Karriere-Interview mit Modefotografin Cathleen Wolf

Im Alter von 13 verliebte sie sich in Kate Moss, mit 14 in Jean Paul Gaultier – da war irgendwie klar, dass Cathleen Wolf später irgendwas mit Mode machen würde. Heute zählt sie zu den besten Newcomerinnen in Sachen Modefotografie. Zu ihren Auftraggebern zählen sowohl Magazine wie Annabelle, Gala und Cover als auch bekannte Designer

Im Alter von 13 verliebte sie sich in Kate Moss, mit 14 in Jean Paul Gaultier – da war irgendwie klar, dass Cathleen Wolf später irgendwas mit Mode machen würde. Heute zählt sie zu den besten Newcomerinnen in Sachen Modefotografie. Zu ihren Auftraggebern zählen sowohl Magazine wie Annabelle, Gala und Cover als auch bekannte Designer und Labels, angefangen von Chanel, Jimmy Choo und Diesel bis hin zu Malaikaraiss, Mongrels in Common oder Kaviar Gauche.

Journelles sprach mit der Wahl-Berlinerin über ihren Werdegang und wie man im hart umkämpften Fashion Business durchstarten kann.

Liebe Cathleen, bitte erzähl’ uns einmal deinen Werdegang im Schnelldurchlauf!

Ich wurde in Dessau geboren, habe Abitur gemacht und bin mit 18 nach Berlin. Ich habe mir dann zwei Jahre Zeit genommen um mich und vor allem einen Job zu finden, den ich mein Leben lang machen will. Dabei war es immer mein Wunsch Fotos zu machen. Schon als Teenager habe ich Bilder von Models gesammelt, ausgeschnitten und zu Collagen zusammen gefügt.

Welche Zeitschrift hast du dafür zerschnibbelt?

Alles was mir in die Finger kam. Aber meine Mutter hatte zuhause keine VOGUE rumliegen, falls du das meinst! Sie hat in der DDR nebenbei manchmal als Laufstegmodel gearbeitet – mein Interesse für Mode habe ich auf jeden Fall von ihr. Wir haben früher immer im Exklusiv-Shop teure Sachen angeschaut…

Wie bist du deinem Traumberuf der Modefotografin näher gekommen?

Das Schlüsselerlebnis hatte ich mit der Chefin vom Casino, einem Techno-Club, in dem ich damals in Berlin gejobbt habe. Sie fragte: „Warum machst du es  nicht einfach?!“ Darauf folgte ein Jahr unbezahltes Praktikum bei einem Fotografie-Studio, das auf Portraits spezialisiert ist. Im Anschluss habe ich mich bei dem damals noch sehr renommierten Lette-Verein beworben, wurde angenommen und habe drei Jahre Fotodesign studiert. Während des Studiums konnte ich mich in alle Richtungen austoben: Reportage, Architektur, Stillife. Das war toll, aber ich wusste so einmal mehr, dass ich mich auf Modefotografie konzentrieren möchte.

In kreativen Berufen braucht man einen Mentor, der einen fördert. Gab es einen Lehrer, der dich während deines Studiums besonders geprägt hat?

Roger Melies, ein in der damaligen DDR sehr bekannter Porträt-, Reportage- und Modefotograf, war ein toller Lehrer. Bei dem Werbefotograf Idris Kolodziej habe ich durchhalten gelernt: Da habe ich manches Mal drei Tage lang an einem Bild gearbeitet, bis es perfekt war.

Und dann hattest du das Zeugnis vom Lette-Verein in der Tasche und bist direkt als Modefotografin durchgestartet?

Nee, so schnell geht das nicht! Ich habe sieben Jahre anderen Fotografen assistiert, vier davon allein war ich die 1. Assistentin des Mode- und Portraitfotografen Markus Jans. Wir lernten uns bei einem Job kennen, eine Woche später fragte er mich, ob ich fest für ihn arbeiten möchte. Da war ich 26 Jahre alt. Es war eine tolle und wichtige Erfahrung, aber in der Zeit hatte ich kein Privatleben und musste jederzeit für ihn ansprechbar sein. Anschließend habe ich für den Werbe-Fotograf Sven Jacobsen gearbeitet. Auch das waren tolle Jobs, tolle Länder und tolle Hotels – aber 260 Tage im Jahr war ich unterwegs.

 

Wie konntest du nebenbei dein eigenes Portfolio aufbauen?

Ich habe immer nebenbei fotografiert und „Tests“ geschossen, zum Beispiel für die Modedesignerin Derya Issever, mit der ich gut befreundet bin. Ich habe ihre Diplom-Kollektion fotografiert und dann noch ein paar weitere Kollektionen, bevor sie zusammen mit Cimen Bachri 2010 das Label Issever Bahri gründete. Irgendwann gab mir mein damaliger Fotograf Sven Jacobsen einen väterliche Schubs und sagte: „Mach’ jetzt mal dein eigenes Ding!“ Ich war der Assistenz entwachsen und bereit, selbst Fotografin zu sein. Das war vor zweieinhalb Jahren – seitdem bin ich selbständig.

Wie läuft das dann ab: Wie kommt man an Aufträge ran?

Man braucht eine Agentur (Cathleen wird von Take Agency in Hamburg vertreten) und ein gutes Netzwerk. Ich hatte Glück und gleich am Anfang die Stylistin Julia Freitag kennengelernt und viel für ihr Projekt styleproofed fotografiert. Über sie kamen dann Aufträge von der GALA und anderen Magazinen wie Cover. So geht es Step by Step weiter. Gerade habe ich wieder mit Franzi Müller das neue Lookbook für Malaika Raiss gemacht und auch wieder das neue Lookbook für Kaviar Gauche geschossen.

Im Raum steht immer noch die Frage, ob Berlin jetzt eine Modestadt ist oder nicht. Wie siehst du das aus der Perspektive der Modefotografin – gibt es genügend Jobs?

Man muss dafür kämpfen, aber das ist in London oder Paris nicht anders. Man muss sich Jobs suchen und bereit sein, auf eigene Kosten mit dem Zug nach Hamburg oder München zu fahren. Ansonsten ist Berlin super – ich habe hier schon für Ellen von Unwerth und Mario Testino arbeiten dürfen.

Wie teuer ist eigentlich die Ausstattung eines Fotografen?

Also ich habe kein eigenes Studio und fotografiere einfach mit einer Canon 5 D. Ich bin kein Technik-Nerd und glaube, dass man nicht die beste Kamera der Welt braucht, um ein gutes Foto zu machen.

Klar, du hast es gelernt! Ich wurde auch schon mal von dir fotografiert und fand, dass es lustig war und die Ergebnisse der Hammer. Wie erzielst du so gute Ergebnisse und bist trotzdem so locker?

Mein Vorteil ist, dass ich die Technik im Schlaf bedienen kann, perfektionistisch veranlagt bin, aber trotzdem schnell fotografiere. Die Vorbereitung am Set mache ich nebenbei und habe dann genügend Zeit, mich um die Leute zu kümmern. Ich gehe gerne in die Maske, schaue mir Make-up und Styling an und überlege schon währenddessen, was ich machen möchte. Letztendlich liebe ich Mode, deshalb macht es mir Spaß!

Was muss jemand mitbringen, der sich bei dir als Assistent bewerben möchte?

Man kann Fotograf werden, ohne studiert zu haben. Die Ausbildung ist mir persönlich also gar nicht so wichtig, wenn jemand ein gutes Auge hat und die Technik beherrscht. Vor allem aber muss das Menschliche  stimmen, weil man so viel Zeit miteinander verbringt. Man denke nur an eine fünfstündige Autofahrt von Berlin nach München und dann sitzt neben dir jemand, den du nicht ausstehen kannst – das geht nicht!

Letzte Frage: Wie würde das Shooting deiner Träume aussehen?

Die neue Prada-Kampagne mit Kate Moss, Lara Stone, Daria Werbowy, Kasia Struss, Mariacarla Boscono und Kristen McMenamy. Und für das Styling wäre Carine Roitfeld verantwortlich.

Ja, das wäre echt ein Traum! Danke liebe Cathleen für das Interview!

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.