Modebloggen ist besonders international renommiert und etabliert, weshalb inzwischen viele Blogger, grösstenteils mit persönlichen Outfit-Seiten, auch davon leben können. In Frankreich ist Betty Autier von Le Blog de Betty nach Garance Doré die grösste Bloggerin. Ihre Seite war eine der ersten, die ich 2007 entdeckt habe – inhaltlich dreht sich seit bald sechs Jahren alles um die Looks, Reisen und persönlichen Erlebnisse der 28-jährigen Französin.
Bei Firenze4ever habe ich mir Betty für ein Karriere-Interview geschnappt. Wie sie Geld verdient, was sie über die Blogosphäre denkt und wie alles angefangen hat, lest ihr hier.
Fangen wir ganz vorne an, wann und warum hast du „Le Blog de Betty“ gegründet?
Ich habe mein Blog 2007 gegründet. Ich war vorher schon in diversen Modeforen unterwegs, zum Beispiel bei Share your Look, die Seite gibt es heute allerdings nicht mehr. Ich habe dort meine Inspirationen gezeigt und mich mit den anderen Usern über Mode unterhalten. Und an irgendeinem Samstagabend habe ich dann meine eigene Seite gegründet.
Was hast du studiert?
Nach meinem Abitur bin ich zur Schauspielschule gegangen – ursprünglich wollte ich tatsächlich Schauspielerin werden. Ich bin damals extrem schüchtern gewesen und habe außerdem gehofft, dass mir die Ausbildung helfen würde, selbstsicherer zu werden.
Ich habe zwei Jahre in Paris studiert und währenddessen viele Castings für Filme, Serien und Werbung besucht. Das war insgesamt sehr schwierig, jedoch hat es mich in anderer Form weiter gebracht: Für meine Bewerbungsunterlagen habe ich sehr viele Bilder von mir gesammelt.
Das heisst du hast das Outfit-Bloggen durch deine Bewerbungsmappe für Castings begonnen?
Kann man so sagen! Außerdem bin ich eine furchtbare Schauspielerin, also war dieser Werdegang das Beste, was mir passieren konnte.
Wann wurde dir bewusst, dass aus Le Blog de Betty ein Job werden könnte?
Etwa ein Jahr nach dem Launch. Das erste Jahr hatte ich viele Besucher aus den Foren, in denen ich vorher unterwegs war. Dann kontaktierte mich eine Agentur, ob ich an Bannerwerbung interessiert wäre- das war das erste Mal, dass ich überhaupt gemerkt habe, dass ich damit Geld verdienen kann. Das war der Beginn einer langen Überlegung: Money money money! Nein, ich mache nur Spaß. Ich blogge nicht des Geldes wegen, aber ich bin froh, damit meinen Lebensunterhalt verdienen zu können.
Du hast rund 50.000 Besucher pro Tag, damit kannst du vermutlich allein von der Bannerwerbung leben?
Ja. Das Schöne ist, dass ich keine gesponsorten Beiträge auf meiner Seite habe, wie es viele andere Blogs machen. Aber ich trage natürlich die Klamotten, die mir zur Verfügung gestellt werden – ich bekomme sehr viel geschenkt, ziehe aber nur an, was zu 100 Prozent zu mir passt. Ich integriere zudem Affiliate-Links.
Wirst du bezahlt für Outfit-Posts?
Manchmal, wenn die Marke zu mir passt. Viele Leute denken, all meine Kleider wären Geschenke, aber ich kaufe immer noch viel ein. Zum Beispiel kaufe ich bei Asos alles selbst und auch dern Großteil meiner hochwertigen Kleider kaufe ich selbst.
Ich bin ein grosser Fan von Giuseppe Zanotti und viele Leser denken, ich würde dafür bezahlt. Aber nichts da, alles selber gekauft! Viele der Geschenke passen aber auch nicht zu mir, und die verschenke ich dann weiter.
Wie sieht für dich ein typischer Arbeitsalltag aus?
Wenn ich zuhause in Paris bin, stehe ich gegen 8, 9 Uhr auf – was früh für mich ist! Mit meinem Freund Matthieu plane ich dann die Fotoshootings und mache Locationscouting. Nach dem Mittagessen knipsen wir die Bilder und der Rest des Tages ist mit Emails und dem Posten der Artikel verplant. Das dauert immer recht lange, da es in 5 verschiedenen Sprachen übersetzt werden muss: Englisch, Französisch, Portugiesisch (ich habe viele Leser aus Brasilien), Spanisch und Italienisch. Dafür habe ich Übersetzer. Bis dann alles zurück ist, vergeht ein Tag.
Du reist sehr viel, geschieht das immer auf Einladung?
Hälfte, Hälfte! Ich mag beides, eingeladen werden wie in diesem Fall von Luisaviaroma ist natürlich toll, aber man kann nie nur das machen, was man möchte. Daher verreisen wir auch immer viel auf eigene Faust. Die letzte Reise war ein Roadtrip durch die USA. Utah, Nevada, Texas… einen Monat lang, es war großartig.
Wie wichtig sind die Reisen für deine Seite?
Je mehr ich unterwegs bin, desto schönere Geschichten kann ich machen. Die Bilder sind wichtig, auch meine kulinarischen Entdeckungen mögen meine Leser.
Die Modeblogosphäre ist riesig, wohin geht es damit deiner Meinung nach?
Es gibt viel zu viele Blogs. Aber ich kann verstehen, dass viele Mädels damit beginnen, weil sie glauben, es sei so einfach, Geld damit zu verdienen. Wenn aus den falschen Gründen begonnen wird zu bloggen, mag ich das nicht. Trotzdem gibt es viele tolle Seiten da draussen, und die respektiere ich. Die Leser machen den Unterschied und können entscheiden, was sie mögen.
Welche Seiten liest du selber gern?
Ich liebe amerikanische Blogs von der Westküste. Zum Beispiel lese ich gern Sincerely Jules und verfolge viele Seiten einfach über instagram. Sea of Shoes mag ich, und Ricarda von Cats & Dogs. Sie ist cool und sieht aus wie meine Schwester.
Siehst du dich in drei bis vier Jahren auch noch als Outfit-Bloggerin?
Ich möchte nicht direkt etwas verändern, aber vieles ausprobieren, Kooperationen eingehen und vielleicht ein eigenes Label eröffnen. Ich zeichne oft und habe viele Ideen – vielleicht sind da ja ein paar brauchbare dabei. Ich habe zum Beispiel gerade meine erste Tasche designt.
Herzlichen Glückwunsch, wie kam die Kollaboration zustande?
In den letzten fünf Jahren habe ich immer viele Angebote zum Designen erhalten, aber es hat nie wirklich gepasst – bis mich Lancaster kontaktiert hat. Ich habe direkt ja gesagt. Die Tasche kostet 185 Euro und ist momentan nur in Frankreich erhältlich. Bald aber auch in Brasilien und online. Verkauft wurden bereits 100 Taschen.
Im Prinzip möchte heute jede Marke mit renommierten Bloggern arbeiten. Wie wählst du aus?
Ich schaue natürlich, dass es einigermaßen exklusiv ist. Wenn zehn Blogger dieselbe Aktion machen, ist es einfach nicht mehr so interessant. Louis Vuitton ist für mich die Crème de la Crème. In wenigen Monaten mache ich ein Fotoshooting mit ihnen, das ist großartig.
Vielen Dank für den Einblick!
10 Antworten auf „Karriere-Interview mit Betty Autier von Le Blog de Betty“
Ach, Betty <3 Auch eine meiner ersten Modeblogentdeckungen damals. Schön mal so einen Blick hinter ihre Kulissen zu bekommen!
großen dank fürs vervollständigen des betty-puzzles 🙂 ich lese ihren blog schon seit 2007/2008 und frage mich immer wieder, wer sie ist, was sie genau studiert hat und wie ihr tag wohl aussieht. das interview ist wieder ein kleines puzzleteil mehr, um zu erfahren wer betty ist 🙂 danke.
Ein sehr interessante und aufschlussreiches Interview, gerade für mich als Frischling unter den Blogger.
von wem ist der graue Rock, auf dem Brunnen-Bild?
…könnte t by alexander wang sein
Tolles Interview! Ich mag diese Karriere-Reihe sehr und freue mich schon auf weitere Beiträge. Mit solchen Themen hebt Ihr Euch wirklich ab.
Aufschlussreich??????????????? sowohl alsauch. Wenn jemand nichts zu sagen hat, dann diese Dame.
Quintessenz: Gott sei Dank eine Geldquelle gefunden!
Ich find ihre ewigen Outfitposts auch total öde. Einer der langweiligsten Blogs die ich kenne. Habe ich nach kurzer Zeit nicht mehr gelesen, auch da mir ihr ewiges In-Pse-Werfen total auf die Nerven gegangen ist.
Super Interview. Diese Karriere-Reihe ist einfach toll. Es hilft mir als Blogger-Anfängerin immens und ist jedes mal wieder eine Motivation, wenn mal was nicht richtig geklappt hat 🙂
Karriere-Interview mit Betty Autier von Le Blog de Betty – Journelles
Parajumpers Jakke http://www.svangerskapet.no/images/pjs.html