Während der German Press Days in Berlin gab es ein Label, das mir sofort ins Auge gestochen ist und mit cleanen, eleganten Taschendesigns überzeugt hat: Stiebich & Rieth. Ich habe nicht schlecht gestaunt, dass die Marke gerade erst gegründet wurde und noch dazu deutsche Designer dahinter stecken: die Hamburger Julia Rieth und Detlef Stiebich.
Da musste ich doch direkt mal nachhaken: Im Designer-Spotlight Interview erzählt das Duo vom bisherigen Werdegang, dem Fertigungsprozess ihrer handgenähten Taschen und den Taschentrends für die kommende Sommersaison.
Taschen kann frau bekanntlich nie genug haben, dennoch ist der Markt über?utet mit Designerhandtaschen. Ihr habt euch trotzdem an die Gründung eures Labels gewagt – wie kam es dazu?
Wir haben lange als freie Designer für verschiedene Labels gearbeitet. Unser eigenes Label entstand aus dem Impuls, eine Taschenlinie zu kreieren, die von Anfang bis Ende in jedem Schritt von uns konzipiert und entwickelt wird. Jeder Prototyp wird so oft genäht und geändert, bis alle Funktionen und Details stimmen. Dabei hat uns besonders das Handwerk fasziniert. Alle unsere Taschen werden mit 2 Nadeln in Sattlertechnik von Hand genäht.
Vor der Gründung von Stiebich & Rieth habt ihr für Bogner und Wunderkind designt. Der Weg in die Selbstständigkeit ist kein leichter – wie ist es euch bisher ergangen?
Wir haben für viele Labels gearbeitet, früher fest und später dann als selbständiges Design-O?ce. Ein eigenes Label herauszubringen bedeutet aber viel mehr. Wir übernehmen die volle Verantwortung, vom Einkauf der Materialien über perfekt geplante Produktionsschritte bis hin zum Vertrieb. Spannend ist, wie Einkäufer auf unsere Taschen reagieren. Der Handel ist voll mit Produkten wie Taschen und Schuhen, daher muss man anfänglich viel erklären. In dem Moment aber, wo wir die Taschen zeigen und der Unterschied klar und sichtbar wird, ist das Interesse und die Begeisterung groß.
Jeder Stich hat seine Bedeutung, jede Schnittform einen Entwicklungsweg hinter sich, die Funktionen sind durchdacht und sorgsam konzipiert. Ein Produkt, das mit so viel Zeit, Handwerkskunst und dem Blick auf das Essentielle entwickelt wird, das gibt es eigentlich nur noch in der Haute Couture.
Ihr lebt und entwerft in Hamburg, wo und wie werden eure Taschen produziert?
Zunächst wird jeder Prototyp von uns im eigenen Atelier gefertigt, solange, bis er produktionsreif ist. Wir haben das Glück, in einem Betrieb produzieren zu dürfen, der sich auf die Kunst der Handnahtverarbeitung versteht. Es gibt in Deutschland nur zwei Betriebe, die das können. In einem davon produzieren wir. Darauf sind wir sehr stolz.
Welche Materialien bezieht ihr?
Wir arbeiten überwiegend mit vegetabilen Ledern aus Italien und hochwertiger Messing-
Hardware. Vegetabile Leder werden ausschließlich mit p?anzlichen Grundsto?en gegerbt (Tannine, Eichenlaub, Wurzeln, etc). Das Leder hat besondere Eigenschaften, ist von der Farbigkeit sehr charaktervoll und wird mit der Zeit immer schöner. Der gesamte Herstellungsprozess einer vegetabil gegerbten Haut dauert 40 Tage.
Das rechtfertigt auch den Preis – wo liegen eure Modelle preislich?
Unsere Taschen kosten zwischen 800 und 2.500 Euro. Durch die zeitintensive Handverarbeitung bekommt man ein individuelles Produkt, was auch sehr exklusiv ist.
Hegt man als Taschendesigner auch privat eine große Vorliebe für Handtaschen? Wie viele Taschen besitzt ihr selbst und welche Labels fand man bislang in eurem Kleiderschrank?
Klar haben wir eine Sammlung – querbeet!!! Alleine durch unsere vielen Reisen. Am meisten aber faszinieren uns aufgrund ihrer Handwerkskunst immer wieder die Traditionshäuser Hermès, Moreau und Delvaux.
Neben eurer eigenen Kollektion habt ihr Stücke für den neuen Odeeh Store im Bikini Haus entworfen. Wie kam es zu der Kooperation?
Als Jörg Ehrlich und Otto Drögsler uns von ihrem Projekt im Bikini Berlin erzählten, waren wir so begeistert, dass wir uns überlegt hatten, eine Sonderserie für die Erö?nung Ihres großartigen Ladens zu entwickeln. Auf Basis unserer Clutch ‚BlackMail‘ haben wirzusammen mit Jörg und Otto die Farben ausgesucht. Jede Tasche ist ein Unikat, da es Vintage-Leder sind, die es auch jeweils nur einmal gibt. Die Idee des Piece Unique wollen unbedingt weiterverfolgen.
Minimalismus ist im Taschendesign die derzeit wichtigste Tendenz. Welche praktikablen Elemente muss eine solche Tasche aber mit bringen?
Minimalismus braucht auch Funktion. Was nützt einem eine Tasche, die nur einmal eine Naht ringsum aber keine Tiefe, keinen Verschluss und auch sonst keine funktionalen Details hat. Minimalismus fordert immer auch Ra?nesse, sonst wird es schnell langweilig.
Tote, Umhängetasche, Clutch, Shopper: Welches Modell tragen wir im Sommer 2014 am liebsten?
Unsere Boxie! Das ist eine kleine Bowlingbag, die ein wenig an eine Arzttasche erinnert. Die Form ist charmant und modern zugleich. Aber da ist auch noch die Hunter, die Blackmail, die Pillow….eine Frau kann doch – wie eingangs gesagt – nie genug Taschen haben!
Wo gibt es eure Taschen in Zukunft zu kaufen?
Bei Linette in Hamburg, bei O? & Co in München, bei ODEEH in Berlin und bei Khadi & Co in Paris. Aber das ist erst der Anfang. Wir wollen für Deutschland / Europa weitere Kontakte aufbauen und für Japan und die USA gibt es auch schon Pläne. Da wir alles in Handarbeit in Deutschland herstellen lassen, haben wir eine limitierte Au?age. Da suchen wir sehr gezielt nach richtigen Partnern.
Ich wünsche viel Erfolg!
2 Antworten auf „Designer-Spotlight: Interview mit dem Hamburger Taschenlabel Stiebich & Rieth“
Die Boxie! <3
Ich besitze die „Hunter“. Für mich die schönste Tasche die man haben kann.
Einfach schlicht und elegant.