Neu in den Onlineshops: Meine völlig irrationale Wishlist – und ist shoppen langweilig geworden?

In der SZ erschien gestern der Artikel „Shoppen ist langweilig geworden„, dessen Kernaussage ich sehr gut nachvollziehen kann – denn obwohl schon seit Jahren der Tod von Skinny Jeans in hippen Modemagazinen und Blogs proklamiert wird, ist es noch immer der beliebteste Hosenschnitt. Und weil die Röhren samt langen Shirts zuhauf in unseren Kleiderschränken liegen,

In der SZ erschien gestern der Artikel „Shoppen ist langweilig geworden„, dessen Kernaussage ich sehr gut nachvollziehen kann – denn obwohl schon seit Jahren der Tod von Skinny Jeans in hippen Modemagazinen und Blogs proklamiert wird, ist es noch immer der beliebteste Hosenschnitt. Und weil die Röhren samt langen Shirts zuhauf in unseren Kleiderschränken liegen, hat die Modebranche ein Problem, weil sie die Ware nur noch mit hohen Rabatten los wird, so schreibt es Kathrin Werner aus New York und bezieht sich dabei auf leere Urban-Outfitters-Stores, den wirtschaftlichen Misserfolg von American Apparel oder J.Crew. Auch in Deutschland werden weniger Klamotten geshoppt, dafür gehen (Wohn-)Accessoires oder Bücher wie geschnitten Brot über die Ladentheke.

Nun leben wir natürlich in einer Modeblogblase, die manchmal wenig mit der Realität zu tun hat – besonders in Berlin und anderen Großstädten dieser Welt gibt es zwar durchdringende Trends, die sich aber nur selten im Mainstream verankern. Das führt zu einer gewissen Schnelligkeit, weil wir mit dem Wissen um all die Haupt- und Nebenkollektionen oder der ständig neuen Ware in den Fast-Fashion-Ketten geradezu überflutet werden. Dabei ist davon auszugehen, dass die schnelle Sättigung von Trends, nicht zuletzt durch Blogs, Instagram und Streetstyle-Stars ausgelöst, nur einem prozentual sehr kleinen Teil passiert. Spaziert man mal durch die grossen Einkaufsstraßen, wird einem schnell klar, dass in unserer Blase andere Trends wichtig sind als bei weniger modeaffinen Menschen – die sich aber trotzdem gern gut kleiden möchten.

Wenn mich mal akute Modemüdigkeit überkommt (zum Beispiel momentan, denn ich kämpfe mit einer nervigen Frühjahrsmüdigkeit), muss ich mich immer kurz kneifen und werde dank meiner Kategorie „Neu in den Onlineshops“ auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Langeweile kommt da zur Zeit nicht auf – im Gegenteil ist die Präsenz neuer Silhouetten und Kombinationen stärker denn je. Von wegen, wir würden nur noch Skinny Jeans tragen: Gibt doch schliesslich Culottes, Sailor Pants, cropped Kick Flares oder neuerdings auch Ample Pants.

Und damit hier bitte keine modische Langeweile aufkommt, habe ich heute eine übertrieben Geschmack gesteuerte Auswahl getroffen, ohne auf die Preise zu achten – denn die grossen Designer bieten ständig tolle innovative Kleidung an. Nur können wir uns die selten leisten…

Sagen wir also einfach: Window-Shopping war noch nie langweilig!

Von Jessie

Ich bin Jessie Weiß, 32 Jahre jung, lebe verheiratet in Berlin, bin Mama von Levi (1), schwanger mit dem zweiten Kind sowie Gründerin von Journelles. Ich liebe Phoebe Philo, Stella McCartney und Isabel Marant, kann aus anatomischen Gründen nicht auf hohen Schuhen laufen, habe einen Céline-Taschentick, tanze und höre leidenschaftlich gern Hip Hop, kann mir selten Ironie verkneifen, leider immer noch kein Französisch sprechen, obwohl ich Paris für die schönste Modestadt der Welt halte, gucke am liebsten Jimmy Fallon, Jan Böhmermann, Game of Thrones oder entspanne beim Serienmarathon auf Netflix, bin ein kleiner Workaholic mit Multitaskingtalent, professionelle Instagram-Durchscrollerin, in jeder Lebenslage tollpatschig, habe ein Faible für skandinavisches Interior und einen Kissen-Tick, bin groß im Wellness machen und wäre daher noch lieber professionelle Hoteltesterin. Mode ist meine grosse Liebe, aber meine Kohle investiere ich eher in Reisen und Essen – und neuerdings fast ausschliesslich in mein Kind.

Als alter Bloghase – 2007 habe ich LesMads mitbegründet – ging im Oktober 2012 mein persönlicher Traum in Erfüllung: Ich habe mich mit "Journelles" selbstständig gemacht. Das Blogazine ist mein digitales Zuhause, News-Plattform, Modetagebuch und tägliche Anlaufstelle für spannenden Content rund um die Themengebiete Interior, Reisen, Beauty und sowohl High Fashion als auch Contemporary Labels und Highstreetmode.

Nebenbei habe ich die Modesendung It's Fashion auf EinsPlus von der ARD moderiert, berate Firmen im Social-Media-Bereich, halte Vorträge und reise um die Welt, um euch täglich den schönsten Content zu präsentieren. Im Juni 2015 habe ich mein eigenes Modelabel JOUUR. gegründet.

2016 ist mein Sohn Levi auf die Welt gekommen. Baby-Themen werden seither auf Mini Journelles behandelt und das nun auch wieder intensiver, da unser zweites Kind unterwegs ist.

Journelles ist inzwischen gewachsen: Wir sind ein sechsköpfiges Redaktionsteam im Berliner Prenzlauer Berg und haben im Sommer 2018 unseren ersten temporären Concept-Store, den Journelles Marché, eröffnet.

Mein Credo: Mode muss Spaß machen, auf Augenhöhe funktionieren und sollte sich nicht so ernst nehmen.

Mehr über mich findet ihr im Presse-Bereich, auf Instagram und ab und an auf YouTube. Subscribe!

Aktuelles Presse-Feature:

VOGUE.DE: "Influencer im Portrait: Jessica Weiß - Alles, nur kein Stillstand"

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18 Antworten auf „Neu in den Onlineshops: Meine völlig irrationale Wishlist – und ist shoppen langweilig geworden?“

Ha. So ist sie, die breite Masse: Immun gegen Culottes und Babouches. Quel malheur… Abgesehen davon, dass ich das ganz gesund finde, könnte es doch vielleicht auch sein, dass „die jungen Leute“ sich einfach mit wichtigerem beschäftigen, als ihrem Aussehen? Gewagte These, ich weiß. Aber wer sich ab und zu mal auf eine Nachrichtenseite verirrt, versteht das vielleicht.

Ich finde an dem Artikel vor allem die Zahlen interessant: Esprit hat im vergangenen Jahr 21% eingebüsst – dabei sind sie überpräsent auf allen wichtigen Modeblogs. Bringt dieses Direkt-Marketing etwa nichts? Erstaunlich.

Ich gucke gern neue Trends an und was die Modewelt so macht, weil es herrlich dekadent ist und Ablenkung verspricht. Aber wirklich viel Spaß macht einkaufen wirklich nicht mehr. Dafür weiß man einfach zuviel!

Von einem Malheur kann hier kaum die Rede sein: Schliesslich hat man sich an allem, was irgendwann Mainstream wird, zu schnell satt gesehen. So erfreuen sich dann eben nur die Liebhaber an Babouche und Co 😉
Mode ist durchaus Ablenkung, wie du schreibst, für mich die schönste Nebensache der Welt und sicher nicht das Wichtigste – daher ist es in meinen Augen kaum eine gewagte These, dass sich nicht jeder ausschliesslich mit seinem Aussehen beschäftigt – auch wenn es die Popularität von Outfit-Blogs nicht unbedingt belegt.

„Wer sich ab und zu mal auf eine Nachrichtenseite verirrt“ ist sicher absichtlich spitz formuliert worden. Wieso wird Frauen, die sich mit Mode, Blogs und Lifestyle (Beauty, Wohnen, Reisen) beschäftigen automatisch unterstellt, sie würden nicht gleichzeitig auch Nachrichtenseiten, Politik oder Wirtschaft verfolgen? Das finde ich klischeebehaftet und nicht zeitgemäß.

Ich möchte wenigstens anmerken, dass ich mich nicht auf deinen, sondern den SZ Artikel bezogen habe. Dort kommen nämlich Überlegungen zur gesellschaftlichen Situation (die meiner Ansicht nach einen massiven Einfluss auf unser Konsumverhalten hat) nicht vor. Das finde ich für eine Tageszeitung dieses Formats ziemlich schwach, daher auch die spitze Formulierung (ich schaue schließlich selbst viel hier und anderswo rein und bin weit davon entfernt, mich nicht politisch zu informieren).

Ich denke aber es ist nicht zu leugnen, dass die Schnelllebigkeit der Mode auch durch die Popularität von Blogs befeuert wurde. Dieses Mithalten-Müssen und der Hype um sehr teure vermeindlich zeitlose Stücke treiben viele junge Frauen dazu, nicht nur davon zu träumen, sondern tatsächlich neue Produkte zu kaufen. Ich weiß, wovon ich spreche, ich tue es selber. Früher, als die Magazine noch die Vorherrschaft besaßen, hat man sich eher inspirieren lassen – es war auch abstrakter durch (über)teure Marken, Models, Stars… heute sind es Menschen wie du und ich, „Normalos“, die regelmäßig „investieren“ und die Messlatte entsprechend setzen. Sicher, jeder handelt eigenverantwortlich und kann entscheiden, wann er wofür sein Geld ausgibt. Ich finde es jedoch nicht immer leicht, unbeeinflusst zu bleiben und den „haben wollen“ Effekt auszublenden.

Was ich eigentlich sagen will: Durch Blogs entsteht einerseits ein erhöhter Kaufwille, andererseits Übersättigung durch täglich neue Must-haves. Dieser Umstand gepaart mit der allgemeinen medialen Überforderung des Weltgeschehens führt sicher bei vielen zu einer Resignation, einer Abkehr nach Innen. Für mich bedeutet dies, häufiger offline zu bleiben und nicht „inspiriert“ zu werden. Oder sich mal wieder oldschool zu insprieren: Bücher lesen, Filme gucken, ins Museum gehen.

Ich glaube auch, dass die Art und Weise, wie Blogs wahrgenommen werden, sehr entscheidend sein kann für den persönlichen Standard, den man als Leserin modisch gerne erreichen möchte. Ob das nun zu den eigenen finanziellen Möglichkeiten passt, ist nochmal eine andere Sache!
Es stimmt, vor 15 Jahren waren die absurd teuren Sachen in den Hochglanzzeitschriften eben einfach Inspiration, etwas zum Träumen und nichts, wo sich wirklich die Frage gestellt hätte, dass man es sich zulegt.
Das hat sich durch Modeblogs ziemlich verändert.
Viele Blogerinnen haben vermutlich tatsächlich als die „normalen Mädels von nebenan“ angefangen, die sich eben für Mode interessiert haben, aber auch nicht unbedingt das üppigste Budget hatten. Dann wurden sie erfolgreich, das Budget verbesserte sich deutlich, und sie wurden von Designern und Marken hofiert. Sie fingen an, vom Bloggen sehr gut leben zu können. Gleichzeitig scheinen manche aber trotzdem immer noch an diesem Image vom „normalen, modebegeisterten Mädel“ festhalten zu wollen. Und genau da liegt das Problem. Ohne dass diese Blogerinnen das bewusst realisieren, werden implizit häufig Kleidungsstücke als normaler, quasi für alle erreichbarer Standard präsentiert. Als Leserin reibt man sich die Augen und fragt sich, wie um alles in der Welt man sich mal eben ein Marant-Oberteil für 400 Euro leisten soll.
Ich persönlich fände es deshalb eine positive Sache, wenn erfolgreich gewordene Blogerinnen sich von diesem „Normales Mädel“-Verhalten distanzieren und expliziter darauf hinweisen würden, dass sie sich diese Tasche oder jene Stiefel nicht mal eben selbst gekauft haben, oder jedenfalls nicht zu dem Preis, den normale Kundinnen im Laden zahlen (Ansätze davon sehe ich auf Journelles bereits und finde das sehr gut) .

Ich finde shoppen ist keineswegs langweilig geworden, im Gegenteil. Gerade diese Saison gibt es finde ich so viele tolle, neue Teile und Schnitte, dass ich kaufen könnte ohne Ende… ABER, du hast natürlich völlig Recht, ich bin auch völlig Mode und Trend verrückt, oder lasse mich zumindest sehr gerne inspirieren und liebe es neue Dinge aus- und anzuprobieren. Der gängige Geschmack sieht aber anders aus und so ernte ich allein in meiner Familie häufig schräge Blicke, wenn ich mit Culotte, Schlaghose o.ä. auftauche, obwohl mein Stil jetzt wirklich nicht so speziell ist. Was ich hingegen erschreckend finde ist die Schnelllebigkeit der Mode. Auch ich will ständig neue Teile haben, obwohl ich ja eigentlich weiß, dass ich diese nicht brauche und besser in Qualität investieren sollte… Sobald ich allerdings eine ZARA Filiale betrete ist es um mich geschehen. Wie das weitergeht weiß ich nicht, ich hoffe allerdings, dass zumindest ich lerne mich mehr zu zügeln und öfter zu überlegen, ob ich etwas wirklich „brauche“ oder nicht. LG Neele

P.S.: Tolle Auswahl übrigens 🙂

Ganz ehrlich: die neuen Silhouetten sehen überwiegend bescheiden aus. Ich bin 1,60 und Culottes etc stehen mir überhaupt nicht. Bei 1,80 und 50 Kilo mag das anders sein. Aber auch diese Frauen sehen in der Regel in Skinny Jeans besser aus- vorausgesetzt, sie haben keine starken O oder X-Beine;-).
Beim Betrachten der Stella McC-Platforms neulich standen mir auch die Haare zu Berge.
Und neu ist doch zum Beispiel das ganze Boho-Hippiekleidzeug auch nicht.

Bei mir ist die Zahl der Trends, die ich nicht mitmache deutlich angestiegen. Mag auch am Älterwerden liegen. Da ist die Definition in manchen Kreisen- und letztlich ist ja Mode immer Zugehörigkeits-Merkmal;-)- nicht mehr über Trends, sondern auch über Hochwertigkeit. Einen handgenähten Bikerboot kann man nun z.B. schon ewig tragen. Und der wird jede Saison schöner. Oder hochwertigen 3fach Cashmere-Pullover, der jetzt auch in der 4. Saison nicht pillt. Qualitativ vernünftige Kleidung in klassischen Schnitten sieht geschickt und ggfs kombiniert mit Eyecatcher immer gut aus. Und zeugt von gewisser Souveränität, die ich auch sehr schätze.

Was allerdings auch immer geht, sind Accessoires….finde ich spannender als den Rest!

Mein Eindruck ist auch, dass häufig Kleidungsstücke bzw. Schnitte angesagt sind, die nur an großen, sehr schlanken Frauen gut aussehen.

Ich gehe schon länger nicht mehr gerne shoppen, weil ich das Gefühl habe, dass es für meinen Figurtyp kaum vorteilhafte Sachen gibt (warum gibt es nicht viel mehr Hersteller, die Petite-Größen führen???).

Mich persönlich würde es freuen, sollte sich diese Entwicklung fortsetzen und zu einer Entschleunigung der Fast-Fashion-Blase führen.

Angesichts dessen was sich in den letzten Monaten innerhalb oder vor den Grenzen Europas abspielt, stellen sich dem ein oder anderen Konsumenten vielleicht andere Fragen als die nach den neuesten Mode-Trends. Aber das anzunehmen, ist vielleicht auch irgendwo anmaßend.
Vielleicht rückt aber das eigene (sichere) Heim einfach wieder in den Vordergrund. Das könnte zumindest eine Erklärung dafür sein, dass im Gegensatz zur Mode, der Interieur-Sektor boomt.

Eine Form der ‚Übersättigung‘ oder auch ‚Überforderung‘ ist vielleicht auch nicht ausser Acht zu lassen. Minimalismus, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit sind ja durchaus aktuelle Trend-Themen.
Ganz schön viele ‚vielleichts‘.

Darf ich einmal fragen, wie es hinter den Kulissen von Journelles ausschaut? Hat Konsumkritik aus Eurer Sicht überhaupt Platz auf einem Blog wie diesem? Oder beisst sie sich mit dem Konzept?
Denn zugegeben, ich würde mich hin und wieder auch über eine kritischere Haltung seitens Journelles freuen. Die Fragen, die der SZ Artikel aufwirft werden ja zum Beispiel letztendlich nur mit Shopping-Affiliate-Links beantwortet.

Meine persönliche Mode-Langeweile wurde auch dadurch gefüttert, dass die Vielfalt auf vielen Blogs verschwunden ist. Oftmals werden stetig dieselben Protagonisten/Marken beworben. Kleinere Labels finden kaum noch statt. Dabei könnte diese Nische bestimmt durchaus beweisen, dass eben nicht nur die großen Designer innovativ arbeiten. Und dass Mode nicht ausschließlich Fast-Fashion auf Kosten anderer sein muss.
Daran würde ich gern noch eine Frage anschließen: Wie beurteilt Ihr denn diesen Umstand? Ich habe mir das oft – womöglich vorschnell – damit erklärt, dass die kleinen Labels kein Werbebudget haben und schon deswegen aus dem Raster der großen Blogs fallen. Wo seht Ihre die Gründe dafür?

Hallo Kristiane, danke für den ausführlichen Kommentar. Einige Fragen könnte ich ausführlich in Posts beantworten!

Stichwort Konsumkritik: Ich denke wir beschäftigen uns ständig damit und jede Journelles-Autorin hat dazu eine Einstellung und Meinung. Ich habe schon oft geschrieben, dass sich mein Konsumverhalten über die Jahre extrem verändert hat; ich kaufe nicht mehr viel, dafür Wertiges, das lange im Schrank bleibt. Sollte es doch mal zu Fehlkäufen kommen, initiiere ich immer wieder unsere (Designer-)Flohmärkte. Ich bin aber nicht der Typ Mensch, der mit dem Zeigefinger erhoben anderen erklärt, was sie zu tun und zu lassen haben – jeder darf gern so wie er mag. Das gilt auch für all unsere Beiträge: Die Shoppinglisten zB sind nicht nur dazu da, um den Konsum anzuregen. Sie befriedigen auch eine Leidenschaft für Mode, liefern Inspirationen und einen aktuellen Überblick. Ich persönlich liebe es, mir schöne Kleider anzuschauen. Gern auch Window Shopping. Wir schreiben hier nicht vor, wie andere leben sollen oder diktieren was sie nun tragen müssen. Wir repräsentieren lediglich einen bestimmten Geschmack, den viele unserer Leser teilen.

Das passt auch zum Stichpunkt: Kleinere Labels. Ich habe seit Beginn meiner Blogkarriere über Jungdesigner und kleine Labels geschrieben und das tun wir hier noch immer. Gerade im Schmuck- und Accessoirebereich hat sich in Deutschland sehr viel getan. Das grösste Problem der kleinen Labels ist aber, dass sie so gut wie nie zu kaufen sind – was die Visibilität natürlich stark einschränkt, auch bei uns. Aber genau dafür haben wir unsere Kategorie Labelwatch (hier, hier, hier), in der wir immer wieder spannende (junge) Designer vorstellen. In dem Zusammenhang passt auch unser Interview mit Lisa von Folkdays gut rein.

Ich bekomme tagtäglich so viel Post von unbekannten Labels, Jungdesignern, neue Lookbooks, Pressemitteilungen… am Ende entscheidet immer der persönliche Geschmack, wen oder was wir genau zeigen. Das hat rein gar nichts mit dem Werbebudget zu tun: Nach wie vor sind etwa 95% unserer Posts werbefrei, sprich es ist unbezahlter Content.

Ich hoffe, ich konnte ein paar Fragen beantworten. Und über Tipps für die von dir erwähnten Nischenmarken freue ich mich.

Danke Dir für die schnelle und ausführliche Rückmeldung. Auch wenn ich mich etwas schwer damit tue, inwiefern Du Journelles von einer Verantwortung freisprichst. Denn letztendlich verdient ihr durch Affiliate Links & Co an den Käufen der Leser mit und somit seid Ihr doch auch ein Bestandteil der FastFashion Industrie und Ihrer Schattenseiten.

Aber ich sollte zugeben, dass ich da vielleicht auch etwas ‚engstirnig‘ bin. Zumindest kann ich nachvollziehen, dass ihr mit Journelles wohl eher einen „umfassenden Überblick“ geben wollt, als dass ihr bereit wärt zB Inditex Unternehmen auszublenden, um ein beliebtes Beispiel zu nennen.

Meine Perspektive von aussen ist natürlich zudem eine ganz andere. So muss ich gestehen, dass ich den Gehalt der Werbeposts auf Journelles völlig anders wahrnehme. Herrje, tatsächlich hätte ich vermutet, dass die Zahlen andersherum liegen. Aber vermutlich liegt der Fehler schon in den Begrifflichkeiten versteckt.
Ich verstehe einen mit Affiliate Links gespickten Artikel jeglicher Art bereits als Werbung und liege damit aus Deiner Sicht bestimmt falsch 😉

Ein paar Labeltipps habe ich prompt und setze einfach mal Links ein, die Du natürlich rausschmeissen kannst, falls das hier eher unerwünscht ist:
http://wsake.bigcartel.com/ (Schmuck)
http://www.alexbender.de/ (Taschen)
http://www.langerchen.com/ (Mode)
http://www.annetterufeger.de/ (Mode)
http://www.lindamaiphung.com/ (Mode)
http://www.aiayu.com (Mode + Interieur)

Na klar, so rum kannst du das natürlich auch gerne formulieren. Verschiedene Sichtweisen gibt es immer – nur richtig oder falsch nicht. In diesem Fall ist es eine Kritik an unserem Inhalt und dem Geschäftsmodell – die akzeptiere ich natürlich.

Durch Affiliate-Links (die Verwendung wird übrigens in unseren Datenschutzbestimmungen erklärt) finanzieren wir unseren kostenlos zur Verfügung gestellten Inhalt mit. Affiliate ist nichts anderes als eine Umsatzbeteiligung – ohne Umsatz keine Beteiligung. Da der Inhalt nicht bezahlt ist, stellt es keine Werbung dar.

Vielen Dank für deine Links! Ich kannte nur das Schmucklabel. Bis auf Aiayu, das schaue ich mir mal näher an, entspricht davon aber nichts meinem persönlichen Geschmack und würde daher ehrlicherweise nicht auf Journelles stattfinden.

Liebe Jessy,
das ist wirklich ein interessantes Thema! Ich lebe selber in einer Großstadt und liebe es die Menschen in ihrer Kleidung zu beobachten. Am liebsten würde ich sie alle zum Thema Mode interviewen. Häufig muss ich daran denken, dass zeitlos gekleidete Menschen vielleicht das letzte Mal vor 5 Jahren Geld für Kleidung ausgegeben haben könnten. Wahnsinn wieviel Kohle sie im Vergleich zu mir, die ständig neue Sachen kaufen muss, spart.

Der SZ Artikel beschäftigt sich ja mit einem sehr amerikanischen Phänomen. Ich lebe zur Zeit in Dallas und war am Anfang sehr irritiert, dass das Standardoutfit der Frauen hier aus Sportschuhen, schwarzer Leggings, Sportshirt und HighFashion Label Tasche besteht. Und dabei sind sie weder auf dem Weg zum Sport noch kommen sie gerade vom Sport. Das steht natürlich im Gegensatz dazu, dass die Mode es wie kaum eine andere Industrie geschafft hat, das Internet mit all seinen Möglichkeiten als Plattform zu nutzen, immer schneller zu werden und Trends an den Mann/die Frau zu bringen, sei es durch Online-shopping, digitalisierte Magazine oder eben Modeblogs, in denen man eben viel Hochpreisiges und Spezielles sieht. Vielleicht ist das für die Masse manchmal zu speziell und man pfeift auf den Trend und schlüpft in die Legging. Vielleicht führt es ja auch dazu, dass man sich eher Klasse als Masse leistet und den Rest bei Zara oder H&M shoppt. Somit bricht die Mittelklasse ein, was mich nicht weiter verwundert, da die Qualität bei Esprit oder J.Crew hier echt enttäuschend ist.

Trotzdem macht shoppen weiterhin Spaß und ich finde, Journelles liefert einem oft Anregungen zu neuen Trends, die vielleicht nicht immer alltagstauglich, aber informativ sind. Und es ist doch klar, dass man Kohle verdienen muss, somit sind Affiliate Links und bezahlte Inhalte doch selbstverständlich und ich finde, sie halten sich wirklich im Rahmen.
Viele Grüße aus Texas und ein schönes Wochenende!

Das ist ja wirklich spannend hier vor allem, weil mich ein Aspekt sehr amüsiert. Blogs würden die Schnelllebigkeit der Mode befeuern. Da fragte ich mich natürlich, vo welchen Blogs wir sprechen? Und wenn ich mir den tatsächlichen Streetstyle anschaue im Sinn von Bill Cunningham oder Scott Schuhman, der Leute wie dich und mich auch immer noch fotografiert, dann sehe ich, was auf der Straße und nicht vor den Modeschauen passiert. Und wenn ich mir anschaue, was Modeblogs von erwachsenen Frauen zeigen, dann hat das selten etwas mit Hype zu tun. Sondern eher oft eine Mischung aus Alltagstauglichkeit und Vogue darstellt. Aber Modeblogs Ü40 interessieren sind anders für Mode. Daher können wir nicht pauschal von „Modeblogs“ reden, denke ich.
Also den Pulli in eurer Windowshopping-List würde ich sofort von der Stange reißen 😉 LG aus Frankfurt von Sabina

Liebe Jessie, danke für diesen gerade wichtigen Beitrag. Ich kann die Beobachtung nur teilen. Mein Erstaunen war doch groß,als ich vor kurzem in einem wirklich hochklassigen Jeans-Store auf die Frage nach einem Bootcut-Schnitt die Antwort bekam: „Wir haben nur Röhren“ mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte ich keine Ahnung. In Italien war diese Form bereits vor zwei Jahren allgegenwärtig. Aber wenn wir ehrlich sind, wenn dann jeder in Culottes rumlaufen würde, dann wäre es schon wieder langweilig. Schön, dass sich hier eine auch so grundsätzliche Diskussion entwickelt, etwas, was man sich als Blogger im Kulturbereich trotz ernster Inhalte oft vergeblich wünscht. Es zeugt auch von der Qualität dieses Blogs.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.