Paris: Allemann in der Frontrow bei Chanel

Meine erste Chanel-Show werde ich nie vergessen: Im Oktober 2010 durfte ich erstmals in die heiligen Hallen des Grand Palais eintreten, womit ein Modemädchentraum wahr wurde. Ich war damals so verwirrt, dass ich meinen Platz nicht gefunden und mich schliesslich unerlaubt an den Rand des künstlich aufgebauten Jardins gesetzt, sozusagen meiner eigenen Frontrow (um später festzustellen,

Meine erste Chanel-Show werde ich nie vergessen: Im Oktober 2010 durfte ich erstmals in die heiligen Hallen des Grand Palais eintreten, womit ein Modemädchentraum wahr wurde. Ich war damals so verwirrt, dass ich meinen Platz nicht gefunden und mich schliesslich unerlaubt an den Rand des künstlich aufgebauten Jardins gesetzt, sozusagen meiner eigenen Frontrow (um später festzustellen, dass die weissen Kieselsteine schön meinen Allerwertesten gepudert haben). Es war das Laufsteg-Comeback von Ines de la Fressange nach mehr als 20 Jahren, ein Orchester spielte im Finale „Bitter Sweet Symphony“ von The Verve und ich hatte eine Träne im Auge.

Chanel ist mehr als nur eine Marke, mehr als eine Show. Chanel transportiert Mode dank Karl Lagerfeld so wegweisend anders, dass sie trotz trendunabhängigkeit für Frauen jeden Alters eine besondere Rolle spielt. Deshalb ist auch die neue Schauenidee so gelungen gewesen, wenngleich sie Hierarchien auflöst: #Frontrowonly hieß es auf der Einladung und in der Tat wurde der Grand Palais in ein güldenes Stuhl-Labyrinth verwandelt, bei dem jeder frowen durfte. Wie das war?

Nun lag der Fokus aller bisherigen Chanel-Schauen auf der Inszenierung, meine wohl legendärste und auch aufwändigste Show war der Chanel-Supermarkt, dicht gefolgt von der Paris-Salzburg-Show (da wurde auch nur in erster Reihe gesessen) und dann natürlich der Brasserie oder der Demonstration. Um dermaßen beeindruckende Themen im Grand Palais umzusetzen, benötigt man Platz, weshalb die Sitzreihen oftmals zahlreich waren – im Grunde habe ich zwar immer alles sehen können aus der vierten oder fünften Reihe, aber dabei ging es eher um den Gesamteindruck. Details, Schuhe oder Stoffe sind nur schlecht zu erkennen.

Und weil Lagerfeld immer alle Stimmungen um sich herum einfängt und umsetzt, hat er das Geplänkel seiner Gäste ernst genommen und sich die Frontrow für alle überlegt.

Die einzigen Leittragenden: Die Models, denn die mussten rund 750 Meter für eine Strecke zurücklegen. Dementsprechend gab es keinen Kleiderwechsel, an rund 90 Frauen und 3 Männern wurde das neue Herbst/Winter Défilée 2016/17 gezeigt. Mit dabei natürlich Kendall Jenner, Gigi Hadid samt Schwester Bella, Edie Campbell und so viele mehr, dass ich irgendwann nicht mehr hinterher kam.

 

Nun war also das Setting nicht „sonderlich beeindruckend“ im Verhältnis (wobei weisser Teppich, lauter Spiegel und Blumen ganz im Stil von Coco Chanel natürlich immer schön sind), dafür lag die Konzentration auf den Kleidern und vor allem auf den Boots mit Schnür-Cutout.

 

Selten waren eine Kollektion so jugendlich verspielt, weshalb man sich perfekt die ein oder andere Inspiration abgucken konnte:

Lieblingslook! Das Couture-Kleid mit weissem Shirt drunter.

Und natürlich die Details – besonders oft sah man die zusammen gebunden Ärmel um Hüfte oder Schultern, Perlen, leichte Fransen und metallische Glanzeffekte.

Ein Fest für die Sinne! Herzlichen Dank dafür, Karl und Chanel!

 

Von Jessie

Ich bin Jessie Weiß, 32 Jahre jung, lebe verheiratet in Berlin, bin Mama von Levi (1), schwanger mit dem zweiten Kind sowie Gründerin von Journelles. Ich liebe Phoebe Philo, Stella McCartney und Isabel Marant, kann aus anatomischen Gründen nicht auf hohen Schuhen laufen, habe einen Céline-Taschentick, tanze und höre leidenschaftlich gern Hip Hop, kann mir selten Ironie verkneifen, leider immer noch kein Französisch sprechen, obwohl ich Paris für die schönste Modestadt der Welt halte, gucke am liebsten Jimmy Fallon, Jan Böhmermann, Game of Thrones oder entspanne beim Serienmarathon auf Netflix, bin ein kleiner Workaholic mit Multitaskingtalent, professionelle Instagram-Durchscrollerin, in jeder Lebenslage tollpatschig, habe ein Faible für skandinavisches Interior und einen Kissen-Tick, bin groß im Wellness machen und wäre daher noch lieber professionelle Hoteltesterin. Mode ist meine grosse Liebe, aber meine Kohle investiere ich eher in Reisen und Essen – und neuerdings fast ausschliesslich in mein Kind.

Als alter Bloghase – 2007 habe ich LesMads mitbegründet – ging im Oktober 2012 mein persönlicher Traum in Erfüllung: Ich habe mich mit "Journelles" selbstständig gemacht. Das Blogazine ist mein digitales Zuhause, News-Plattform, Modetagebuch und tägliche Anlaufstelle für spannenden Content rund um die Themengebiete Interior, Reisen, Beauty und sowohl High Fashion als auch Contemporary Labels und Highstreetmode.

Nebenbei habe ich die Modesendung It's Fashion auf EinsPlus von der ARD moderiert, berate Firmen im Social-Media-Bereich, halte Vorträge und reise um die Welt, um euch täglich den schönsten Content zu präsentieren. Im Juni 2015 habe ich mein eigenes Modelabel JOUUR. gegründet.

2016 ist mein Sohn Levi auf die Welt gekommen. Baby-Themen werden seither auf Mini Journelles behandelt und das nun auch wieder intensiver, da unser zweites Kind unterwegs ist.

Journelles ist inzwischen gewachsen: Wir sind ein sechsköpfiges Redaktionsteam im Berliner Prenzlauer Berg und haben im Sommer 2018 unseren ersten temporären Concept-Store, den Journelles Marché, eröffnet.

Mein Credo: Mode muss Spaß machen, auf Augenhöhe funktionieren und sollte sich nicht so ernst nehmen.

Mehr über mich findet ihr im Presse-Bereich, auf Instagram und ab und an auf YouTube. Subscribe!

Aktuelles Presse-Feature:

VOGUE.DE: "Influencer im Portrait: Jessica Weiß - Alles, nur kein Stillstand"

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6 Antworten auf „Paris: Allemann in der Frontrow bei Chanel“

Karl der Über-Große! Naturellement so Chanel und so schön (und so unbezahlbar) 🙂 Es ist jedes Mal wieder beeindruckend, wie exzellent er es versteht, eine rundum perfekt zeitgemäße und doch „chanellige“ Kollektion zu kreieren.

Ich frage mich in letzter Zeit allerdings immer wieder mit Sorge, was bzw. wer nach Karl kommen soll. Karl ist Jahrgang 1933, oder? Er ist wunderbar, er ist ein Universalmodegenie, er scheint bester Gesundheit. Und soweit ich informiert bin, hat er einen Lebenslang-Vertrag bei Chanel. Aber er wird den Job sicherlich nicht mehr 15 oder 20 Jahre machen können und ggf. doch vorher in den Ruhestand gehen.

Sein Kosmos ist soooo gigantisch. Wer soll in seine Übergroßen Fussstapfen treten? Verkraftet Chanel die Pre-Karl-Ära? Dinge, über die ich eigentlich nicht nachdenken will, es aber doch unweigerlich nach solchen Berichten tue. 🙁 Man kann es natürlich auch ignorieren, aber leider wird der Tag irgendwann kommen, an dem Karl nicht mehr für Chanel arbeitet.

man schreibt nicht über das Ableben eines Menschen…wer weitermacht? Die, die es jetzt schon machen…da es hinter den Kulissen anders zugeht, als du denkst. KL huscht nur noch über die Kollektionen, aber pst 😉

„…in den Ruhestand gehen“ ist für Dich gleichgesetzt mit „ableben“??

Und interssant wie gut Du über die Arbeit bei Chanel Bescheid weißt! 😉

Das ist nicht irgendein Prozess. Das ist Evolution. Beginnend mit einer DNA, die man in jeder Kollektion verfeinert wiederfindet! Eine Referenz an Coco, jedoch auch das konsequente Bestreben, das Haus Chanel in die Zukunft zu führen und überleben zu lassen. Ich bin begeistert! Immer!

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.