Ananasleder & Co: Das sind die Lederalternativen der Zukunft

Schuhe aus Ananas-Fasern? Taschen aus Pilzen? Nichts ist unmöglich. Das sind die neusten und nachhaltigsten Verfahren in Sachen Leder.

Ich habe mir vor einigen Jahren eine Handtasche von Stella McCartney gekauft, und noch heute bin ich jedes Mal auf’s Neue fasziniert, wenn ich sie aus dem Schrank nehme: Das Material ist so unglaublich weich und sieht (auch nach so manchen Partynächten) noch immer nagelneu und super hochwertig aus.

Das ist noch unglaublicher, wenn man bedenkt, dass dafür kein tierisches Leder sondern eine pflanzliche Alternative verwendet wurde. Denn die Designerin verzichtet ja bekannterweise konsequent auf die Verarbeitung von tierischen Stoffen, womit sie zu einer Gallionsfigur für nachhaltige und ökologisch wertvolle Mode wurde.

Sie können sich gar nicht vorstellen, wie oft ich mir anhören muss, dass Öko-Mode langweilig sei und ich doch vernünftig sein und wie alle anderen Häuser auch mit Leder arbeiten soll. Doch ich sehe es als persönliche Herausforderung, selbst die letzten Zweifler davon zu überzeugen, dass auch umweltfreundliche Alternativen modern und stylish aussehen können.

Ich würde behaupten, das ist Stella McCartney mittlerweile gelungen. Und sie kämpft an dieser Fashion-Front auch schon lange nicht mehr alleine. Immer mehr Labels arbeiten heute mit veganen Lederalternativen, was dazu führt, dass weltweit fleißig nach neuen, umweltschonenderen Produktionsmethoden und pflanzlichen Rohstoffen geforscht wird. Taschen und Schuhe aus Ananas-Fasern? Völlig chemiefrei gegerbt mithilfe von Rhabarber und Olivenblättern? Na klar geht das. Und ein gutes Gewissen ist doch immer noch der größte Luxus, oder?

Das sind die neusten, umweltschonenden Rohstoffe und Produktionsverfahren:

Ananasleder

(Fotos: Instagram/pinatex)

Jawohl, man kann aus Ananas tatsächlich Leder herstellen. Genauer gesagt aus den stabilen Fasern der Blätter, die bei der Ernte auf den Farmen normalerweise als Abfallprodukt weggeschmissen werden. Die spanische Designerin Dr. Carmen Hijosa tüftelte jahrelang an der Entwicklung eines sogenannten Piñatex (Ananastextils) – und hatte Erfolg. Das neue Material kann auf ökologisch verträglichem Wege hergestellt und genauso wie Leder zugeschnitten, genäht und nach Wunsch bedruckt werden. Es ist atmungsaktiv, wasserabweisend und als Rohstoff im Einkauf sogar günstiger als die tierische Variante. Unter dem Namen Ananas Anam produziert das Start-up nun eigene Produkte, verkauft sein Rohmaterial aber auch an andere Firmen weiter, die daraus sogar Sofas und Autositze fertigen.

Pilzleder

(Fotos: Instagram/mycoworks)

Auch aus Pilzen lassen sich vegane Handtaschen, Schuhe und Co. fertigen. Dafür arbeitet man mit dem Wurzelgeflecht der Pflanzen, dem sogenannten Myzel. Für die Verarbeitung wird diese Struktur gepresst, getrocknet und mit den unterschiedlichsten Farben und Mustern versehen. Das Material ist wasserabweisend, extrem reißfest und gleichzeitig sehr flexibel. Das Forschungsteam des Start-ups MycoWorks aus San Francisco hat für 2017 den Beginn einer Schuhproduktion angekündigt, langfristig soll aus der Lederalternative auch Baumaterial für Häuser und das Interieur von Autos und Raumfahrtschiffen hergestellt werden.

Lachsleder

(Fotos: Nine to Five)

Die Verarbeitung von Fischhäuten – etwa Lachs oder Barsch – gilt ebenfalls als ökologisch wertvoll, da sie ein Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie sind und auf diesem Wege sinnvoll recycelt werden können. Das Hamburger Label Nine to Five bezieht sein Material von einer zertifizierten Bio-Lachsfarm in Südbayern. Aufgrund einer kreuzweise verlaufenden Faserstruktur gilt Lachsleder nicht nur als strapazierfähiger und reißfester als Kalbsleder, sondern auch als pflegeleichter.

Rhabarberleder

(Fotos: Deepmello)

Im Unterschied zu den vorigen Lederalternativen bezieht sich diese Bezeichnung nicht auf die Materialherkunft, sondern lediglich auf das umweltschonende Gerben. Denn anders als bei normalen Verfahren wird hier völlig chrom- und schwermetallfrei und ohne krebserregende Giftstoffe gearbeitet, die bei der Produktion sonst nicht nur auf die Haut, sondern auch in Flüsse und Seen gelangen. Bei der pflanzlichen Haltbarmachung mithilfe von Rhabarber werden Stoffe aus der Wurzel verwendet, die das Leder besonders weich und langlebig machen. Die Berlinerin Anne-Christin Bansleben gilt als Erfinderin des Rhabarberleders. Jahrelang forschte die Wissenschaftlerin an einem ökologischen Verfahren, mittlerweile verkauft sie unter ihrem Label Deepmello eigene Produkte.

Olivenleder

(Fotos: Early)

Auch dieser Begriff bezeichnet Leder, das auf natürlichem Wege mit Olivenblattextrakt gegerbt wird. Das kürzlich patentierte Verfahren des deutschen Unternehmens Wet-Green will die weltweite Lederproduktion nachhaltiger gestalten, da bei diesem pflanzlichen Verfahren nicht nur auf Giftstoffe verzichtet, sondern auch mit einem Rohstoff gearbeitet wird, der andernfalls verbrannt würde. Was durch eine Weiterverarbeitung zum Klimaschutz beitragen soll. Das Frankfurter Label Early etwa hat diesem extrem weichen Leder nun eine eigene Produktlinie gewidmet.

(Fotos Header: Early, Deepmello, MycoWorks)

Von Anna-Lena

„Boah, die Jacke ist ja schrecklich. Grünes Wildleder mit applizierten Pailletten?! Lena, guck mal, ich hab hier was für dich!“ Jep, so in etwa klingt ein ganz normaler Dialog mit meiner Schwester. Denn ich schockverliebe mich bereitwillig in außergewöhnliche und ausgefallene Statement-Teile. Glitzernde Boots? I’m in! Der Rest ist dann meist sehr clean und praktisch, damit ich jederzeit quer über die Straße flitzen und die einfahrende U-Bahn erreichen kann.

Vielleicht könnte man meinen Stil wie das beschreiben, was dabei herauskäme, wenn Chloë Sevigny, Lou Doillon und Harry Styles in eine WG ziehen (wie lustig wäre das bitte?) und fleißig Lieblingsteil-Sharing betreiben würden. Ich muss nämlich gestehen, dass ich nicht nur modisch, sondern in jeglicher Hinsicht extrem schnell gelangweilt bin. Deshalb versuche ich ständig, mich und meine Welt neu zu erfinden. Vermutlich bin ich auch deshalb schon so oft umgezogen. Mein absoluter Lieblingsort – abgesehen von Los Angeles, meinem „home away from home“ – ist definitiv der Fensterplatz im Flugzeug. Der Moment, wenn die riesige Maschine abhebt, man auf dem Weg ins nächste Abenteuer ist und überhaupt keine Ahnung hat, welche Überraschungen einen erwarten – I love it.

Auch beruflich bin ich ziemlich umtriebig, ich habe schon für viele deutsche Zeitschriften und Online-Magazine geschrieben, darunter zB. Elle.de, Grazia, Gala, Jolie, Women’s Health, Stylebook, Couch und viele andere. Am alleroberliebsten treffe ich spannende Menschen zum Interview oder wusele für Behind-the-Scenes-Reportagen im Backstage-Bereich von Award-Verleihungen oder Fashion Shows rum.

Wer mir dabei folgen möchte, findet mich natürlich auf Instagram.

Kommentare (7) anzeigen

7 Antworten auf „Ananasleder & Co: Das sind die Lederalternativen der Zukunft“

Super interessant, was es mittlerweile für Möglichkeiten gibt 🙂 Ich freue mich total über die Entwicklung und hoffe es wird sich durchsetzen.

Aber wo sind denn die schönen Coats die im Bild unter der Artikelunterschrift abgebildet sind? 🙂

guter artikel, super interessantes und wichtiges thema, toll geschrieben.

ich mag die note und die tiefe, die du hier einbringst:
ein grosses herz fuer recherchearbeit und information,
schoene und interessante aufarbeitung,
und sowieso fuer slow, fair and sustainable fashion und DIY
<3

Oh wow, das ist ja lieb! Vielen Dank, es freut mich riesig, dass dir das Thema so gut gefallen hat <3

Wir hatten in Frankfurt gerade vom Museum Angewandte Kunst ein 3.tägiges Modefestival zum Thema, was mir u.a. gezeigt hat wie wichtig Modeblogger als Multiplikatoren sind, der Hinweis auf Labels und dass es bei dem Thema keine einfachen Antworten gibt. Freu mich also; dass ihr das aufgreift…LG Sabina

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.