JOURgarderobe: Closet Diary mit Marlene Sørensen, Modejournalistin und Autorin von „Stilvoll“

Letzte Woche Freitag gab es einen guten Grund die Korken knallen zu lassen: Drei Jahre nachdem sie und ihre Wohnung selbst in „Der Berliner Stil“ gefeiert wurden, präsentierte die Journalistin Marlene Sørensen im The Store ihr eigenes Buch-Debüt: In „Stilvoll – Inspiration von Frauen, die Mode lieben“ (Callwey) stellt sie tolle Frauen und ihre Art

Letzte Woche Freitag gab es einen guten Grund die Korken knallen zu lassen: Drei Jahre nachdem sie und ihre Wohnung selbst in „Der Berliner Stil“ gefeiert wurden, präsentierte die Journalistin Marlene Sørensen im The Store ihr eigenes Buch-Debüt: In „Stilvoll – Inspiration von Frauen, die Mode lieben“ (Callwey) stellt sie tolle Frauen und ihre Art sich zu kleiden vor, angefangen von Joy Denalane, Joyce Binneboese, Charlotte Kraska, Eva Padberg bis hin zu Fanny Moizant, Maja Wyh und unserer lieben Jessie. Auf ihre herrlich lakonische Art erklärt Marlene, welche Teile man als moderner Mensch im Kleiderschrank braucht, wie man sie trägt und verrät darüberhinaus die besten Shopping-Adressen.

In diesem Buch stecken aber nicht nur jede Menge Tipps, sondern literweise Herzblut. Wir haben miterlebt, wie Marlene in unserem Büro bäuchlings auf dem Boden lag und im Studio selbst die Freisteller und Legeseiten fotografierte. Ihr kleiner Sohn Arlo robbte zwischendurch auf die weiße Pappe und „dekorierte“ das ganze Set um. Nachts schrieb Marlene die Texte und war wochenlang nicht gesehen, weil sie ihre Akteurinnen alle persönlich zum Shooting und Interview traf.

Dieses Buch ist eine One-Woman-Show und die Erleichterung über die Veröffentlichung war so groß, dass bei ihrer Dankesrede am Freitag die Tränen flossen. So ist Marlene und deshalb lieben wir sie. Wie stilvoll sich die Autorin derweil selbst durch eine Woche bewegt und die allmorgendliche Frage „Was ziehe ich an?“ beantwortet, seht ihr in ihrem Closet Diary:

MONTAG

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Das Wetter kann sich heute nicht entscheiden, ob schon Herbst ist oder noch Sommer, und ich mich auch nicht. Deshalb stecken meine Füße in Sandalen von Ancient Greek Sandals, obenrum trage ich aber schon einen (leichten) Wickelmantel von Edited The Label.

Es ist ein ziemlich üblicher Arbeitstag, was bedeutet: Mann steht mit Kind auf, wofür der Mann jeden Morgen einen Orden verdient, ich wälze mich aus dem Bett, Kind frühstückt, ich trinke eine halbe Tasse Kaffee, bevor mir auffällt, verdammt, schon so spät, schnell was anziehen, dann schnell dem Kind was anziehen, geht aber nicht schnell, denn es ist gerade das lustigste Spiel der Welt, beim Anblick von Klamotten wegzurennen, ab in die Kita, tschüss mein Kind, schnell zurück nach Hause, lauwarmen Kaffee austrinken, Laptop aufklappen, Emails, verdammt, warum schon wieder so viele Emails, Text anfangen, Text nicht fertig kriegen, denn plötzlich ist es halb vier, schnell in die Kita, Kind abholen, Spielplatz, rutschen, rutschen, rutschen, Supermarkt, Abendessen, Kind in die Badewanne, planschen, planschen, planschen, Pyjama suchen, vorsingen, hoffentlich schläft das Kind schnell ein, denn ich sollte wirklich noch diesen Text fertig schreiben, verdammt, direkt mit eingepennt.

Zusammengefasst: An dem meisten Tagen trage ich Teile, über die ich nicht nachdenken muss. Und die idealerweise trotzdem so aussehen, als hätte ich mir mein Outfit überlegt. So auszuschauen, als habe ich alles im Griff, hilft mir tatsächlich, alles im Griff zu haben. Der Mantel von Edited ist so ein Teil. Den könnte ich über einer Pyjamahose tragen und sähe trotzdem noch elegant aus. Nicht, dass ich jemals in der Pyjamahose in die Kita gefahren wäre. Natürlich nicht. Keinesfalls. Nie!

Mantel: Edited The Label (so ähnlich hier), Hose: Cos, Sandalen: „Thais““ von Ancient Greek Sandals mit Ponyhaar, Schultertasche: „Miriam“ von James Castle, Sonnenbrille: „Marta Small“ von Céline

 

DIENSTAG

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Wir ziehen nächste Woche um und meinen heutigen Look hätte ich höchstens hergezeigt, wenn ich auf dem Foto hinter einem Stapel Umzugskartons gestanden hätte. Abends bin ich allerdings auf einem Pressedinner eingeladen. Die Häufigkeit, mit der ich seit der Geburt von Arlo vor zwei Jahren auf Abendtermine gehe, steht oft in direktem Zusammenhang mit der Unvernünftigkeit der Outfits, die ich dann trage. Anders ausgedrückt: Wer kommt bitte auf die Idee, zu einem Drei-Gänge-Essen eine weiße Bluse mit locker geknoteten XL-Ärmeln zu tragen? Ich. Aber ich liebe diese Bluse nun mal und habe nicht oft Gelegenheit, sie anzuziehen. Da muss die Bluse durch. Und ich auch.

Off-Shoulder-Bluse: Tibi, Hose: Cos, Sandaletten: Céline (alt), Halskette: Cos

 

MITTWOCH

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Beim Packen der Wohnung stelle ich gerade fest, dass zirka die Hälfte meiner Garderobe aus Jacken und Mänteln besteht. Mir kommt das vergleichsweise viel vor, macht aber wieder Sinn, wenn man die andere Hälfte meiner Garderobe sieht, in der viele Jeans, Hemden und T-Shirts in Schwarz, Grau und Weiß hängen. Ich mag meine Sachen unkompliziert und klar, aber langweilig muss es auch nicht aussehen und dagegen hilft, den ganz schlichten Outfits mindestens ein Teil unterzujubeln, das mehr hermacht – wie ein Longblazer in Ritterspornblau. Oder sogar zwei Teile, wie die „Lang-gesuchten-im-Sale-gefundenen-Juchu-Schuhe“ von Proenza Schouler.

Blazer: Closed , T-Shirt: Vintage Cotton Tee von J. Crew, Jeans: Cos, Flats: Proenza Schouler, Bucket Bag: „Penny“ von James Castle

 

DONNERSTAG

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Ich besitze eindeutig zu viele weiße Kleider dafür, dass es in Berlin jeden Sommer ungefähr drei Tage gibt, an denen ich sie trage, aber heute ist so ein Tag. Da mein Schreibtisch zuhause steht, ziehe ich mich meistens bloß für mich an. Und manchmal finde ich, dass ich mir gerade deshalb eine besondere Freude mit meinem Outfit machen sollte. Weil ich Lust auf ein weißes Kleid habe. Weil ich es sonst nie anziehe. Weil auch ein ganz gewöhnlicher Donnerstag nach einem Paar Statement-Ohrringe verlangen kann. Alexa nennt die „Paniers Dores“ von Anissa Kermiche die goldenen Glückskekse. Seitdem liebe ich die Ohrringe noch ein wenig mehr.

Kleid: Cos, Slides: Ancient Greek Sandals, Sonnenbrille: Céline, Stoffclutch: Cos, Ohrringe: Anissa Kermiche

 

FREITAG

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Den Jumpsuit von Joseph habe ich über Weihnachten im Christmas-Sale in London gekauft. Mein Buch war noch nicht mal zur Hälfte fertig, aber den überhaupt nicht geplanten Kauf habe ich mir trotzdem so zurechtgelegt: Solltest du jemals fertig werden und es für dieses Buch eine kleine Party geben, dann weißt du jetzt schon, was du anziehst.

Das Buch wurde fertig und heute gibt es eine kleine Party dazu im Store des Soho House Berlin. Was ich in meinem großartigen Plan nicht bedacht hatte: Es hat 30 Grad, viel zu warm für den Smokingblazer, der für mich aber unbedingt zum Jumpsuit dazu gehört.

Für mich handelt dieses Buch von eben diesen Momenten. Die, in denen man in der Umkleide steht und plötzlich zu der Frau wird, die man auch sein könnte (in meinem Fall: Buchautorin). Und die Momente, in denen man an seiner Klamotte scheitert und dennoch drüber lachen kann. Auf der Party fragte mich jemand, wie ich „Stilvoll“ in einem Satz beschreiben würde. Eine Liebeserklärung an Mode trifft es ganz gut. Verfasst mithilfe vieler wundervoller Frauen wie Joy Denalane, Hannah Herzsprung, Fanny Moizant, Aino Laberenz, Eva Padberg, Claire Beermann, Alex Eagle und, na klar, Jessie, die ich zu ihrem Stil interviewt habe.

Jumpsuit: Joseph, Smokingblazer: Isabel Marant x H&M, Sandaletten: „Kiwi“ von Carvela

 

SAMSTAG

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Rodebjer hat diesem Kaftan den Namen „Agave“ gegeben. Ich nenne ihn den „Erste-Hilfe-Kaftan“. Er hilft, wenn man am Morgen nach der Party mit Kater aufwacht, aber nicht verkatert aussehen möchte. Hilft auch sonst, denn kein Kleidungsstück ist schneller angezogen als dieser (vorne durchgeknöpfte) Kaftan und dabei gleichzeitig so glamourös.

Kaftan: Rodebjer (alt, aber jeden Sommer in neuen Farben und Prints erhältlich), Sandalen: L’Autre Chose, Panamahut: Wochenmarkt, Sonnenbrille: Céline

 

SONNTAG

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Erwähnte ich, dass wir nächste Woche umziehen? Noch nicht annähernd genug gepackt ist? Ich langsam etwas durchdrehe? Das blau-weiß-gestreifte Hemdkleid von Rika packe ich wahrscheinlich als letztes ein, denn ich könnte es jeden Tag anziehen und es passt zu jedem Anlass. Auch wenn der Anlass ist, dass ich jetzt wirklich was wegarbeiten muss, damit ich weiter packen kann.

Hemdkleid: Rika, Brille: Chanel, Sandalen: Ancient Greek Sandals

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

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24 Antworten auf „JOURgarderobe: Closet Diary mit Marlene Sørensen, Modejournalistin und Autorin von „Stilvoll““

Großartiger Humor, großartige Frau! Selten so eine entspannte Lässigkeit angezogen gesehen. Big up!

Ein Traum! Klassische Teile, klassische Farben, unaufgeregt und gleichzeitig chic, zeitlos und modern. Gerade Linien, nicht zu bunt, jedes Teil ein Treffer, würde ich direkt so nachkaufen.
Und dann auch noch wirklich nett geschrieben, sehr sympathisch, ehrlich, gefällt auf ganzer Linie!

Oh, ein schönes Closet-Diay mit einer erwachsenen, charmanten, unaufgeregten, lässigen, eleganten Frau, die mit Worten umzugehen weiß. Gefällt mir sehr gut!

Wow, wow, wow – mit Abstand mein aller-liebstes Closet Diary! Sie hat einen wirklich sensationell schönen Stil! Ich mag die Schnitte, die Farben, das Nichtvórhandensein von zu viel Bling Bling und doch ist immer so ein gewisser Twist dabei, dass es immer, wirklich immer für mich super chic, einfach „WOW“ aussieht! Gut, dass ich schon ihr Buch (schon im Juni) bestellt habe! Doofer Amazon, wann bringst es denn endlich? Ich kanns kaum erwarten ….

Liebe Marlene, wie fällt denn der Smoking Blazer aus? Wenn man eine 36-38 trägt und es nicht super, super eng mag aber auch nicht zu oversized, welche Größe empfiehlst du? 🙂

Hallo Lisa, mhm, also ich trage normalerweise eine Größe 38 und habe den Blazer damals auch in 38 gekauft. Sitzt, wie es dann heißt, „true to size“, aber eher entspannt als eng. Hoffe, das hilft weiter! Liebe Grüße, Marlene

Tolles Closet Diary!
Authentisch (ich kann mir gut vorstellen, dass die Woche bei ihr wirklich so aussah), keine Teile und vor allem Taschen, die gefühlt jede zweite Woche auftauchen, einfach gut!

Ich finde dich so großartig, liebe Marlene! Du bist seit langem mein Stilvorbild. Freu‘ mich total auf dein Buch!

Ihre Texte in Zeitschriften lese ich immer total gerne!

Ihr Kleidungsstil ist mir persönlich etwas zu glatt. Sie sieht toll aus und kommt rüber wie ein Model in einem Fotoshooting; ich glaube, mir fehlt ein wenig die persönliche Note.
Ist aber nur meine Meinung und soll auch nicht abwertend rüberkommen. 🙂

wow, das wirklich schönste closet diary mit der humorvollsten hübschen dame. weiter so!
jules

Herrliche Frau, die richtig gut schreiben kann und einfach immer Classy aussieht. Danke für die goldenen Glückskekse, finde ich super!

Ich will sofort Marlene’s Kleiderschrank haben UND mit ihr befreundet sein – sie ist wirklich zauberhaft, stilsicher, hübsch und witzig. Ein schönes Closet Diary!

Ein definitiv toller Text, die Frau kann schreiben und das Buch werde ich gewiss lesen. Bei den Outfits hatte ich das Gefühl, dass mir eine persönliche Note fehlt, das Individuelle.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.