Journelles Maison: Interview mit Rieke Rauert von der Home Staging Agentur Room N°1

Mit Room N°1 gründete Rieke Rauert 2013 ihre eigene Home Staging Agentur in Frankfurt am Main. Doch was ist Home Staging überhaupt? Im Interview erklärt uns Rieke alles zum Trend aus Amerika, gibt uns Einblicke in ihren Arbeitsalltag und vor allem drei wertvolle Einrichtungstipps! Du betreibst mit deiner Agentur Room N°1 eine Agentur für sogenanntes „Home Staging“,

Mit Room N°1 gründete Rieke Rauert 2013 ihre eigene Home Staging Agentur in Frankfurt am Main. Doch was ist Home Staging überhaupt? Im Interview erklärt uns Rieke alles zum Trend aus Amerika, gibt uns Einblicke in ihren Arbeitsalltag und vor allem drei wertvolle Einrichtungstipps!

Du betreibst mit deiner Agentur Room N°1 eine Agentur für sogenanntes „Home Staging“, was in Deutschland noch eher unbekannt ist. Was genau ist Home Staging?

Home Staging ist die optimale Präsentation einer Immobilie für dessen Vermarktung. Dabei stellt diese Dienstleistung eine Maßnahme des Visual Merchandisings dar, welche Verkaufspsychologie mit Aspekten moderner Inneneinrichtung verknüpft und somit zu einer optimalen Objektpräsentation, einem erhöhten Kaufinteresse und einem bestmöglichen Verkaufserlös führt. Mit stilvollen Accessoires sowie geschmackvollen, neutralen Möbeln und dem gezielten Einsatz von Illumination wird eine einmalige Wohnfühl-Atmosphäre geschaffen, die bereits beim ersten Rundgang ein deutlich höheres Interesse bei potenziellen Käufern hervorruft.

Woher kommt Home Staging ursprünglich?

Home Staging stammt  aus den USA. Die US-Amerikanerin und Immobilienmaklerin Barb Schwarz begann Anfang der 1970er Jahre Wohnungen zu „stagen“ und gründete somit diese Art der Dienstleistung. Seither entwickelte sich Home Staging in Amerika zu einem anerkannten Berufsfeld und kommt bei fast allen Wohnungsvermarktungen zum Einsatz. In Skandinavien ist Home Staging ebenfalls sehr erfolgreich und bildet zur Zeit, insbesondere in Schweden und Dänemark, einen absoluten Trend heraus. In Deutschland steckt Home Staging noch in den Kinderschuhen und wird seit ca. 6 Jahren hier praktiziert.

Was sind eure Aufgaben als Home Staging Agentur und was gehört zu deinem Arbeitsalltag?

Neben der Akquise von neuen Projekten und der Suche nach immer neuen Einrichtungsgegenständen für bevorstehende Projekte, fordert jedes Objekt eine individuelle Herangehensweise. Nach Besichtigung der Immobilie und Festlegung der Zielgruppe erstelle ich ein Home Staging Konzept für das bevorstehende Objekt. Handelt es sich um ein Häuschen mit Garten in einem Vorort von Frankfurt, wird ein Kinderzimmer konstruiert und eher mit bunten Farben gearbeitet um das Haus familiär wirken zu lassen.

Steht ein Businessapartment im Zentrum von Frankfurt zum Verkauf, wird ein eher cleaner Stil gewählt und der Einsatz von Design-Klassikern verfolgt. Passend zu diesem Konzept stelle ich die entsprechenden Mietgegenstände zusammen, welche für den gesamten Verkaufszeitraum in der Immobilie verbleiben. Je nach Ausgangssituation und Budget engagiere ich Subunternehmer, welche sich um Malerarbeiten, Bodenbeläge, die Gestaltung des Außenbereichs oder Reinigungsarbeiten kümmern. Sind die Vorarbeiten beendet wird die Immobilie mit den vorab zusammengestellten Möbeln, Textilien, Accessoires, Kunstgegenständen sowie Lampen ausgestattet und abschließend werden hochwertige Fotos für ein Online-Exposè angefertigt. Ist das Objekt dann erfolgreich vermarktet, wandert die Ausstattung wieder in mein Lager oder im besten Fall direkt ein neues Projekt. Darüber hinaus betreue ich natürlich auch Open-House Besichtigungen und gehe auch gerne mit Klienten einkaufen, wenn diese gerne ihre Einrichtung verändern möchten, aber nicht genau wissen wie.

Charlie Dean / Caiaimage, Foto: Getty Images

Wie wird man überhaupt Home Stager – ist eine Ausbildung, zB. als Inneneinrichter, nötig?

Eine Ausbildung als Innenarchitekt oder Visual Merchandiser ist sicherlich eine sehr gute Grundlage. Darüber hinaus gibt es die Deutsche Gesellschaft für Home Staging und Redesign e.V. welche in Deutschland Ausbildungen zum Home Stager anbieten und in einem Verband organisiert sind.  In meinem Fall habe ich schon früh eine Leidenschaft für das individuelle und harmonische Gestalten von Wohnräumen entwickelt, welche ich zunächst nur in Form von mehreren Wohnungs- und Haussanierungen sowie der Beratung von Freunden und Bekanntenkreis in Sachen Einrichtung und Dekoration auslebte. Angeregt durch Freunde, Familie und einem US Aufenthalt beschloss ich Ende 2012, meine Berufung zum Beruf zu machen und legte mit einer theoretischen sowie praktischen Ausbildung der Deutschen Gesellschaft für Home Staging und Redesign e.V. Anfang 2013 den Grundstein für meine Agentur Room N°1 Homestaging im Herzen Frankfurts.

Beim Shoppen gibt es bekanntlich viele Methoden um Kunden zum Kauf zu animieren. Gibt es spezielle Techniken die du anwendest, so dass der potentielle Käufer sich besonders wohl fühlt?

Beim Immobilienkauf spielen Emotionen eine große Rolle, diese sind vor allem dann von Bedeutung für die Kaufentscheidung, wenn bei den Produkten ein sozialer Wert zu Grunde liegt. Luxusartikelhersteller machen es schon seit Jahren mit der aufwendigen Inszenierung Ihrer Geschäfte erfolgreich vor, indem sie den sogenannte Point of Sales (PoS) nutzen, um beim Käufer positive Emotionen auszulösen und einen Bedarf nach dem Produkt zu wecken. Beim Home Staging wird dies auf Immobilien übertragen. Hier befindet sich der PoS in der Immobilie und verbindet somit den Verkaufsort mit dem zu verkaufenden Produkt.

Wichtig für eine positive Kaufentscheidung ist hierbei eine zielgruppengerechte Ausstattung, sowie eine neutrale und zeitgemäße Möblierung, die dem potentiellen Käufer Raum für individuelle Vorstellungen ermöglicht. Es gilt also den Punkt zwischen Hotelcharme und dem persönlichen Geschmack der Vorbesitzer zu treffen, um eine einmalige Wohnfühl-Atmosphäre zu schaffen.

Wie siehst du die Zukunft für diese Branche – wird Home Staging künftig zum Trend oder sogar zum Muss beim Verkauf einer Immobilie?

Aktuell bedarf es sehr viel Pionierarbeit – oft bekomme ich die Reaktion „Home Staging? Was ist das denn?“ zu hören, wenn ich von meiner Arbeit berichte. Es gilt, das Thema Home Staging bei Verkäufern und Immobilienmaklern weiter publik zu machen und in den Köpfen ein Umdenken zu erreichen. Was beim Autoverkauf durch einen glänzenden Lack und eine gründliche Reinigung funktioniert, wird beim Home Staging auf Immobilien übertragen. Niemand würde sein Auto in einem verschmutzen Zustand verkaufen – bei Immobilien sieht die Realität leider noch häufig anders aus. Da wird sich in den meisten Fällen keine Gedanken über ein attraktives Erscheinungsbild der Immobilie gemacht, betrachtet man die Verkaufsanzeigen beispielsweise bei Onlineportalen. Dabei kann auch hier durch ein perfekt inszeniertes Äußeres eine schnellere Vermarkung und ein bis zu 15% höherer Verkaufserlös erzielt werden.

Charlie Dean / Caiaimage, Foto: Getty Images

Wendest du die Home Staging Tricks auch in deiner eigenen Wohnung an?

Mein persönlicher Geschmack deckt sich häufig mit dem Mobiliar, welches ich von Berufswegen her verwende. Privat dominieren die Farben Weiß und Grau in meiner Wohnung und ebenso wie beim Home Staging verleihe ich meinen Räumen mit wechselnden passenden Accessoires, Dekoration und farblichen Akzenten je nach Jahreszeit, Gemütsverfassung oder Anlass ein anderes Gewand. Im Hochsommer bei 30 Grad Außentemperatur habe ich meine Wohnung gerne in kühlen Farben wie Türkis, Lindgrün oder einem hellen blau dekoriert. Geht es den Wintermonaten entgegen, liebe ich warme Farben und erdige Töne für ein wohliges Gefühl.

Ebenso verhält es sich beim Home Staging. Eine Dachgeschosswohnung, welche im Sommer vermarktet werden soll, würde ich nie mit roten warmen Farben ausstatten, sondern eher mit kühlen Farben arbeiten. Darüber hinaus gibt es Tricks für kleinere Objekte mit einem geringen Budget. So kann beispielsweise schnell aus ein paar Umzugskartons mit einer Luftmatratze bedeckt und entsprechenden Tagesdecken und Kissen dekoriert ein wundervolles Bett entstehen. Dies praktiziere ich allerdings nicht in meinen eigenen 4-Wänden 🙂

Was ist dein persönlicher Einrichtungsstil? Hast du bestimmte Lieblingsmarken?

NEUTRAL ist hier das Stichwort und dies gilt auch für mein privates Domizil. Klare Formen und ein puristisches Design zeichnen meine Wohnung aus. Ein Großteil meiner Möbel stammt von der dänischen Designfirma BoConcept, welche für einen jungen und modernen Look stehen und trotzdem erschwinglich sind. Auch dem Trendmaterial Beton kann ich durchaus einiges abgewinnen. So handelt es sich bei meiner neuesten Errungenschaft um Betonplatten als Wanddekoration.

Dazu werden Holzplatten mit flüssigem Beton beschichtet und das Ergebnis bildet eine perfekte Waschbetonwand in meinem Wohnzimmer. Darüber hinaus bin ich ein absoluter Fan meines Boxspringbettes von Brixton by Henson. Ich liebe es hier ganz amerikanisch mit vielen Kissen und einer Tagesdecke dekoriert und fühle mich so jeden Abend als ob ich in mein persönliches Hotelzimmer komme.

Charlie Dean / Caiaimage, Foto: Getty Images

Was für Tipps hast du für uns um durch Einrichtung die richtige Atmosphäre zu schaffen – 3 Basics auf die man achten sollte?

  1. Indirekte Beleuchtung ist eines der wichtigsten Elemente um eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen. Bei meinen Home Staging Projekten kommen nicht selten bis zu 30 Lampen, Lämpchen und sonstige Lichtquellen zum Einsatz. Mit vielen kleinen Lichtquellen lässt sich ein sanftes indirektes Licht erzeugen und zielgerichtet die Vorzüge einer Wohnung durch die richtige Beleuchtung hervorheben.
  2. Eine neutrale und unaufgeregte Einrichtung lässt sich sehr schön mit gezieltem Einzelstücken aufwerten. Das weiße IKEA-Sofa kombiniert mit einer antiken Seefahrer-Kiste als Couchtisch bildet ein außergewöhnliches Arrangement und lässt das Sofa plötzlich nicht mehr „nur“ nach IKEA aussehen. Ein alter Sekretär vom Flohmarkt wertet den Eingangsbereich auf und der Egg Chair von Arne Jacobsen kann einer unliebsamen Ecke im Wohnzimmer den perfekten Charme verleihen.
  3. Ich liebe Blumendekoration in allen erdenklichen Farben. Mit Blumen lässt sich auf schnelle und preisgünstige Art viel wohlige Atmosphäre zaubern. Ein klassisch weiß eingedeckter Tisch wird mit Hilfe von Blumen zum Hingucker und eine bodentiefe konische Vase verschönert mit Blumen bestückt den Eingangsbereich. Blumen machen nicht nur gute Laune, sondern bringen jede Wohnung zum strahlen. Privat habe ich immer frische Blumen im Haus – momentan sind Pfingstrosen mein absoluter Favorit!

 Was sind deine persönlichen Designklassiker?

In meiner Wohnung findet man Designklassiker wie den schaukelnden Vitra Rocket Chair von Ray und Charles Eames, welcher als Lesesessel fungiert. Die dreibeinigen Stehleuchten STEN von Domus stehen anstatt von Nachttischen links und rechts neben meinem Bett und in meinem Büro findet man seit Neuestem ein Sideboard von USM Haller, welches man dank des Baukastensystems individuell nach den eigenen Wünschen kreieren kann. Darüber hinaus habe ich als zukünftige Anschaffung den Saddle Chair von Timothy Oulton im Blick, welchen ich vor Kurzem in einem Geschäft hier in Frankfurt am Main entdeckt habe. Mein allerliebster Designklassiker ist momentan allerdings meine sechs Monate alte Französische Bulldogge namens Wilma 🙂

Von Jessie

Ich bin Jessie Weiß, 32 Jahre jung, lebe verheiratet in Berlin, bin Mama von Levi (1), schwanger mit dem zweiten Kind sowie Gründerin von Journelles. Ich liebe Phoebe Philo, Stella McCartney und Isabel Marant, kann aus anatomischen Gründen nicht auf hohen Schuhen laufen, habe einen Céline-Taschentick, tanze und höre leidenschaftlich gern Hip Hop, kann mir selten Ironie verkneifen, leider immer noch kein Französisch sprechen, obwohl ich Paris für die schönste Modestadt der Welt halte, gucke am liebsten Jimmy Fallon, Jan Böhmermann, Game of Thrones oder entspanne beim Serienmarathon auf Netflix, bin ein kleiner Workaholic mit Multitaskingtalent, professionelle Instagram-Durchscrollerin, in jeder Lebenslage tollpatschig, habe ein Faible für skandinavisches Interior und einen Kissen-Tick, bin groß im Wellness machen und wäre daher noch lieber professionelle Hoteltesterin. Mode ist meine grosse Liebe, aber meine Kohle investiere ich eher in Reisen und Essen – und neuerdings fast ausschliesslich in mein Kind.

Als alter Bloghase – 2007 habe ich LesMads mitbegründet – ging im Oktober 2012 mein persönlicher Traum in Erfüllung: Ich habe mich mit "Journelles" selbstständig gemacht. Das Blogazine ist mein digitales Zuhause, News-Plattform, Modetagebuch und tägliche Anlaufstelle für spannenden Content rund um die Themengebiete Interior, Reisen, Beauty und sowohl High Fashion als auch Contemporary Labels und Highstreetmode.

Nebenbei habe ich die Modesendung It's Fashion auf EinsPlus von der ARD moderiert, berate Firmen im Social-Media-Bereich, halte Vorträge und reise um die Welt, um euch täglich den schönsten Content zu präsentieren. Im Juni 2015 habe ich mein eigenes Modelabel JOUUR. gegründet.

2016 ist mein Sohn Levi auf die Welt gekommen. Baby-Themen werden seither auf Mini Journelles behandelt und das nun auch wieder intensiver, da unser zweites Kind unterwegs ist.

Journelles ist inzwischen gewachsen: Wir sind ein sechsköpfiges Redaktionsteam im Berliner Prenzlauer Berg und haben im Sommer 2018 unseren ersten temporären Concept-Store, den Journelles Marché, eröffnet.

Mein Credo: Mode muss Spaß machen, auf Augenhöhe funktionieren und sollte sich nicht so ernst nehmen.

Mehr über mich findet ihr im Presse-Bereich, auf Instagram und ab und an auf YouTube. Subscribe!

Aktuelles Presse-Feature:

VOGUE.DE: "Influencer im Portrait: Jessica Weiß - Alles, nur kein Stillstand"

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3 Antworten auf „Journelles Maison: Interview mit Rieke Rauert von der Home Staging Agentur Room N°1“

Ich suche seit längerem nach so einem schlichten Tisch.Könntest du mir ein Tipp geben, wo ich solch ein Tisch kaufen kann? Danke Dir:-)

Hallo liebe Rieke,

interessant was Du machst!! Ich möchte Dich gerne auf meine Fine-Art-Photos verweisen und Dir gerne meine Photo-Portfolios zusenden…
Magst Du mir eine E-Mail mit deinen Kontaktdaten senden??
herzliche Grüße von entfernter „Cousine“
Christiane Rauert

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.