller Besonderheiten und Stile wieder. Die Designerin präsentiert so sommerlich fließende Seidenkreationen mit leuchtend roten Schlangen-Motiven und floralen Prints sowie dem für Lala Berlin typischen Kufiya-Muster. Pastelltöne, schillerndes Orange und ein helles Rot ergeben zudem eine harmonische Farbpalette. Das Lookbook, reduziert auf die weißen Looks der Kollektion, strahlt dabei eine ganz eigene Ruhe aus. Ein Key Piece ist der weiße Leinenanzug, inspiriert von der Jetset-Kultur der späten 1960er-Jahre. Der weite Schnitt und eine offenen Ärmelpartie machen schon jetzt Lust auf den Sommer.

Ergänzt wird die Ready-to-wear durch einzigartige Schmuckstücke des Labels ALAMA aus dem Norden Tansanias. In Zusammenarbeit mit der NGO Africa Amini Alama gab es bereits eine Kooperation anlässlich des Weltfrauentages. Die komplette Frühjahr/Sommer 2020 Kollektion, inklusive der Taschen und Schmuckdesigns ist ab sofort im Onlineshop von Lala Berlin und bei ausgewählten Händlern erhältlich.

Ich habe sehr viel über das Gefühl der Zusammengehörigkeit nachgedacht und bin davon überzeugt, dass wir nur in Gemeinschaft etwas bewirken können. Diese Ideologie war der Startpunkt für die neue Kollektion – ich hatte ein Bedürfnis nach Gemeinschaft. Aus diesem Gedanken heraus entstand die Idee für „Lala Island“ – ein Ort, an dem verschiedene Kulturen sich gegenseitig inspirieren, ihre Traditionen und individuellen Besonderheiten miteinander teilen und verschmelzen. Ja, es ist eine Utopie, aber wer sagt, dass sie nicht eines Tages Realität werden könnte?

Zwischendurch was Schönes

Es ist schon etwas her, dass uns die Pressemitteilung von Nina Kastens erreichte, doch möchten wir euch – gerade im jetzigen Nachrichten-Trubel – ihre neueste Kollektion nicht vorenthalten. So lancierte die Hamburger Schmuckdesignerin kürzlich eine neue Capsule-Linie, eine Erweiterung ihrer beliebten „Sweethearts“- Kollektion.

Inspiriert von japanischen Kirschblüten, zeigen sich die Modelle in zartem Rosa und werden durch feine Muschelschalen und Perlen sowie Perlmutt-Details ergänzt. Die insgesamt sechs Pieces, darunter Armbänder, Ketten und Ohrringe funktionieren als wunderschönes Set oder filigrane Einzelstücke. Preislich liegen die Modelle zwischen 69 bis 359 Euro und sind über ihren Onlineshop erhältlich – eine süße Geschenkidee für die Liebsten oder an sich selbst.

Charlottes Serien-Tipp der Woche: Unorthodox

Die neue deutsche Mini-Serie begleitet eine junge Jüdin, die ihre streng orthodoxe Gemeinde in New York verlässt, um in die deutsche Hauptstadt zu fliehen. Basierend auf den Memoiren von Deborah Feldmann geht die Netflix-Serie so nah, wie sie befreiend wirkt. Die Bilder von Berlin im Sommer mit endloser Freiheit und Leichtigkeit wirken in diesen Zeiten wie ein merkwürdiger Traum der Wirklichkeit.

Die Suche nach Glück, Herkunft und Selbstbefreiung werden als intensive, direkte und märchenhafte Erzählung in den insgesamt vier Folgen dargestellt. In einer Art Schwebezustand zwischen deutscher Gegenwart und amerikanischer Vergangenheit wird der Zuschauer in die archaische Parallel-Welt der chassidischen Bewegung entführt. Die jiddischen Konversationen werden dabei mit Untertiteln übersetzt. So ist der Klang der fremden Sprache sonderbar und doch merkwürdig vertraut. Bei diesen wunderschön fernen Eindrücken scheint die Wirklichkeit für einige Stunden vergessen und macht gleichzeitig Sehnsucht nach einem unbeschwerten Sommer in Berlin.

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Bilder via lala berlin. Bilder von Sezane und Nina Kastens via PR. 

Text von Sarah Luisa Kuhlewind und Katharina Hogenkamp.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.