Mode-Mythen: „Killer Jeans“ oder das weiße T-Shirt – was ist das problematischste Kleidungsstück?

Im Rahmen der Mode-Mythen könnten wir auf wissenschaftliche Arbeiten verweisen,  Studien zitieren oder Unmengen an Fakten googlen und noch längere Artikel schreiben. Wichtiger sind uns eigene Erfahrungen, so wie die Feldstudie, und die Einschätzung ausgewiesener Experten, die für Journelles alle einen Fragenkatalog beantwortet haben. Heute im Fokus: die Jeans, die vor allem wegen der Finishing-Techniken in

Im Rahmen der Mode-Mythen könnten wir auf wissenschaftliche Arbeiten verweisen,  Studien zitieren oder Unmengen an Fakten googlen und noch längere Artikel schreiben. Wichtiger sind uns eigene Erfahrungen, so wie die Feldstudie, und die Einschätzung ausgewiesener Experten, die für Journelles alle einen Fragenkatalog beantwortet haben. Heute im Fokus: die Jeans, die vor allem wegen der Finishing-Techniken in Verruf stehen. Aber T-Shirts werden auch gebleicht und für Chemiefasern braucht man Erdöl – ist die Jeans im Vergleich wirklich so schlimm?

„Die Jeans in ihrer jetzigen Produktionsform ist mit Abstand das dekadenteste und problematische Kleidungsstück. Für eine Jeans (ca. 700 Gramm) braucht man 19.000 Liter Wasser. Die weiteren Probleme liegen in der Zerstörung der Jeans und die zum Beispiel in Bangladesch sehr schlechten Arbeitsbedingungen. Bei den T-Shirts ist es mehr der sehr geringe Arbeitslohn für die Näherinnen.“ Thomas Meyer zu Capellen, Prof. für Textilkunde, Akademie Mode und Design (AMD)

„Auf jeden Fall die Jeans, zumindest wenn sie modisch ist: Das Bleichen, Färben und vor allem der Vintage-Look erfordert in der konventionellen Textilindustrie einen hohen Einsatz von Chemikalien, die umweltbelastend sind und Arbeiter und Verbraucher schädigen können. Außerdem werden Jeans noch immer sandgestrahlt, was bei einem hohen Prozentsatz der Arbeiter zu der tödlichen Krankheit Silikose (Staublunge) führt.“ Heike Scheuer, Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e.V.

„Beide, wenn sie aus konventioneller Produktion stammen. Die Hauptprobleme sind hier der umweltintensive Baumwollanbau, die chemische Färbung und Bleiche mit bei uns verbotenen Giftstoffen, die schlecht bezahlte Konfektionierung und die oft aufwendigen und giftigen Waschungen und Ausrüstungen.“ Julia Knüpfer, Designerin Ica Watermelon

Besonders Jeans im „Used Look“ sind problematisch in der Herstellung, egal ob sie mit Bleichmitteln oder Sandstrahlen bearbeitet wurde. Dunkelblaue Jeans sind also grundsätzlich besser. Bei T-Shirts gilt es – wie bereits mehrfach erwähnt – auf Biobaumwolle und Textilsiegel achten.

Auch Jeans-Labels wie K.O.I, Nudie und Kuyichi schneidern Hosen aus Bio-Baumwolle und bieten darüberhinaus Service-Leistungen wie „Recycle, Repair, Re-use“ an. Acne ist immerhin Mitglied der Fair Wear Foundation. In der Türkei wurde die Sandstrahltechnik bereits 2009 offiziell verboten. Unternehmen wie H&M und Levi’s haben ebenfalls ein Verbot für alle Produkte durchgesetzt. Allerdings berichtete das Netzwerk „Clean Clothes Campaign“ (CCC) im Sommer 2013 über chinesischen Bekleidungsfabriken, die Jeans für Marken wie Lee, Levi’s, H&M, Hollister, Old Navy, Wrangler, Jack&Jones, Only, Vero Moda, Amercian Eagle herstellen, in denen die Technik nach wie vor gang und gäbe ist. Das gilt laut Branchendienst Fashion United auch für Ländern wie Bangladesch, Pakistan und Teile Nordafrikas.

Tipp: Die ARD-Dokumentation „Der Preis der Blue Jeans„. Die Autoren verfolgten die Produktion einer Jeans zurück – von der Billig-Herstellung in China bis in deutsche Textilläden. In dem dazugehörigen Interview „Gibt es fair produzierte Jeans?“ erklärte Christina Schnrra, Koordinatorin der „Kampagne für Saubere Kleidung“: „Für die gesamte Produktionskette gibt es keine Soziallabels. Einer Jeans kann man nicht ansehen, ob sie unter fairen Bedingungen hergestellt wurde, deshalb sagen wir als „Kampagne für saubere Kleidung“, wir als Konsumenten müssen den Herstellern deutlich machen, dass wir gegen die menschenunwürdigen Bedingungen sind, damit sich da was tut. Das Problem ist, dass sich die alternativen Label nicht jeder leisten kann, denn die sind schon recht hochpreisig. Prinzipiell sollten wir alle einfach unsere Kleidung lange tragen und schon beim Kauf darauf achten, dass sie langlebig ist, das schützt die Ressourcen.“

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

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5 Antworten auf „Mode-Mythen: „Killer Jeans“ oder das weiße T-Shirt – was ist das problematischste Kleidungsstück?“

Je länger die Mode-Mythen-Woche läuft, umso deutlicher wird doch, dass die einzige „Lösung“ des Dilemmas heißt: Wenig kaufen, lange tragen.

Leider ist das genau das, was keiner hier lesen möchte: Weder ihr, die ihr vom Konsum lebt, noch wir Leser, die dieses Blog besuchen, um mehr über neue Produkte und Trends zu erfahren.

Da stellt sich mir doch die Frage, was es bringt, in immer neuen Worten doch dasselbe zu formulieren. Es wird am Ende keine Absolution erteilt werden; nur, weil man sich „informiert“ hat, ist der nächste Shopping-Tag, egal ob auf der Highstreet oder beim Highend-Designer, nicht weniger schlimm.

Ich finde es sehr schwierig, dieses wirklich wichtige Thema gekonnt einzubinden und zolle euch Respekt für den Versuch. Aber es hat schon was Zynisches, wenn man die letzten Tage über Journelles scrollt: Neu in den Onlineshops, Kinderarbeit, neue Outfits, Killer-Jeans.

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

Der Widerspruch ist zwar offensichtlich, aber ich finde die Themenwoche trotzdem sinnvoll. Man wird jeden Tag so oft zum Konsumieren animiert, dass es bestimmt nicht schadet, immer mal wieder zum bewussten Einkauf motiviert zu werden.

Ich finde die deutliche Präsentation des Themas sehr gut, so wie sie ist. So kann jede von uns eine individuell verantwortbare Entscheidung treffen. Ich lese gern Interviews mit Expertenmeinungen, das liefert hochkarätige Infos verdichtet und niederschwelliger als wissenschaftliche Aufsätze. Weiter so!

Die Doku hatte ich auch gesehen. Und war wirklich erschrocken. Trotzdem habe ich auch danach noch Jeans gekauft….ich werde mir jetzt mal das heute vorgestellte Öko-Label anschauen. Wenn der Sitz stimmt, warum nicht!!

Klar ist ein kommerzieller Modeblog, wo einem überall Werbung entgegen blinkt und dessen Sponsoren Klamotten verkaufen wollen, nicht unbedingt der richtige Ort, um für weniger Konsum zu werben.
Die Shopping-Tipps zwischen den Nachhaltigkeits-Öko-Artikeln haben mich auch amüsiert;-).
Vielleicht hilfts ja, wenn zukünftig hier mal ein paar „korrekte“ Labels vorgestellt werden, damit wir sehen, dass es auch Öko-Mode gibt, die nicht aus der schluffigen, unchicen Ecke kommt.

Ich habe im letzten Frühling die K.O.I. Jeans in Amsterdam entdeckt und bin totall begeistert. Toller Denim und guter sitz.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.