„Same Same Not Different“ – Im Interview mit Toni und Niklas Garrn

Gleichberechtigung ist auch in der Modebranche noch ein schwieriges Thema. Wie geht das Topmodel Toni Garrn und ihr Bruder Niklas damit um? Wir haben die beiden zum Interview anlässlich ihrer Unisex-Kollektion in Zusammenarbeit mit Closed getroffen.

Gleichberechtigung. Ein schwieriges Thema in Zeiten von Feminismus, Quoten und Slut-Shaming. Aber auch etwas, worüber man immer wieder sprechen muss, was aus der unbequemen dunklen Schublade herausgeholt werden muss. Dass dies nicht immer auf politischer Ebene geschehen muss, zeigt die EQL-Kollektion von Toni und Niklas Garrn für Closed. Die beiden Geschwister haben für das Hamburger Label eine Unisex-Kollektion entworfen, die allen Geschlechtern steht und ein Statement für Gleichberechtigung setzt.

Für Toni Garrn, die sich seit seit 2014 als Botschafterin der „Because I am a Girl“-Bewegung des Kinderhilfswerks Plan International engagiert, ist das selbstverständlich. Im Februar diesen Jahres gründete sie außerdem die Toni Garrn Foundation, eine treuhänderische Stiftung, die sich weltweit für bessere Bildungschancen von Mädchen einsetzt. Denn was für Toni Garrn hier in Deutschland ein grundlegendes Recht ist – dass Frauen und Männer gleichberechtigt behandelt werden – ist für andere Länder ein Kampf, bei dem man noch in den Kinderschuhen steckt.

Für Toni und Niklas ist Gleichberechtigung von Kindheit an ein ganz normales Thema. Toni leiht sich Niklas Jeansjacke, er sich ihre Oversized-T-Shirts. Genau dieser Gedanke ist auch in die Kollektion mit Closed eingeflossen: Weiße T-Shirts mit dem Spruch #samesamenotdifferent, bequeme Bomberjacken, kuschelige Hoodies – die Schnitte variieren für Männer und Frauen nicht, es gibt jedes Teil in den Größen XS bis XL. Jeder entscheidet selbst, was zu ihm passt.

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Fotos: Dan Zoubek und PR

 

Das war auch das Motto am Freitag, als die Party zur Kollektion der beiden in Berlin stattfand. Wir haben die Gelegenheit genutzt und nachgefragt: Hey, wie sieht es mit der Gleichberechtigung wirklich aus? Und wie ist es, als Geschwisterpaar gemeinsam eine Kollektion zu entwerfen?

Die Kollektion heißt EQL und steht für Equality. Gab es Situationen, in denen ihr euch nicht gleichberechtigt gefühlt habt?

Beide: Haha, ja in einigen Interviews mit euren Kollegen, das Interesse an Toni war nämlich viel größer. Nein, jetzt mal im Ernst: Unsere Eltern haben uns absolut gleichberechtigt erzogen. Kein Wunder, wir sind mit unseren Cousins aufgewachsen (sieben Jungs!) und wurden häufig von unseren Eltern ermahnt, auf Antonia Rücksicht zu nehmen. Wir haben dann statt Fußball oder Playstation auch mal ein Gesellschaftsspiel gespielt.

Toni: Ich bewege mich beruflich und privat zum Glück in einem Umfeld, in dem Frauen keine Nachteile gegenüber Männern haben.

Wie kamt ihr auf die Idee, eine Unisex-Mode zu entwerfen? 

Toni: Mit der Idee einer Unisex-Kollektion treffen wir den Puls der Zeit. Hinzu kommt, dass wir beide grundsätzlich bequeme und eher schlichte Mode bevorzugen. Ich hatte im Übrigen schon immer ein Faible für Männersachen beziehungsweise männlich geschnittene Kleidung.

Niklas: Außerdem nimmt die starke Trennung zwischen den Geschlechtern in vielen Lebensbereichen immer mehr ab.

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Wir kennen ihn alle: den typischen Geschwister-Streit. Wie war es, zusammen eine Kollektion zu entwerfen?

Niklas: Klar, wir haben häufig diskutiert und waren uns nicht immer einig. Aber die kleinen Streitereien haben positiv zur Kollektion beigetragen, der Diskurs war für uns beide wichtig. Wir ergänzen uns in unserer Herangehensweise ganz gut: Ich versuche Themen zu strukturieren, während Antonia energisch ausspricht, was sie bewegt. Aber wir sagen uns immer ehrlich unsere Meinung.

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Niklas, du studierst Ingenieurswesen. Wie war es, auf einmal wieder voll in der Mode(l)welt integriert zu sein?

Niklas: Es war eine sehr schöne und interessante Abwechslung zu meinem Alltag. Ich habe unglaubliches Glück, so zwischen zwei „Welten“ hin und her wechseln zu können. Ich habe es richtig genossen, mein kreatives Input zur Kollektion zu geben. Und hey, wer hätte nicht Spaß daran, seine eigene Modelinie zu entwerfen?

Toni, eine Model-Karriere ist oft zeitlich begrenzt. Kannst du dir vorstellen, danach etwas in Richtung Modedesign zu machen?

Toni: Der Designprozess hat mir großen Spaß gemacht. Aktuell kann ich mir aber beruflich so vieles vorstellen, da möchte ich mich jetzt noch gar nicht festlegen.

Warum habt ihr euch bei der Kooperation für die deutsche Marke Closed entschieden?

Beide: Closed passt einfach gut zu uns. Wir haben in der Vergangenheit schon einmal mit ihnen gearbeitet und kennen die Leute. Die Atmosphäre ist super locker und es macht einfach Spaß. Auch der Kleidungsstil gefällt uns und der Fokus auf Hochwertigkeit: Schlicht, klassisch und dadurch cool.

Toni, dies ist schon Deine zweite Kollektion für Closed. Wie fühlt es sich an, wieder auf der Designer-Seite zu stehen?

Toni: Super! Meine Zusammenarbeit 2014 mit Closed hat viel Spaß gemacht und war so erfolgreich, dass ich richtig Lust auf eine Fortsetzung hatte.

Closed ist ja auch bekannt für seine Jeans. Wie sieht das perfekte Modell aus?

Beide: Klassisch Blau, minimal verwaschen – wie im wilden Westen. Für EQL haben wir eine Jeans mit etwas dunklerer Waschung gewählt, perfekt für diese Jahreszeit. Ansonsten sollte sie eng zulaufen, aber am Unterschenkel nicht zu eng anliegen. Für den optimalen Komfort ist sie dafür am Bund etwas weiter und leicht elastisch.

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Was war die größte Herausforderung beim Entwerfen der Kollektion?

Beide: Die Teile so zu designen, dass auch wirklich beide Geschlechter sie gerne tragen möchten. Bei den Schnitten waren wir sehr auf die Expertise von Closed angewiesen. Sie konnten uns genau sagen, wie ein Mantel bei Männern vs. Frauen geschnitten sein sollte und wie eine „Hybrid-Lösung“ aussehen könnte. Aber wir haben auch viele Details selbst mitbestimmt, wie die Positionierung des Prints, Kragenweite und Reißverschlüsse.

Euer Lieblingsteil der Kollektion?

Beide: Die Bomberjacke. Es war zwar sehr schwierig, sich für eine Farbe zu entscheiden, aber wir sind jetzt super zufrieden mit unserer Wahl.

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Bequemlichkeit oder gutes Aussehen. Was ist euch wichtiger bei Mode?

Niklas: Wenn ich mich zwischen beiden Optionen entscheiden müsste, dann auf jeden Fall Bequemlichkeit. Ich kenne mich: Wenn ein Teil toll aussieht, aber es unbequem ist, dann ziehe ich es nicht an.

Toni: Kommt immer auf den Anlass an, aber privat bevorzuge ich es casual und bequem.

Was ist das wichtigste Essential in eurem Kleiderschrank, auf das ihr auf keinen Fall verzichten könnt?

Niklas: Ist sicher nicht sonderlich High-Fashion, aber für mich ist es meine Hoodie-Jacke. Schlicht und Schwarz. Bequem fürs Reisen (Schlafen!) und die Bibliothek. Aber auch beim Weggehen ganz praktisch, wenn man häufig zwischen Club und Straße wechselt. Außerdem kann man im Winter dickere Jacken dazu kombinieren.

Toni, du jettest ständig durch die Welt. Aber wo fühlst du dich Zuhause?

Toni: Dort, wo meine Familie und Freunde sind. Und natürlich bei meinem Partner.

Vielen Dank für das Interview ihr Beiden!

Die gesamte Kollektion findet ihr hier:

(Fotos: PR)

Von Marie

Der erste Satz, wenn mich Leute kennenlernen ist: „Das ist aber selten.“ Ja, ich bin ein seltenes Exemplar: Berliner Eltern, Berliner Blut, Berliner Göre. Tatsächlich bin ich so sehr mit der Hauptstadt verbunden, dass ich meinem Kiez in Schöneberg seit über 20 Jahren die Treue halte und noch nie von hier weggezogen bin – und auch nicht dran denke. Und obwohl wir Schöneberger zwar sehr viel von Bio-Supermärkten und esoterischen Edelsteinläden halten, gibt es hier auch das ganz große Mode-Paradies: das KaDeWe. Der Tempel des Shoppings und der Ersatzkindergarten für meine Eltern, sozusagen das Småland bei Ikea für mich (andere Kinder haben dort ihren ersten Wutanfall, ich schmiss mich in voller Rage im Atrium des KaDeWe auf den Boden und weigerte mich zu gehen). Kein Wunder also, dass Mode und ich nie wirklich Berührungsängste hatten.

Spätestens seit der Oberstufe, in der ich – dank Blair Waldorfs Inspiration aus Gossip Girl (ja, das war meine Serie zusammen mit Gilmore Girls) – die Schule nie ohne Haarreif, Fascinator oder eine gemusterte Strumpfhose betrat, hatte auch mein Umfeld begriffen: Marie macht was mit Mode. Und weil ich damit in meinem katholischen "Elite-Gymnasium" so ziemlich die Einzige war, suchte ich meine Verbündeten 2011 woanders: im Internet. Auf meinem Blog Style by Marie. Und so begann meine modische Laufbahn.

Noch mehr Gleichgesinnte und vor allem Freunde fand ich auf der Akademie für Mode & Design in Berlin, bei der ich 2013 meine Ausbildung in Modejournalismus und Medienkommunikation startete. Was für mich seit der 1. Klasse klar war, nämlich das Schreiben mein Ding ist, wurde jetzt zu meinem Beruf: Journalistin. (Denn ja Oma, es gibt noch etwas anderes als Modedesignerin). Dank meines Blogs und einem Praktikum bei der Harper’s Bazaar Germany in der Online-Redaktion blieb ich auch dem Internet und dem Online-Journalismus treu. Und ratet mal, wo ich jetzt bin: Genau, bei Journelles, dem Blogazine, was alle meine Leidenschaften verbindet: Bloggen, Schreiben, online sein – zusammen mit euch!

Kommentare (3) anzeigen

3 Antworten auf „„Same Same Not Different“ – Im Interview mit Toni und Niklas Garrn“

Schönes Interview, aber das beide immer das alles sagen, geht schlicht nicht 🙂 Die Bomberjacke gefällt mir übrigens besonders gut!

Bitte. Wenn ihr über Gleichberechtigung schreiben möchtet, gerne. Aber dann beschäftigt euch mit dem thema und schreibt etwas vernünftiges, und Werft nicht einfach das Wort in den Raum und redet dann über eine unisex Kollektion.

Der Anfang des Artikels ist so unglaublich schwach… Bleibt doch einfach bei dem was ihr gut könnt- Mode.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.