Interview mit Lena Meyer-Landrut über Mode und ihr neues Album „Crystal Sky“

Gleich vorweg: Ich bin Lena Fan. Eigentlich schon seit dem Moment, als Marius Müller Westernhagen ihr bei der Castingshow „Unser Star für Oslo“ 2009 prophezeite „Die Leute werden dich lieben.“ Er hat so Recht behalten. Und was aus ihr geworden ist! Früher war Lena dieses schrullige Mädchen mit diesem lustigen, englischen Akzent und gewann mit

Gleich vorweg: Ich bin Lena Fan. Eigentlich schon seit dem Moment, als Marius Müller Westernhagen ihr bei der Castingshow „Unser Star für Oslo“ 2009 prophezeite „Die Leute werden dich lieben.“ Er hat so Recht behalten. Und was aus ihr geworden ist! Früher war Lena dieses schrullige Mädchen mit diesem lustigen, englischen Akzent und gewann mit viel Charme und Witz den Eurovision Song Contest 2010, erreichte mit ihrem Debütalbum “My Cassette Player” Doppelplatin und war auch mit den folgenden Veröffentlichungen erfolgreich.

Man kann sagen: Lena ist erwachsen geworden, auch modisch gesehen. Auf dem Roten Teppich glänzt sie mit stilsicheren Auftritten und wirbt neben Heike Makatsch für die Kosmetikprodukte von L’Oréal. Das Cover-Foto für ihr neues Album „Crystal Sky“, das nach zweijähriger Schaffenspause im Mai 2015 erscheint und von ihrer Fan-Base sehnsüchtig erwartet wird, hat der Mode-Fotograf Nicolas Kantor geschossen.

Als Lena kürzlich ihre neue Platte, die u.a. mithilfe der beiden Produzententeams Beatgees und Biffco (Ellie Goulding, Sia, Marina & The Diamonds, Hurts und Leona Lewis) in London, Los Angeles und Berlin entstanden ist, der Presse in Berlin vorstellte, war das eine gute Gelegenheit mit der 23-Jährigen über ihr Verständnis von Mode und Stil zu sprechen.

Dein neues Album heißt „Crystal Sky“ und erscheint am 15. Mai. Vorfreude, Lampenfieber, Erleichterung – wie kann man sich deinen Gefühlszustand vorstellen?

Etwas von allem. Ich bin erleichtert und sehr glücklich, dass ich den Prozess abgeschlossen und es geschafft habe. Auf der anderen Seite bin ich wahnsinnig nervös wegen der Veröffentlichung. Das Gefühl kennt wahrscheinlich jeder Künstler, der etwas Neues macht und das vor fremden Leuten präsentiert. Ich bin aufgeregt, freue mich – raus damit!

Welcher der neuen Songs ist 100% Lena?

Das ganze Album ist 100% ich! Sitze seit anderthalb Jahren daran und bis auf zwei, drei Songs, habe ich alles selber geschrieben. Es wird ein bisschen elektronischer und mehr Musik zum Tanzen sein. (Die Lieblinge von Team Journelles sind die erste Single-Auskopplung „Traffic Lights“ (ab sofort im deutschen Radio, Release 01.05.) sowie „Crystal Sky“ und „Home“.)

Update: Das neue Video wurde am 30.April veröffentlicht:

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Das Album heißt „Crystal Sky“ – da stellt ihr mir irgendwie einen blauen Himmel und klare Sicht vor. Was bedeutet der Titel für dich persönlich?

Er hat schon etwas zu bedeuten, aber nicht in dem Sinne: „Wir nennen das Album so, weil…“ Es gibt ein Lied, das „Crystal Sky“ heißt. Darin geht es um den Wunsch, manchmal alles auswischen und neu anfangen zu können.

Bei einer Künstlerin wie dir ist der Druck immer sehr groß, an alte Erfolge anzuknüpfen. Wie gehst du persönlich damit um?

So richtig frei machen kann ich mich davon nicht, denn ich habe auch einen gewissen Anspruch und eine Erwartung an mich selber. Ich glaube, es wäre auch nicht so gesund, wenn mir alles egal wäre, weil man ja ein Ziel braucht. Ich sage jetzt nicht, dass 100.000 Alben verkauft werden müssen – aber ich möchte, dass das Album gut ankommt, die Leute es verstehen und etwas davon mitnehmen.

Auf Instagram und Facebook merkt man, dass du nach wie vor eine große Fan-Base hast. Wie ist das, wenn du heute auf die Straße gehst oder wenn du von A nach B fliegst – flippen die Leute total aus, wenn Lena kommt?

Kommt drauf an, wo man rausgeht. Wenn ich in Köln, Berlin oder Hamburg unterwegs bin, dann erkennen mich die Leute zwar, murmeln „Oh, krass…“, aber gehen vorbei. Aber ich würde nie im Leben am Freitag um 16 Uhr auf die Schildergasse in Köln gehen. Feiern ist für mich auch extrem anstrengend, das mache ich eigentlich gar nicht mehr, weil die Hemmschwelle bei betrunkenen Leuten sehr sehr niedrig ist. (lacht)

#trafficlights shot by @nicolaskantor ????????

Ein von Lena (@lenas_view) gepostetes Foto am


Du bist persönlich auch viel auf Instagram aktiv. Wie nutzt du als Promi diese App?

Vor allem finde ich wichtig, dass man es wirklich selber macht, alles andere ist blöd und falsch. Ich finde es toll, den Fans einen Einblick zu geben: Was mache ich? Wie sieht mein Alltag aus? Wie fühle ich mich heute? Wie sehe ich heute aus? Wo bin ich? Ich nutze instagram auch viel für mich selber, weil ich gerne schaue, was andere Promis so machen.

Ich habe mal geschaut, du folgst vielen Designern angefangen von Balmain, Givenchy, Kenzo oder Acne Studios bis hin zu Lala Berlin und Malaikaraiss. Du hast aber auch ein Faible für kleine Tiere und Tattoos..?!

Ich kann mich nicht davon freisprechen, dass ich das volle Mädchen bin. Wenn ich einen Baby-Panda sehe, drehe ich durch. Tattoos finde ich einfach cool. Ansonsten folge ich Hollywood-Promis oder Sängerinnen wie Rihanna oder Beyoncé. Bei denen ist es mir egal, ob die das selber machen, die sind so große Stars – da will man einfach Bilder-Content haben. Ansonsten interessiere ich mich für Fashion und Lookbooks, die neuen Kollektionen usw. Dafür finde ich instagram total gut, weil ich nicht so der Typ bin, der sich im Internet die Laufstegfotos von Balmain anschaut.

Du bist eine der wenigen deutschen Promis, die wir wirklich gut auf dem Roten Teppich finden. Wie würdest du deine eigene Stil-Entwicklung beschreiben?

Am Anfang habe ich mich definitiv nicht für Mode interessiert. Deshalb habe ich auch immer das Kleine Schwarze getragen, weil ich dachte, das passt schon. Früher war ich auch privat viel lässiger angezogen: Baggy Jeans, Hoodie, Sneaker und Caps. Mein Look hat sich gewandelt, als ich angefangen habe, in der Musik- und TV-Branche zu arbeiten. Ich würde von mir aber nicht behaupten, dass ich einen krassen Style oder wahnsinniges Mode-Bewusstsein habe. Ich bin noch voll am Anfang, hole mir super viel Inspiration von anderen und bin dankbar, wenn mir jemand hilft. Aber ich glaube schon, dass ich ein Gespür dafür habe, was geht und was nicht.

Gestern #mbfw Ein von Lena (@lenas_view) gepostetes Foto am

 

Meine Kollegin Jessie hat dich schon öfters in Showrooms gesehen oder uns wurde berichtet, dass du gerne Labels wie Isabel Marant trägst – arbeitest du mit einem Stylisten zusammen oder machst du alles selber?

Ich mache mein Styling meistens selber, es sei denn, es steht ein krasses Event an, bei dem es schweinewichtig ist, dass ich gut aussehe. Ansonsten bin ich einfach zu geizig, mir dauerhaft einen Stylisten zu leisten.

Auf Journelles sind nicht nur Mode, sondern auch Beauty- und Interior-Themen wichtig. Wie kam es eigentlich zu der Zusammenarbeit mit L’Orèal?

Die haben ehrlich gesagt angerufen und gefragt, ob ich zum Casting kommen kann. Da saßen dann sehr viele Leute an einem Tisch und haben mir Fragen gestellt. Die Entscheidung war auch für sie total schwer, weil es ein echt großer Job ist. Zwei Wochen später haben sie angerufen und gesagt, dass sie mit mir arbeiten wollen. Da habe ich mich natürlich super gefreut.

Wie lautet dein Beauty-Tipp für wichtige Termine – was trägst du zum Beispiel heute?

Mein Hair & Make-up Artist Philipp Koch Verheyen hat heute das Augenmerk auf das untere Lid gelegt, für mich neu, aber sehr schön. Was Make-up anbelangt, bin ich relativ easy. Ich habe zwar eine Vorstellung davon, dass die Augenbrauen so und so sein müssen und ich möchte gerne immer viele, viele Wimpern. Das einzige No Go für mich ist ein dicker Eyeliner mit roten Lippen, aufgrund des „ESC Looks“, der mich komplett geprägt hat und von dem ich mich komplett verabschiedet habe.

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Lena bei der Präsentation von „Crystal Sky“ in Berlin in einem Sweatshirt von Boy London und Leggings von Bon Virage (Foto: Julia Schoierer)

 

Du lebst in Köln – aber natürlich bist du wegen deinem Job nicht viel zuhause. Interessierst du dich trotzdem für Interior-Trends?

Ich interessiere mich total für Einrichtung, aber ich bin nicht so gut darin, freaky Sachen zu kombinieren. Deshalb bin ich immer eher so klassisch und kaufe z.B. ein Ledersofa. Ich mag gerne diesen industriellen, so leicht englisch angehauchten Stil. Für Inspiration schaue ich gerne auf Pinterest. Auf instagram gibt es nicht so viele Seiten, die mir gefallen, aber auf Pinterest kann man sich echt damit zu knallen.

Steht eigentlich eine Tour für „Crystal Sky“ an?

Es steht noch nichts fest, aber wir wollen dieses Jahr auf jeden Fall ein paar Termine und Festivals spielen und nächstes Jahr im Frühjahr eine große Tour machen.

Gibt es ein Festival, bei dem du unheimlich gerne auftreten würdest?

Ja … irgendwann schaffe ich es, auf das Melt! Festival zu kommen.

Wieso erst irgendwann?

Weil ich zu kommerziell, zu Pop bin. Irgendwann bin ich cool genug – entweder mit diesem Album oder mit dem nächsten.

Das ist aber ein hartes Urteil, findest du nicht?

Aber so ist es doch! Entweder man ist ein cooler Indie-Künstler und hat eine coole Indie Fan-Base oder man ist voll der Mainstream Pop.

Aber es gibt ja auch Leute, denen beides gelingt. Wir sehen dich in Balmain auf dem nächsten Melt! Festival, liebe Lena. Danke für das Interview.

Lenas Look-Evolution seht ihr in der Galerie:

(Header-Foto: Nicolas Kantor/ Universal Music)

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

Kommentare (11) anzeigen

11 Antworten auf „Interview mit Lena Meyer-Landrut über Mode und ihr neues Album „Crystal Sky““

puh! mir wurde lena durch ihr dummes gehabe bei „….durch die nacht“ auf arte mit casper für immer versaut….aber man wird ja erwachsener und hoffentlich hat sie sich geändert.

witzig, mein allererster gedanke war auch oh mein gott, nicht jetzt die lena. „…durch die nacht“ war wirklich ganz ganz schlimm und erklärt für mich auch weshalb sie als künstlerin im indie.bereich nicht ernst genommen werden kann (abgesehen vom viel zu beliebigen musikinhalt). was ihre modische entwicklung angeht, haben bestimmt sehr tolle stylisten und eine neue marketingstrategie die zugegebenermaßen gute richtung entscheidend mitgestaltet. klingt jetzt alles vielleicht hart, aber mich begeistert sie nicht, da nützen die schönsten fummel nichts.

Lena ist echt ne Hübsche und als ich sie irgendwann mal als erste in Deutschland Victoria Beckham hab‘ tragen sehen, wusste ich die hat’s stylemäßig drauf. Bin begeistert, dachte echt sie würde mit nem Stylistin zusammenarbeiten. Musikalisch find‘ ich sie schon seit dem letzten Album gut. Bin gespannt, mit elektronischen Beats kommt man bei mir ja immer gut an. Wenn sie in Köln lebt, dann sollte sie doch gleich mit Kompakt Records zusammenarbeiten, dann klappts auch mit dem Melt.

Kompakt und Lena das wird glücklicherweise nie im Leben passieren. Die Gute sollte einfach mal wieder mehr essen und vllt einem gewöhnlichen Leben nachgehen. Wer wir das noch hören?

Komisch und auch wieder typisch, dass auch Lena sich von dem, was sie eigentlich berühmt gemacht hat, verabschieden möchte. Der „ESC-Look“ war völlig ok und ist für sie nun ein no-go, mh… Und bei der Musik hat man auch das Gefühl, dass sie nicht recht akzeptieren möchte, dass der ESC ihr Zenit war. Ihr neues Album mag für sie für ein cooles Gefühl der Selbstverwirklichung gut sein, letztlich ist es aber nur unauffällige und unwichtige Plätschermusik, die niemand zur Kenntnis nehmen würde, wenn es den ESC nicht gegeben hätte. Sie sollte sich auf ihr Strahlen nach dem Gewinn des ESC besinnen und versuchen, sich diese Begeisterung für sich selbst zurück zu holen. Und nebenbei: Ihre Kosmetikwerbung ist enttäuschend und peinlich.

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.