„Ich verstehe mich als unternehmende Designerin“ – Karriere-Interview mit Nobi Talai, Hoffnung der deutschen Mode

Nobi Talai gilt als DIE neue deutsche Nachwuchsdesignerin. Wir haben uns mit ihr im Atelier getroffen und ihr Erfolgsgeheimnis herausgefunden.

Ihr Name klingt wie aus Tausendundeine Nacht. Tatsächlich ist die Erfolgsgeschichte von Nobi Talai ein kleines Märchen. Nachdem die gebürtige Iranerin, die im Alter von elf Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland kam, an der Esmod Modedesign studierte und anschließend jahrelang als Retail-Managerin für Wolfgang Joops Label Wunderkind arbeitete, präsentierte sie 2015 ihre erste eigene Kollektion im Berliner Modesalon.

Nobis minimalistischer Nomadenlook definierte den Begriff „Ethno-Chic“ neu. Nur einen Tag später wurde die 38-Jährige zusammen mit Marina Hoermanseder als Mentee in das Förderprogramm des Fashion Council Germany (FCG) aufgenommen und präsentierte daraufhin im Januar 2016 ihre erste Modenschau, die von der Presse bejubelt wurde: „Die neue Hoffnungsträgerin der deutschen Mode“ (Welt), „Die Großstadtnomadin“ (Spiegel Online) oder „Berliner Modesalon: Deutsche Mode kann auch cool“ (Süddeutsche) lauteten die Titelzeilen.

Jetzt heißt es: Raus in die Welt! Am 30. September 2016 zeigt Nobi Talai ihre Kollektion in Paris. Kurz vorher haben wir sie in ihrem Atelier in Berlin-Mitte besucht, um mit ihr über ihre Arbeit und die Vision für ihre Marke zu sprechen.

Auf zwei Etagen durften wir in die Welt von Nobi Talai eintauchen: In der Werkstatt in der Hochparterre arbeiten die Schneiderinnen an den Entwürfen, die Leder- und Fellteile werden hier sogar komplett hergestellt, oben im Showroom hängen neben den aktuellen Kollektion persische Wandteppiche, antike Gewänder und wie Kunstwerke gerahmte Textilfragmente, von denen sich Nobi Talai inspirieren lässt.

Nach dem Treffen waren meine Kollegin Marie und ich uns sicher: Nobi Talai hat alles, was man braucht, um als Designerin international erfolgreich zu sein. Dazu zählen nicht nur Unternehmergeist, Verkaufstalent und Kundennähe, sondern eine umwerfende Persönlichkeit.

Ihren Namen schreibt man übrigens eigentlich „Nobieh Talaei“ und der Vorname bedeutet auf Persisch so viel wie „Neuheit“. Mehr über diese tolle Frau erfahrt im Karriere-Interview!

Deine Show findet am 30. September in Paris statt. Kannst du schon verraten in welche Richtung es gehen wird?

Meiner bisherigen Linie werde ich auf jeden Fall treu bleiben. Das zeigt sich in den Knoten, den verschiedenen Bindemöglichkeiten und natürlich den größenvariablen Teilen. Ich freue mich sehr meine dritte Verkaufskollektion NT03 in Paris zeigen zu dürfen!

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Atelier von Nobi Talai in Berlin

Dein Thema bleibt also das Nomadentum, richtig?

Ja. Das Nomadentum und die für sie typischen textilen Werke, sowie ihr Lebensstil und ihre Kultur sind nach wie vor eine meiner größten Inspirationsquellen. Die Nomaden waren immer auf der Durchreise und trugen quasi alles was sie besaßen übereinander am Körper. Über eine Hose zog man ein Kleid oder einen Rock sowie eine Bluse und darüber noch ein Cape, bevor der ganze Look mit Knoten und Details ausgeschmückt wurde.

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Nobi Talai Herbst/Winter 2016

Gibt es schon so etwas wie einen Bestseller oder ein Teil das für den Stil von Nobi Talai steht? Der Mantel mit den Schleifen ist ja schon bei Stylebop ausverkauft!

Bei erst zwei Verkaufskollektionen ist es natürlich noch etwas verfrüht von „Bestsellern“ zu sprechen. Gewisse Tendenzen kristallisieren sich allerdings bereits heraus. Unter anderem kommt der Oversized Mantel sehr gut an und ist bei Stylebop tatsächlich ausverkauft, ebenso wie die Binde-Arm-Blusen.

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Mantel von Nobi Talai

 

Wie kann man sich jetzt den Vorlauf für deine Show für Paris vorstellen? Noch sitzt du hier ziemlich entspannt. Ich würde an deiner Stelle nachts kein Auge mehr zu tun!

Mein Modus Operandi bei Stress ist Ruhe. Wir arbeiten aktuell tatsächlich bis spät in die Nacht an der Fertigstellung unserer Kollektion. Die Kollektion entwickelt sich in einem fortlaufenden Prozess. Ideen, Verbesserungen oder Ergänzungen werden noch bis ganz kurz vor der Show umgesetzt.

In Paris stehen das Styling und die Castingtage bevor, für die ich einige Tage vorher nach Paris fliegen werde. Für die Organisation der Show und die Ausstattung einiger Blogger arbeite ich eng mit meiner PR-Agentur zusammen.

Neben all den kreativen Entscheidungen muss ich natürlich auch wirtschaftlich agieren: Wie verwalte ich mein Budget, was ist nicht realisierbar, wo müssen wir investieren?

Du hast gerade die Ausstattung von Bloggern erwähnt. Wen würdest du dir in der Front Row wünschen?

Meine Kollektionen erzählen Geschichten der modernen Nomadin. Ich freue mich generell, wenn immer mehr Frauen, die dieses Lebensgefühl verkörpern meine Kleidung tragen.

Fachpublikum im Allgemeinen, nicht nur Blogger, das diese Message versteht und transportiert, ist bei meinen Veranstaltungen natürlich gerne gesehen. Ich bin sehr dankbar für das Interesse und die Aufmerksamkeit an meiner Arbeit.

Wieso hast du dich entschieden in Paris und nicht mehr in Berlin zu zeigen?

Ich werde meine Kollektionen weiterhin parallel in Berlin präsentieren. Dieses Jahr war ich bereits im Vogue Salon und auf der Premium-Messe mit einem Teil meiner S/S 2017 Kollektion vertreten. Auch in Mailand wurden während der Fashion Week, mit Unterstützung des FCG, sechs meiner Key Looks präsentiert.

Für die kommende Fashion Week ist aber auf jeden Fall wieder eine Show in Berlin geplant. Die Hauptstadt ist meine Heimat und ich finde es ganz toll, wie loyal die Presse mir gegenüber von Anfang an war. Deshalb bleibe ich Berlin ganz sicher treu.

Für mich und mein Label ist es dennoch ganz wichtig zu schauen, wie die Resonanz auf die Kollektion international ist. Eine weitreichende Aufmerksamkeit muss man sich aufbauen und dafür bedarf es einige Saisons an Zeit und viel harter Arbeit.

Nobi Talai und ihr treuer Begleiter Merlin vor dem Atelier in einem Hinterhof in Berlin-Mitte
Nobi Talai und ihr treuer Begleiter Merlin vor dem Atelier in einem Hinterhof in Berlin-Mitte

Mit welchen Erwartungen geht man als Designer nach Paris? Immerhin ist dort die Konkurrenz viel größer. Hier in Berlin bist du einer der Stars.

Es ist der Traum eines jeden Designers in der Modehauptstadt Paris zeigen zu dürfen.
Ich möchte beweisen, dass gute Mode auch aus Deutschland kommen kann und nicht immer nur aus Frankreich oder Italien. Aber vor allem geht es auch im die globale Wahrnehmung meines Brands. Deshalb Paris!

Man sagt ja: Die Shows sind für die Presse, die Order werden auf der Messe geschrieben. Wie wichtig sind die Modemessen für dich als Designerin und welche Erfahrungen hast du auf der Premium in Berlin gemacht?

Eine Show ist sowohl für die Fachpresse als auch für die Einkäufer spannend und wichtig, damit man ein Gefühl für die Kleidung bekommt. Auf der Messe empfange ich die Einkäufer für den Einzelhandel und ich bin immer vor Ort, um die Kollektion persönlich zu zeigen. Die Designerin selber muss die Botschaft übermitteln und die Kunden legen großen Wert darauf mehr über die Inspiration und die Macherin des Labels zu erfahren: Wer ist sie? Was ist ihre Inspiration? Wie verkauft sie das?

Diese Inhalte geben sie wiederum an ihre Kunden und Mitarbeiter weiter.

Natürlich kann man solche Inhalte auch später bei Verkaufsschulungen vermitteln, aber die Geschichte muss erst einmal von mir kommen. Auf der Premium haben viele Top-Buyer unseren Stand besucht und zugesagt, unser Label im Auge zu behalten.

Trotzdem: der Wholesale macht gerade schwierige Zeiten durch und die Einkäufer sind aufgrund der knappen Budgets eher vorsichtig. Die Fläche in einem Geschäft ist begrenzt und das bedeutet, dass für ein neues Label ein anderes den Platz an der Kleiderstange räumen muss. Das Risiko ein junges Label aufzunehmen erscheint dem ein oder anderen als zu hoch. Dennoch würde ich mir wünschen, dass die Einkäufer diesbezüglich etwas mutiger werden.

Als junges Label muss man durchhalten und weitermachen – wenn das Produkt gut ist klappt es irgendwann!

Erste Erfolge können wir bereits verbuchen: Neben Stylebop werden wir in Zukunft zum Beispiel bei Lodenfrey bzw. Off & Co. verkaufen. So haben wir gerade einen Pop-up-Store zusammen veranstaltet, bei dem die Kollektionsteile super ankamen und kürzlich wurde sogar nachgeordert. Dies ist für ein Label – welches erst in der 3. Saison ist – wirklich gut.

Du hast vorhin erwähnt, dass die Presse immer loyal dir gegenüber war. Ich fasse mal kurz deine Vita zusammen: Du hast an der Esmod studiert, deine Abschlusskollektion war eine Männerkollektion und nach dem Abschluss hast du im Retailbereich unter anderem für Wunderkind gearbeitet, statt sofort dein eigenes Label zu gründen. Das ging überall durch die Presse, so als sei es eine Sensation, dass eine Designerin auch rechnen kann. Empfindest du dich als Teil einer neuen Generation von Designern, die nicht nur kreativ, sondern auch wirtschaftlich denken?

Für mich war es sehr wichtig nach der Schule erstmal Erfahrungen zu sammeln. Heute kommen sie mir zu gute. Ich weiß, wie man ein Unternehmen organisiert, wie die Strukturen funktionieren und wie man mit Mitarbeitern umgeht. Ich verstehe mich als unternehmende Designerin. Beide Seiten sind wichtig, die kreative und die wirtschaftliche. Die Kundinnen stehen bei mir im Fokus, für sie designe ich und sie sollen sich in meiner Kleidung wohlfühlen. Dann verkauft sich eine Kollektion auch.

Du sprichst immer wieder von „deiner Kundin“. Wie sieht sie aus?

Ich treffe sie zum Beispiel bei Events wie dem Pop-up Store von Off & Co. Da kamen ganz tolle Gäste vorbei und haben sich meine Sachen an den Stangen angeschaut. In persönlichen Gesprächen hat sich immer wieder das Bild der modernen Nomadin herauskristallisiert. Das können Frauen aller Altersklassen und jeglicher Herkunft sein. Sie sind frei im Geiste und gehen selbstbewusst ihren eigenen Weg.

Nobi Talai NT.02 (Fall/Winter 2016)
Nobi Talai NT.02 (Fall/Winter 2016)
Nobi Talai NT.02 (Fall/Winter 2016)
Nobi Talai NT.02 (Fall/Winter 2016)

 

Die Designerin als Verkäuferin: War das eine Rolle, in die du erst hineinwachsen musstest?

Wenn ich als Designerin bei Events dabei bin, wird das Ganze viel persönlicher und es entstehen neue Kontakte. Ein paar der Kundinnen, die bei unseren Pop-up-Events dabei waren, kommen zu meiner Show in Paris, weil sie Nobi Talai Kundinnen der ersten Stunde sind. So baut man sich langsam einen Kundenstamm auf.

Du zählst du den Mentees des Fashion Council Germany. Was bedeutet das und wie unterstützen sie dich?

Bei meiner aller ersten Präsentation habe ich erfahren, dass ich für das Förderprogramm ausgewählt wurde. Von dem Zeitpunkt an habe ich ganz großartige Unterstützung bekommen. Für mich waren vor allem die wertvollen Kontakte aus der Branche wichtig. Wie zum Beispiel Mario Eimuth von Stylebop, der uns erklärt hat wie der Verkauf online funktioniert. Die Chefin der Premium Messe, Anita Tillmann, die mich bei der Präsentation meiner Kollektionen auf der Premium Messe Berlin und München unterstützt hat. Ebenso begleitet die Modejournalistin Melissa Drier mich und meine Kollektionen seit Beginn. Außerdem gab es Workshops, zum Beispiel zum Thema Unternehmensstrategie, die genau auf mein Mini-Unternehmen zugeschnitten waren. Das ist und war sehr hilfreich.

Also man bekommt da keinen Scheck über Summe X , sondern Hilfe zur Selbsthilfe.

Wertvolle Kontakte zu erhalten und der Austausch mit unseren Mentoren ist wichtiger als die reine finanzielle Unterstützung. Dazu zählen auch internationale Auftritte mit dem FCG, wie z.B. in Paris und Mailand.

Wie siehst du dich zwischen den beiden anderen Mentees des FCG, zu denen jetzt auch William Fan zählt. Seid ihr drei die neuen deutschen Designstars?

Wir verstehen uns alle sehr gut und sind mittlerweile wie eine kleine Familie, obwohl wir komplett unterschiedlich sind – sowohl unsere Kollektionen als auch wir, als Designer. Wir sind alle sehr dankbar für die Unterstützung, die wir durch den FCG erfahren haben. Wir werden genau in den Bereichen unterstützt, in denen wir Hilfe benötigen.

Welche Erfahrungen hast du mit dem Berliner Mode Salon im Kronprinzenpalais gemacht? Welche Vor- und Nachteile ergeben sich hier für junge Designer?

Die teilnehmenden Designer werden sorgfältig selektiert, die Atmosphäre ist sehr familiär und das Event findet in wunderschönen Räumlichkeiten statt. Gezeigt werden nur einige Key Pieces der Kollektionen und es kommen tolle Gäste aus der Branche. Auch hier geht es wieder darum Kontakte zu knüpfen. Christiane Arp, die Chefredakteurin der deutschen Vogue, und Marcus Kurz von der Kreativ-Agentur Nowadays bringen hier etablierte Unternehmen und junge Designer zusammen. Beispielsweise die Handschuhfirma Roeckl – gerade im Accessoires-Bereich ist dies ein wertvoller und erfahrener Kontakt für eine spätere Kooperation.

Ich könnte mir dich auch gut als Interior-Designerin vorstellen, zumal du das schon früher gemacht hast und deine Kollektion und dein Atelier wie aus einem Guss aussehen.

Mein Herz gehört der Mode, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass ich irgendwann tatsächlich mal ein Möbelstück entwerfe. Ich liebe Duftkerzen, wie man in meinem Atelier sehen kann. Vielleicht erweitere ich mein Produktportfolio also zum gegebenen Zeitpunkt um Home-Accessoires.

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Nobi Talai im Interview mit Journelles-Autorin Alexa
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Antike Textil-Fragmente im Atelier von Nobi Talai

 

Dafür bräuchtest du dann wahrscheinlich mehr Mitarbeiter. Viele Labels würden ohne den Arbeitseifer von kostenlosen Praktikanten nicht funktionieren. Du hattest von Anfang an Festangestellte. Warum ist das so wichtig für dich?

Ich wollte von Anfang an ein festes Team, das mit mir auf diese Reise kommt. Für mich arbeiten heute insgesamt acht Leute, die fast alle auch mit nach Paris kommen werden.

Nur unsere Schnittmacherin bleibt in Berlin, denn der Verkauf und die nächste Kollektionsentwicklung muss ja parallel weiterlaufen. Während in Paris die Show stattfindet, müssen unter anderem in Berlin die Schnitte gradiert werden, damit wir die Kollektion ausliefern und die neuen Entwürfe weiterentwickeln können, sobald wir zurück in Berlin sind.

Ich habe neuerdings zusätzlich auch zwei Praktikantinnen. Eine befindet sich im zweiten Jahr ihres Studiums an der Esmod. Auch ich habe dort angefangen und ich möchte ihr zeigen, was es bedeutet sich als Designer selbstständig zu machen. So kann sie vor ihrem Abschluss praktische Erfahrungen sammeln. Die Zweite Praktikantin ist eine Quereinsteigerin in die Modebranche und kommt eigentlich aus der Politik, was ich hochinteressant finde.

Ich möchte, dass meine Praktikanten bei mir wirklich etwas für ihren weiteren Lebensweg lernen und nicht nur da sind, um mich zu entlasten.

Acht Festangestellte – das bedeutet jede Menge soziale Verantwortung. Mit welchen finanziellen Mitteln hast du dein Label gegründet?

Da die Banken Start-ups grundsätzlich nicht finanzieren, ist man auf Eigenkapital und in den meisten Fällen auf einen Investor angewiesen. Das trifft auch auf Nobi Talai zu.

Nobi Talai bereitet in der Schneiderwerkstatt zusammen mit einer Mitarbeiterin die Entwürfe für die Show in Paris vor
Nobi Talai bereitet in der Schneiderwerkstatt zusammen mit einer Mitarbeiterin die Entwürfe für die Show in Paris vor
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Was jedoch auf dem Laufsteg gezeigt wird, kann sich bis kurz vor Beginn der Show immer noch ändern

 

Bei deiner Kollektion stehen vor allem die hochwertigen Materialien im Fokus. Der Einkauf ist sicher ganz schön teuer. Wie denkst du über die immer populärere „See Now, Buy Now“-Strategie, auf die immer mehr Labels setzen?

Ich finde gut, dass die Kundin unmittelbar bestellen kann und es wenig später bereits im Kleiderschrank hängen hat. So muss sie nicht erst sechs Monate darauf warten, zumal während dieser Zeit viel von großen Ketten kopiert wird. Für uns junge Designer ist es aber natürlich sehr schwierig bis unmöglich die Kosten für eine komplette Vorproduktion der Kollektion vorzustrecken. Ich kann mir deshalb für mein Label gut vorstellen, eine kleine Auswahl zum Sofortkauf anzubieten, wie zum Beispiel die Blusen oder Hemdblusenkleider.

Ein Nobi Talai Flagshipstore – wo wäre der und wie sähe er aus?

Das wäre super! Ich komme ja aus dem Retail-Bereich. Der direkte Kontakt zum Kunden ist mittlerweile wieder viel mehr gefragt und wirtschaftlich gesehen rentiert es sich natürlich aufgrund der höheren Marge.

Ein Nobi Talai Retail Store ist auf jeden Fall für die Zukunft geplant und wird zum richtigen Zeitpunkt umgesetzt. Aber erstmal stehen die Markenbekanntheit und die Resonanz der Kunden im Vordergrund. Nächstes Jahr ist vielleicht noch zu früh, aber in nicht all zu ferner Zukunft sehe ich in Berlin einen Shop, der ähnlich wie mein Atelier aussieht.

Der Onlinehandel hat vielen Boutiquen das Leben schwer gemacht, inzwischen geht der Trend wieder zu inhabergeführten Geschäften, in denen man persönlich beraten wird. Was ist für dich wichtiger: Onlineshop oder Einzelhandel?

Beides. Dennoch denke ich, dass meine Kleidung im Laden präsentiert werden muss, wo Ausstrahlung und Materialien greifbar werden. Dort kann der Kunde die Kleidung anfassen und erfühlen. Das gibt dem Kunden Vertrauen in das Produkt, für welches er anschließend Geld ausgibt.

Letzte Frage: Worauf freust du dich jeden Morgen im Büro aufs Neue?

Auf alles! Ich liebe meinen Beruf und bin dankbar, dass ich ihn ausüben darf. Ich kann mir derzeit nichts anderes vorstellen, als meine eigene Mode zu entwerfen.

Danke für deine Zeit, liebe Nobi und viel Erfolg in Paris!

(Fotos: Marie Jaster für Journelles, Nobi Talai)

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.