JOURgarderobe: Closet Diary mit Anahita Sadighi, Galeristin

Let's be artsy! Heute nimmt euch die jüngste Berliner Galeristin mit durch ihre aufregende Woche

Passend zum vergangenen Gallery Weekend in Berlin haben wir aus der hiesigen Kunstszene Galeristin Anahita Sadighi für unser Closet Diary gewinnen können.

Die Deutsch-Iranerin ist geprägt durch Ost und West: In Teheran geboren und in Berlin dank ihrer Eltern mit Kunst und Musik aufgewachsen – das Studium der islamischen Kunst und Architektur war da wahrscheinlich nur die logische Konsequenz. Mit ihrer 2015 eröffneten Galerie Anahita – Arts of Asia, die sich mit antiker Kunst des asiatischen Kulturraums und des Vorderen Orients beschäftigt, hat sich Anahita mittlerweile erfolgreich in der Kunstszene etabliert und wurde bereits mehrfach als Berlins jüngste Galeristin gefeiert. Ihren großen Wunsch, einen Raum für zeitgenössische Kunst zu schaffen, hat sie sich später mit ihrer zweiten Galerie Anahita Contemporary erfüllt.

Die schöne Tausendsasserin hat noch mehr Eisen im Feuer: Vor zwei Jahren gründete sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin das Kulturformat Poetry Nights für klassische persische und arabische Literatur. Unter dem Schwerpunkt „I Am Not Your Exotic Girl“ möchte sie starken Frauenstimmen eine Plattform geben. 

An erster Stelle steht dabei der interkulturelle Dialog sowie eine neue und frische Perspektive auf den Nahen Osten. Und genau das spiegelt sich auch in Anahitas Kleiderschrank wieder. Dabei ist Mode für sie viel mehr als bloßer Zeitgeist: Sie ist Kunst und inszeniert Menschen als Kunstwerke. Vor allem das Gefühl von Weiblichkeit, Stärke und Persönlichkeit ist in ihren Looks quasi zu spüren.

 

Anahita Sadighi auf Instagram: @berlinartlover

Ich liebe klassische, elegante und strenge Outfits, welche zu meiner Rolle als Galeristin und Unternehmerin passen, aber auch verspielte, kunstvolle Kleider, die wiederum meinen Sinn für Leidenschaft und Romantik widerspiegeln. In sportlichen und frechen „Spice Girls“-Outfits kann ich meine Lebensfreunde, Abenteuerlust und Power ausleben. Mich inspirieren auch modische Traditionen aus anderen Kulturkreisen, welche ich in meinem Stil-Mix „East meets West“ fusioniere. Mir ist es wichtig, mich in meinem Outfit wohl zu fühlen und mich zugleich in meiner Person bestärkt zu sehen, mit all ihren Facetten. Und als Perserin bin ich wahrscheinlich auch ein bisschen eitel, aber das macht nichts!

MONTAG

Montags sind Galerien für gewöhnlich geschlossen – so auch die meine. Trotzdem beginnt heute meine Arbeitswoche. Mondays will always be mondays! Die Eröffnung der zweiten Galerie steht vor der Tür und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Ich bereite die Abläufe und Termine für die kommende Woche vor und gehe meine To-do-Liste an.

Ich glaube fest daran, dass ein guter Wochenstart das Geheimnis für eine erfolgreiche Woche ist! Dazu gehört neben der richtigen Einstellung, auch ein Outfit, das mich in meinen Vorhaben bestärkt und für gute Laune sorgt.

Heute trage ich ein Kleid, in das ich mich immer wieder neu verliebe. Die regenbogenförmige Komposition wirkt geradezu psychedelisch und vermag einen in besondere Stimmung zu versetzen. Der Schnitt, die Farben und das Muster sind von den 60’s inspiriert, ebenso wie die offenen Schuhe, die ich dazu trage. Beide Teile habe ich von einem meiner Lieblingsläden: & Other Stories.

Die Uhr hat einen ideellen Wert für mich. Sie war das erste Hochzeitsgeschenk meiner Mutter an meinen Vater in Teheran und beide freuen sich, dass ich sie jetzt trage. Die Edition wird heute nicht mehr produziert und ist ein absolutes Vintage Gem.

Kleid: & Other Stories (ähnlich hier), Schuhe: & Other Stories (ähnlich hier), Uhr: Sarcar (ähnlich hier), Sonnenbrille: Max Mara (ähnlich hier)

DIENSTAG

Der erste offizielle Arbeitstag startet für mich und ich freue mich in die Galerie gehen zu können. In arbeitsintensiven und stressigen Zeiten sehne ich mich besonders nach den ausgestellten Artefakten mit ihren leuchtenden Farben und Geschichten. Manchmal inspirieren sie mich sogar zu Outfits. Die leuchtenden Grüntöne des alten Ghashghai Kelims und der türkisfarbenen persischen Amphore sprechen für sich. In Bezug auf Stil und Mode kann man viel von alten Artefakten lernen!

Ich trage gerne klassisch geschnittene Kleider mit warmen Tönen. Dazu gehört dieses tannengrünfarbene Kleid von Calvin Klein. Die grüne und beige Farbkombination finde ich edel und frisch. Der goldene Halsschmuck ist von der Antike inspiriert und ein Geschenk meiner besten Freundin. Passend dazu ausgewählt habe ich die Tasche im Minimal-Businesslook von Max Mara. Die Brand mag ich generell sehr gerne – die Mode ist so schön elegant und zeitlos. Genau wie die antiken Nomadenwebereien.

Die Schuhe habe ich bei Steve Madden in LA gekauft. Ich glaube, das sind tatsächlich die höchsten Schuhe, die ich jemals gekauft habe! Das Kleid wirkt nämlich nur mit hohen Schuhen, die mir lange Beine zaubern.

Abends gehe ich auf zwei Gallery Openings im Rahmen der Gallery Week Events hier in Charlottenburg. Ich freue mich dort Freunde und Kollegen zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen.

 

Kleid: Calvin Klein (ähnlich hier), Schuhe: Steve Madden (ähnlich hier), Tasche: Max Mara (ähnlich hier), Brille: Ace & Tate (ähnlich hier), Schmuck: Geschenk (ähnlich hier)

MITTWOCH

Heute werden Bilder einer fantastischen Künstlerin aus China geliefert. Ich bin so gespannt, die Bilder in Empfang zu nehmen, auszupacken und anschließend zu shooten. Die Arbeiten werden digitalisiert und begleitend die Texte für die kommende Ausstellung geschrieben.

Der Frühling ist endlich angekommen! Ich trage ein Kleid mit ineinander übergehenden saftigen Blumenprints. Das Kleid hat bereits eine lange Reise hinter sich: Den Seidenstoff habe ich auf meiner ersten Reise nach China gekauft – in Hong Kong, wo unter anderem die beste Seide weltweit produziert wird. Anlässlich meines 2-jährigen Galerie-Jubiläums habe ich es bei meiner talentierten Nachbarin, der Designerin Meike Deter, schneidern lassen.

Dazu trage ich eine Jacke aus Latex von Sportmax Code. Die Ledertasche, schlicht und farblich passend dazu, hat mir meine Freundin aus Italien mitgebracht. Die goldenen Rubinen-Ohrringe sind ein geliebtes Erbstück meiner Oma aus dem Iran und nehmen in Kombination mit meinem knalligen Lippenstift, die Farben des Kleides auf. Die Adidas Allstars bringen das Outfit wieder auf den Teppich. Ich mag es, edle Kleider und Accessoires mit Sneakers und schlichten Teilen zu kombinieren.

Abends gehe ich auf ein Jazz-Konzert. Die Farben passen zu meiner Vorfreude!

Jacke: Sportmax Code (ähnlich hier), Kleid: geschneidert bei Meike Deter in Berlin (ähnlich hier), Schuhe: Adidas, Tasche: aus Italien (ähnlich hier), Ohrringe: Gold-Rubin Ohrringe meiner Großmutter (ähnlich hier)Sonnenbrille: Dsquared2

DONNERSTAG

Es ist Donnerstag und die Sonne scheint. Ich habe ein paar Termine und besuche zwei Künstler in ihrem Atelier, die ich in meiner neuen Galerie ausstellen werde. Wir haben bereits eine Vorauswahl getroffen und heute werden die finalen Bilder ausgesucht. Kunst muss man immer live erleben, denn Abbildungen werden ihnen nicht gerecht. So oder so gehören die Atelierbesuche zu den Highlights meiner Woche. Den Künstler an seinem intimsten und bedeutungsvollsten Ort zu treffen, erfüllt mich mit Ehrfurcht und Respekt und ermöglicht mir neue Perspektiven.

Ein besonderer Tag – ein besonderes Outfit. Die knallige Farbe des Kleides strahlt so viel Lebensfreude und Leidenschaft aus. Tatsächlich habe ich mich auch in jemanden verliebt, als ich dieses Kleid zum ersten Mal trug – es ist also sozusagen mein „Love Dress“.

Die Jacke stammt aus der ehemaligen 70’s-Garderobe meines Vaters – aus einer Ära, zwischen Anarchie, Flower Power und Antikriegs-Demonstrationen. Zugegeben, ich trage sehr gerne Männersachen, wenn es zum Outfit passt und die Geschichten, die mein Vater mit dieser Jacke erlebt hat, verführen mich nur sie noch mehr zu tragen und erfüllen mich mit Stolz. 

Ich liebe die grün-metallic Farbe und starke Lederstruktur des Mantels und seinen langen Schnitt. Er verleiht dem Träger Macht und wirkt wie eine Uniform mit all seinen Elementen. Die Jacke erinnert mich auch ein bisschen an den Film Matrix und an seine besondere futuristisch-reduzierte Ästhetik für Kleidung und Stil.

Das südländische, blutorangefarbene Kleid und der strenge Mantel vereinen weibliche und männliche Symbole und verbinden vermeintlich gegensätzliche Stile. Zusammen getragen fühlen sie sich jedoch sehr natürlich und weiblich an.

Jacke: Vintage (ähnlich hier), Kleid: Zara (ähnlich hier), Schuhe: & Other Stories (ähnlich hier)

FREITAG

Die Woche neigt sich dem Ende entgegen und damit gleichzeitig dem Anfang. Heute treffe ich die deutsch-irakische Schauspielerin Susana. Wir besprechen das Programm unserer nächsten Poetry Nights. Wir veranstalten regelmäßig Lesungen und geben persischer und arabischer Literatur eine Plattform. Unter der Rubrik „I Am Not Your Exotic Girl“ geht es vor allem um starke Frauenstimmen, die beweisen, dass die morgenländische Lyrik keine ausschließliche Domäne der Männer ist.

Das heutige Outfit greift unsere Message passend auf. Das orangefarbene Seidentuch ist wie ein kleiner Turban drapiert und versprüht einen Hauch von Orient, 1001-Nacht und das Bild von leuchtenden Zitrusfrüchten. Es verleiht dem verspielten Schulmädchen-Outfit mit kurzem Rock, den witzigen Motiv-Söckchen und den Plateau-Boots eine sinnliche Note. Die Kette ist von Collective Womanmade – nachhaltig produzierter Schmuck der „Waste Products“ aus der Mode- und Lebensmittelindustrie (z.B. Lachshaut, Vintage-Leder und recyceltes Kupfer) eine zweite Chance gibt und zu neuem Leben erweckt. Jedes Stück ist ein einzigartiges Design – das Kreuz steht als Symbol der Venus für Frauenpower.

Nachhaltige Produkte sollten meiner Meinung nach gerade in der Fashion-Industrie mehr unterstützt werden – umso mehr, wenn sie von Frauen für Frauen sind.

T-Shirt: UniqloRock: H&MSchuhe: Navyboot (ähnlich hier), Strümpfe: Monki (ähnlich hier), Kette: Collective Womanmade, Tuch: Hérmes (ähnlich hier)

SAMSTAG

Es ist Sonnabend, der wichtigste Wochentag für mich. Ich treffe ein paar Kunden, die angereist sind und präsentiere neue Akquisitionen. Nach Feierabend besuche ich eine Galerie in Charlottenburg, um die gerade fertig installierte Ausstellung vor der Eröffnung zu besichtigen. Es ist wichtig informiert zu bleiben, sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Gerade in der stetig wandelnden Kunstszene.

In der Mittagspause besuche ich eines meiner Lieblings-Antiquariate in Berlin. Hier findet man immer wieder spannende Bücher aus allen Gebieten. Momentan bin ich auf der Suche nach Lyrikbänden aus dem 20. Jahrhundert aus Persien.

Ich trage einen Jumpsuit in meiner Lieblings“farbe“: Schwarz. Obwohl meine Woche sonst eher farben- und abwechslungsreich ist, muss ich gestehen, dass ich auch gerne Schwarz trage und Schwarztöne immer wieder neu für mich entdecke.

Das Kostüm erhält durch den roten, durchschimmernden BH einen verruchten Touch und wirkt interessanterweise streng. Auf der Arbeit würde ich zu dem Outfit einen schwarzen Blazer tragen, der geschlossen ist, heute genieße ich den Look aber so.

Später kombiniere ich dazu eine alte Lederjacke von Joop. I really love leather jackets! Dazu Schuhe und Socken ganz im Stil des „british gentlemen look“. Die Socken sind mit einem Beatles-Print – eine meiner Lieblingsbands. Ich bin ein großer Fan von ausgefallenen Socken, die gute Laune machen und Statements setzen. Ich verschenke sie auch unheimlich gerne und finde, dass sie gerade bei Männern ein wichtiges Accessoires sind, auf das ich achte. Socken können so viel aussagen!

Der Shopper, in den extra viele Bücher reinpassen, ist von meiner deutschen Lieblingsdesignerin Jil Sander. Die Ohrringe hat mir meine Freundin geschenkt – sie besitzt eine bedeutende Vintage-Schmucksammlung. Dieses Schmuckstück ist aus den USA der 50er oder 60er Jahre.

Abends geht es übrigens noch in die Schaubühne. Yay!

Jacke: Joop, Jumpsuit: Vintage (ähnlich hier), BH: Hunkemöller (ähnlich hier), Schuhe: COS (ähnlich hier), Tasche: Jil SanderSocken: Happy Socks (ähnlich hier)

SONNTAG

It’s Sunday Funday! Morgens gehe ich immer zum Spinning und bin anschließend zum Brunchen verabredet. Später bin ich noch auf einem Rundgang in der Afrika-Ausstellung im Bode Museum. Nachmittags nehme ich mir Zeit für mich – zum Lesen und Entspannen – bevor ich am Abend meine Freunde zu Drinks und Musik treffe.

Das heutige Outfit versprüht für mich Berliner Lebensgefühl pur – ganz im Sinne „arm aber sexy“, haha. Ich bin ein riesengroßer Fan von Sportswear und finde es cool, diese sportlichen Outfits mit edlen Accessoires und Pumps zu kombinieren.

Ich trage Ohrringe von Chanel und sexy Power-Heels von Sportmax. Dadurch wird der klassische Adidas-Style transformiert. Die silberne Glitzer-Tasche setzt das i-Tüpfelchen und gibt dem Ganzen einen futuristischen Sci-Fi-Look. Es macht wirklich großen Spaß das Outfit zu tragen! 

 

Hoodie: Adidas, Top: Hallhuber (ähnlich hier), Hose: Adidas, Schuhe: Sportmax (ähnlich hier), Tasche: Vintage (ähnlich hier), Ohrringe: Chanel (ähnlich hier)

ALLE FOTOS: ALESSIA COCCA

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11 Antworten auf „JOURgarderobe: Closet Diary mit Anahita Sadighi, Galeristin“

Die gezeigten Outfits der Künstlerin Anahita Sadighi gefallen mir sehr gut: bunte Farben und extravagante Muster sind genau mein Ding! Leider trauen sich viele Damen nicht so viel und deswegen wird der Street-Look momentan sehr stark von Schwarz und Jeans geprägt. Hoffentlich wird der Sommer farbenfroher, was die Mode angeht!
Liebe Grüße
Susanne

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.