Karriere-Interview mit Hair- & Make-up Artist Philipp Koch Verheyen

Für Foto-Shootings oder wichtigen Parties lasse ich mich von dem Hair- & Make-up Artist Philipp Koch Verheyen schön machen, weil es mir eine professionelle Aufmachung – so wie ein gutes Outfit – mehr Selbstsicherheit verleiht. Außerdem macht die Prozedur großen Spaß. Nicht nur, weil Philipp mit zwei Koffern voller Beauty-Schätze anrückt, sondern einfach herrliche Anekdoten erzählen kann

Für Foto-Shootings oder wichtigen Parties lasse ich mich von dem Hair- & Make-up Artist Philipp Koch Verheyen schön machen, weil es mir eine professionelle Aufmachung – so wie ein gutes Outfit – mehr Selbstsicherheit verleiht. Außerdem macht die Prozedur großen Spaß. Nicht nur, weil Philipp mit zwei Koffern voller Beauty-Schätze anrückt, sondern einfach herrliche Anekdoten erzählen kann und sehr charmant ist, wenn er einem so buchstäblich nah auf die Pelle rückt.

Auch Bar Refaeli, Alina Süggeler von Frida Gold oder Schauspielerin Hannah Herzsprung vertrauen auf seine Hände – dabei ist er gerade mal 24 Jahre alt. Wie schafft man das so jung so erfolgreich zu sein? Höchste Zeit für ein Karriere-Interview!

„Hair- & Make-up Artist“ – das klingt fancy. Erklär’ bitte einmal deinen Beruf!

Statt Hair- & Make-up Artist bezeichne ich mich lieber als Hair-Stylist & Visagist. Ich sehe mich nicht als Künstler, sondern als Dienstleister.

Ok, wie wird man Hair-Stylist & Visagist?

Meine Mutter ist Fotografin, mein Vater Bühnenbildner und Antiquitätenhändler. Schon als kleiner Stöpsel war für mich klar, das ich beruflich ebenfalls in eine kreative Richtung gehen will. Mit 15 Jahren habe ich mir einen „10-Jahres-Plan“ erstellt. Nach dem Abi, was ich verkürzen konnte, weil ich von einer niederländischen auf eine deutsche Schule gewechselt bin, bin ich mit 17 nach London und habe zwei Jahre lang bei Vidal Sassoon eine Ausbildung gemacht. Im Anschluss bin ich nach Berlin und habe zwei Jahre dem Visagisten Andréas Bernhardt – einem Urgestein in der Branche – assistiert. Danach habe ich mich selbständig gemacht.

Der Begriff „Work-Life-Balance“ ist in aller Munde. Wie stressig schätzt du deinen Job ein?

Die klassische Arbeitswoche von Montag bis Freitag kenne ich nicht. Ich habe zwei Agenturen: Nude in Berlin und Ballsaal in Hamburg, die mich täglich anrufen und für Jobs anfragen. Ich bin viel unterwegs und arbeite oft sieben Tage die Woche. Aber es macht mir Spaß, deshalb kann ich den Stress gut aushalten.

Wie wichtig ist es für einen Hair- & Make-up Artist eine Agentur zu haben?

Das ist das Ziel eines jeden Hair Stylisten und Visagisten, weil man gerade am Anfang nicht alle Kontakte hat und über die Agentur die großen Kunden kennenlernt. Außerdem hat man einen bekannten Namen hinter sich stehen und die Leute in der Agentur helfen bei der Abwicklung der Jobs.

Wen meinst du, wenn du von den „großen Kunden“ sprichst?

Damit meine ich die großen Mode-Unternehmen, die mich für Werbe-Jobs buchen. Magazin-Jobs sind oft nicht besonders lukrativ: Man bekommt meistens kein Honorar oder höchstens die Kosten erstattet, manchmal muss man selber den Flug oder Bahnfahrt bezahlen. Aber solche Jobs sind gerade am Anfang wichtig, um ein Portfolio aufzubauen und dann von einer Agentur als „New Talent“ aufgenommen zu werden.

Malochen ohne Kohle – also läuft das bei Visagisten genauso wie bei Models?

Genau, ich habe am Anfang viele solcher „Tests“ gemacht und so mein Buch aufgebaut mit dem ich mich bei Go Sees in Agenturen, Fotografen und Redaktionen vorgestellt habe.

Wie sieht so ein Buch aus?

Früher waren das dicke Mappen aus Leder, heute präsentiert man die eingescannten Artikel online oder auf dem iPad. Ich habe 50 Kilo schweres Gepäck dabei, da will ich nicht noch eine schwere Mappe mit mir rumschleppen.

Wie groß ist die Konkurrenz bzw. wie viele Hair- & Make-up Artist gibt es in Deutschland überhaupt?

Keine Ahnung, eine Menge! Prinzipiell kann sich jeder Friseur „Hair-Artist“ nennen. Außerdem gibt so viele Schulen für Visagisten, von denen ich persönlich allerdings nicht viel halte, nicht weil die Ausbildung schlecht ist, sondern weil alle Schüler nach ihrem Abschluss mit der gleichen Mappe dastehen – die gleichen Themen, Fotografen usw. Auf dem Arbeitsmarkt kann man meiner Erfahrung nach nicht viel damit anfangen.

Dein Rat also?

Assistieren! Am besten schaut man sich an, welche Agenturen renommiert sind und fragt an, ob man sich vorstellen darf, um jemanden bei einem Job über die Schulter schauen zu dürfen. Neben Ballsaal und Nude gibt es zum Beispiel wie schon erwähnt die Agentur Basics oder Bigoudi.

Bei der Fashion Week hat das Make-up auch immer einen News-Faktor, weil Top-Visagisten wie Pat McGrath, Val Garland oder Charlotte Tilbury mit ihren Make-up Looks passend zur Mode neue Trends setzen. Hast du ein Vorbild?

Armin Morbach, in dessen Agentur Ballsaal ich heute unter Vertrag bin. Als ich ihn im Fernsehen bei „Germany’s Next Topmodel“ gesehen habe, wusste ich: Das möchte ich auch machen. Acht Jahre später durfte ich ihm assistieren und später dann in seine Agentur eingetreten.

Armin Morbach hat eine Agentur und verlegt das Magazin „Tush“. Was wünscht du dir für die Zukunft?

Die Hamburgerin Loni Baur macht es vor: Sie ist zweifache Mutter und nach wie vor ganz vorne mit dabei. Ich träume von einem Häuschen in Potsdam, möchte Vater sein und ein bis zwei Mal die Woche einen großen Job machen.

Das klingt ja im Gegensatz zur glamourösen Modewelt ja sehr bodenständig!

Genau so einen Ausgleich brauche ich. Ein Freund und Kollege von mir hat einen Schrebergarten. In meiner Freizeit mache ich nichts was mit Mode zu tun hat sondern gehe auf Konzerte, treffe mich mit Freunden oder koche.

Was ist der Unterschied wenn du einen Promi, Model oder Normalos wie mich schminkst?

Stars pflegen ein Image, danach muss ich mich richten und lernen, mit so starken Persönlichkeiten umzugehen. Das ist eine große Herausforderung und man braucht viel Fingerspitzengefühl, weil man ihnen ja wirklich nah kommt. Bei Models ist das anders, sie sind ein weißes Blatt Papier. Bei Leuten wie dir macht mir der Job sehr viel Spaß, weil die Begeisterung noch so groß ist, wenn du anschließend in den Spiegel schaust. Promis werden jeden Tag geschminkt und sind daran gewöhnt, toll auszusehen.

Apropos, ein paar Namen bitte: Welche Promis schminkst du?

Aktuell mache ich ganz viel Alina von Frida Gold, was eine Ehre ist, weil sie als Künstlerin und Mensch heraus ragt. Von Bar Refaeli werde ich oft gebucht, wenn sie in Europa ist. Das ist immer stressig, weil sie sehr begehrt ist. Und Hannah Herzsprung. Ich stehe total auf ihren Look!

Das Highlight deiner Karriere bis dato?

Eine Produktion mit Karl Lagerfeld für die deutsche Vogue. Da habe ich zusammen mit anderen Kollegen die Haare gemacht und sogar ein Kompliment von ihm bekommen.

Und: Was hat Karl denn gesagt?

Er lobte meinen Stil und sagte, ich solle so bleiben. Meine Kleidung und Haartolle seien „80er-Jahre-Duran-Duran“. Er fand, dass mir das gut steht!

Jessie hat Karl kürzlich in München getroffen und war ebenfalls begeistert. Genauso spannend finde ich deinen Beauty-Koffer: Auf welche Produkte schwörst du?

Ich habe das Glück von Chanel gesponsert zu werden. Die Lidschatten, Rouge und die Cremes finde ich ganz toll. Jedes Make-up beginnt mit einer Pflege bzw. Haut-Analyse: Welche Defizite es gibt es?

Moment mal! Was habe ich denn für Defizite?

Du hast eine Mischhaut, da muss man darauf achten in der T-Zone nicht zu fettig zu werden und sollte keine zu reichhaltige Creme auftragen, sondern eher ein mattierendes Produkt wählen. Auf den Wangen und rund um die Augen gilt es eine Feuchtigkeitspflege um leichte Linien auszugleichen.

Was ist deine Erfahrung: Sind die teuersten Produkte die Besten?

Nein, ich schwöre zwar auf die Mascara von Chanel, aber viele Kollegen kaufen die Wimperntusche aus der Drogerie und behaupten, dass die genauso gut ist. Ich sage immer: ausprobieren!

Kommt Naturkosmetik für dich infrage?

Das Problem ist, dass die Pigmente oft nicht stark genug sind. Bei TV-Jobs oder Fotoproduktionen kann ich leider nicht darauf zurückgreifen.

Und wie wäre es eines Tages mit einer eigenen Kosmetiklinie „Naturally beautiful by Philipp Koch Verheyen“?

Haha, ja klar – und du schreibst dafür die Texte!

 

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

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2 Antworten auf „Karriere-Interview mit Hair- & Make-up Artist Philipp Koch Verheyen“

Hallo mein Name ist Claudia Cinnirella ich hab gerade deinen Artikel gelesen und ich bin fasziniert. Ich beende gerade meine Ausbildung als Make-up artistin . Doch ich weiß noch nicht so recht wo ich anfangen soll. Ich mein Traum wäre es genauso so weit zu kommen wie du ! Ich wollte fragen wie du angefangen hast und ob du mir vielleicht ein paar Tipps geben könntest

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.