Für die 25-jährige Jungdesignerin Roshi Porkar ging alles ganz schnell: Nach ihrem Modedesign-Abschluss in Wien arbeitete sie für den Stylisten Karl Templer in New
York sowie im Designteam für Damenmode bei Lanvin in Paris, gewann beim Modefestival in Hyères den mit 15.000 Euro datierten Chloé Preis und wurde direkt darauf von Mercedes-Benz und der Elle eingeladen, ihre erste eigene Kollektion auf der Fashion Week in Berlin zu zeigen.
Wir haben sie nach ihrer Show zum Interview getroffen und über ihren Gewinn in Hyères, ihr Fashion Week Debut und ihre Zukunftspläne als Designerin gesprochen.
Hallo Roshi, schön dich kennenzulernen! Heute Vormittag war deine Show, wie war der Tag heute für Dich?
Etwas anstrengend, ich war schon sehr nervös vor der Show und habe jetzt viele Interview-Termine. Aber es ist alles gut gelaufen.
Du hast auf der Mercedes-Benz Fashion Week heute deine erste eigene Kollektion überhaupt gezeigt. Erzähl uns doch bitte etwas zu deinem Werdegang – wie bist du zur Mode gekommen?
Ich komme ursprünglich aus Wien und habe dort auch studiert. Ich habe mich in meinen späten Teenager-Jahren insgeheim immer mehr für Mode interessiert und habe dann beschlossen, in Wien an der Universität für Angewandte Kunst zu studieren und dort letztes Jahr meinen Abschluss gemacht. Danach ging’s für mich gleich zum Festival für Mode und Fotografie in Hyères an der Côte d’Azur, dort habe ich dann den Chloé-Preis gewonnen. Das war toll! Gleich danach wurde ich von der deutschen Elle eingeladen, hier auf der Berlin Fashion Week zu präsentieren.
Das ging ja alles sehr schnell. Demnach hat der Chloé-Preis dich in deiner Karriere deutlich nach vorn gebracht.
Es war ein sehr gutes Jahr! Nach meinem Abschluss ging alles unheimlich schnell. Es war zwar sehr anstrengend, aber ich bin froh, wenn ich viel Arbeit habe und beschäftigt bin. Der Chloé-Preis war unheimlich toll, aber ich glaube allein schon in Hyéres dabei sein zu dürfen, war für mich schon ein wahnsinniges Erlebnis. Dadurch hat meine Kollektion sehr viel Aufmerksamkeit und natürlich Presse bekommen, ich habe viele Leute kennengelernt und es war einfach eine sehr gute Erfahrung.
Wie bewertest du die Modeszene in der österreichischen Hauptstadt?
Die Modeszene dort ist sehr sehr klein, ganz anders als hier in Berlin. Zurzeit bin ich dort, weil ich in Wien meine Kollektion vorbereitet und dort meinen Arbeitsplatz und meine Materialien habe. Dort bleiben möchte ich aber nicht, mal schauen, wo es mich nach dem Sommer hinzieht!
Kannst du dir denn vorstellen, internationaler zu arbeiten und vielleicht noch mal in einer anderen Stadt zu zeigen?
Ja, definitiv – nur nicht mehr die gleiche Kollektion, die habe ich jetzt schon so oft gezeigt (lacht). Ich muss mir noch darüber klar werden, ob ich weiterhin unter meinem eigenen Namen arbeiten möchte oder ob ich bei einer anderen Marke einsteigen will. Es steht noch gar nicht fest, ob ich mein eigenes Label tatsächlich fortführe. Es ist nicht so leicht heutzutage – ich bin da eher Realist, gerade was das Finanzielle angeht. Es sei denn, es käme jemand der sagen würde, er würde mich finanzieren und businessstrategisch unterstützen. Ganz allein schafft man sowas nicht, ich nehme es jetzt einfach so wie es kommt.
Reden wir über deine Kollektion: Woran hast du dich orientiert und was war das Thema der Kollektion?
Ich habe mich vorher viel mit Formen, Proportionen und Silhouetten beschäftigt, besonders was die weibliche Figur betrifft. Ich habe mit verschiedenen Materialien gearbeitet, Kunstpelz und feine Wollstoffe miteinander kombiniert, deren Form und Textur ich besonders herausbringen wollte. Im Endeffekt wollte ich damit ein Bild kreieren, bei dem es um das Zusammenspiel aus den Models, dem Styling und der Musik geht. Für mich ist immer das Gesamtbild und die Show als Ganzes am wichtigsten.
Thema und Inspirationsquelle der Kollektion waren über 4000 Jahre alte Steinstatuetten aus Mittelasien, die sogenannten baktischen Prinzessinen, an deren ungewöhnlichen und voluminösen Silhouetten meine Entwürfe angelegt sind. Die Farbpalette reicht von natürlichen Nudetönen bis zu dunklem Grau, Grün und Apricot.
Meine Kreationen orientieren sich an den ‚Kaunakes’, das sind die aus Fell und Wolle gefertigten Halbröcke der Sumerer. Ich habe versucht, mit meinen Kreationen Silhouetten zu schaffen, die stark und zugleich elegant wirken.
Du bist als Designerin ja noch sehr jung – hast du schon so etwas wie einen Signature Style, oder denkst du, dieser muss sich erst noch entwickeln?
Nein, so etwas habe ich noch gar nicht. Ich möchte auch noch sehr viel ausprobieren, das Thema meiner ersten Kollektion ist jetzt abgeschlossen, jetzt möchte ich irgendetwas Neues machen, etwas ganz anderes.
Schauspielerin und Mercedes-Benz Fashion Week Berlin Testimonial Tilda Swinton war auf deiner Show! Was wäre deine perfekte Frontrow?
Die Frontrow heute hat schon alles übertroffen. Dass Tilda Swinton und Designer Haider Ackermann meine Show besucht haben war eine ganz große Überraschung.
Was sind deine Ziele nach der Fashion Week? Was ist der nächste Schritt und wo möchtest du in Zukunft hin?
Da ich ja noch nicht weiss, ob ich mein Label fortführen möchte und darüber nachdenke, noch einmal woanders zu arbeiten, so wie bei meiner Zeit bei Lanvin in Paris, habe ich mir darüber noch keine konkreten Gedanken gemacht. Ich möchte noch viele Erfahrungen sammeln; es gibt so viele Labels, bei denen ich mir vorstellen könnte, für sie zu arbeiten. Marken wie Prada, Céline oder Marc Jacobs kreieren so starke Mode, Phoebe Philo ist mein Vorbild – mal sehen was sich ergibt!
Vielen Dank für das Interview Roshi!
– Das Interview führte Lisa Marie Dahlke –
Hier seht ihr die gesamte Kollektion:
2 Antworten auf „Designer-Spotlight: Interview mit Nachwuchsdesignerin Roshi Porkar“
Sehr schönes Interview, liebe Lisa! 🙂
Schön mal wieder was von Lisa lesen zu können, gut gestellte Fragen, sehr lebendiges Interview, als ob man mit Roshi und Lisa im Raum gesessen hätte.