Früher habe ich mit goldenen Luftballons den Journelles-Geburtstag gefeiert, heute habe ich mit mir gehadert, überhaupt darüber zu schreiben.
Dabei ist heute vor exakt 10 Jahren, am 17.Oktober 2012, Journelles live gegangen und hat mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Es war der Beginn meiner Selbstständigkeit, die Fortsetzung meiner Blog-Karriere, der Startschuss für diese wahnsinnig aufregende und kraftvolle Dekade. Ohne Journelles wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin, und ich bin stolz, die Marke durch all die Jahre gebracht zu haben – mit vielen Höhen und erstaunlich wenig Tiefen.
Ich hadere heute mit meinem eigentlich schon obligatorischen Editor’s Letter, weil ich mein Blogazine seit der letzten Geburt vernachlässigt und immer weniger veröffentlicht habe. Die Schnelligkeit von Social Media, die Verlagerung auf andere Plattformen und Fortsetzung von all dem, was ich immer schon gemacht habe, war schlicht auch ohne Website möglich. Gleichzeitig sind das geschriebene Wort und das aufwändige Einpflegen ins CMS-System Zeitfresser geworden, die im Verhältnis nicht mehr genug wertgeschätzt wurden. Je weniger Menschen aktiv auf einen Artikel klickten, umso enttäuschter war ich. Wozu der Aufwand, wenn man in Instagram Stories 20 Mal so viele Menschen erreichen und begeistern kann?
Die Pandemie hat mir einen großen Aufwind bereitet; wir haben zahlreiche neue Interview-Formate lanciert und Live-Sessions gemacht, was in mir neues Feuer entfacht hat. Dass die Marke auch ohne das stete Pflegen meiner Website funktioniert, ist für mich natürlich wunderbar. Aber wie war das noch gleich mit meinem steten Leitsatz: „Nur über die Website habe ich die gesamte Kontrolle – nicht aber über Algorithmen und Social-Media-Trends.“ Sich davon abhängig zu machen, war mir stets ein Dorn im Auge! Und jetzt verlinke ich immer seltener auf neue Artikel (obwohl das Closet Diary zurück ist!), dafür noch immer auf die am häufigsten nachgefragte Kategorie „Shop my Look„.

Vielleicht bin ich melancholisch, weil die Dekade des steten Blogazine-Veröffentliches vorüber ist? Ich bin immer die Verfechterin von „Stillstand ist der Tod“ gewesen, insbesondere im Netz muss man sich ständig neu erfinden, Neues ausprobieren, andere Pfade einschlagen. Die Welt dreht sich unweigerlich weiter und verändert sich ja auch – und ich mich mit ihr.
Bekannt geworden bin ich als Pionierin des Modebloggens. Ich weiss, es ist manchmal schwer vorstellbar, aber vor rund 15 Jahren gab es das Modeblog schlicht noch nicht. Als Gründerin von Deutschlands erstem berühmten Modeblog LesMads bin ich dem Bloggen heute nicht mehr treu – schlimmer noch: Vielleicht hat das Medium unweigerlich ausgedient?
Das mag drastisch klingen, aber Website-Wachstum ist in einer Welt ohne SEO oder Marketingbudget für die richtigen Schlagwörter kaum möglich – auch nicht mit den schönsten Inhalten! Auf Social Media hingegen ist stetes Wachstum zwar auch eine Herausforderung, aber wesentlich besser machbar. Und so habe ich slowly but surely die Formate ausgewählt, die mich mehr begeistern als das Blogazine allein.
Ich habe in diesen 10 Jahren alles ausprobieren dürfen, wonach mir der Sinn stand. Habe meine eigene Modesendung bei ARD Einsplus moderieren dürfen, ein Modelabel gegründet, für viele weitere als Creative Director gearbeitet, Kampagnen entwickelt, Pop-Up-Stores eröffnet, Dinner und Brunch-Clubs ausgerichtet, bin Speakerin auf Panels, habe Vorträge gehalten, Fernsehinterviews gegeben und ein riesiges Netzwerk aufgebaut.
Zuletzt ist sogar ein Podcast daraus entstanden und als Bauherrin gibts wieder mehr Bewegtbild auf Youtube – möglich ist all das im Rahmen meiner Journelles-Markenwelt. Begleitet hat mich eine wahnsinnig loyale, liebevolle Community. Tollere Leserinnen kann man sich wirklich nicht wünschen, das denke ich mir jedes Mal, wenn ich eure Nachrichten lese oder euch im echten Leben kennenlerne.
Das sind dann die Momente, in denen mir bewusst wird, dass Journelles so viel mehr ist als „nur“ das Blogazine. Journelles ist ein Universum geworden, (m)ein Universum, das ich liebe und pflege, das sich stets weiter entwickelt. Dass ich seit 10 Jahren tun darf, was ich liebe, ist ein Geschenk.
Danke, dass ihr ein Teil davon seid. Und ein doppeltes und dreifaches Cheers auf die nächsten 10 Jahre!
PS. Was wir allein in den letzten 5 Jahren alles gemacht haben, hat Charlotte in diesem Artikel zusammengefasst. Und vielleicht interessiert euch auch mein Interview zu meinem 10-jährigen Modeblog-Jubiläum!
xo
Eure Jessie

Eine Antwort auf „10 Jahre Journelles! Zwickt mich mal einer?“
Who‘s cutting onions here? 🥲 Liebe Jessie, alles Gute zu 10 Jahre Journelles. Auf weitere 10! 🍾