Interview mit Katrin ten Eikelder von The Knots über Teppiche-Liebe – Journelles Maison

Nach derart vielen Teppich-Artikeln (Flickenteppiche, Kelims, Beni Ourain, Dhurries) auf Journelles ist es höchste Zeit, dass wir mit einer Expertin sprechen. Katrin ten Eikelder hat sich mit ihrem Label The Knots auf Vintage-Orientteppiche spezialisiert und beliefert damit sogar die Berliner Fashion Week, siehe Headerfoto. Die Liebe zum Perserteppich wurden ihr in die Wiege gelegt –

Nach derart vielen Teppich-Artikeln (Flickenteppiche, Kelims, Beni Ourain, Dhurries) auf Journelles ist es höchste Zeit, dass wir mit einer Expertin sprechen. Katrin ten Eikelder hat sich mit ihrem Label The Knots auf Vintage-Orientteppiche spezialisiert und beliefert damit sogar die Berliner Fashion Week, siehe Headerfoto.

Die Liebe zum Perserteppich wurden ihr in die Wiege gelegt – ihre Familie betreibt seit 90 Jahren einen Teppichhandel in Köln – und geht so weit, dass Katrin dafür ihren früheren Job in der Modebranche sausen ließ. Mehr dazu im Interview!

Liebe Katrin, erzähl’ einmal kurz bitte von dir und deinem Werdegang:

Ich bin Herzblut-Kölnerin, passionierte Teppich-Liebhaberin und 30 Jahre alt. Nach meinem Abitur, habe ich ein BWL-Studium in Köln mit einem halbjährigen Zwischenstopp in Mailand absolviert, gefolgt von einem Praktikum in New York bei The Food Emporium. Verliebt in diese Stadt wusste ich schon vor meinem Start als Business Development Manager bei Hugo Boss in Metzingen, dass ich früher oder später zurückkehren würde.

2013 war es dann soweit. Inspiriert von den kleinen Boutiquen und Galerien Brooklyns, den Menschen und dem großartigen Kreativgeist der Stadt habe ich mein Label The Knots ins Leben gerufen. Kurzerhand habe ich dann meinen alten Job gekündigt und bin im Sommer 2014 nach Berlin gezogen, um meinen Traum zu verwirklichen.

Inzwischen hast du hier in Berlin einen Showroom eröffnet. Dabei waren Teppiche, gerade Orient-Teppiche waren lange Zeit total out. Was glaubst du, erleben sie ausgerechnet jetzt ein Comeback?

Ja, absolut. Der Teppich, insbesondere der Orientteppich galt lange Zeit als altbacken und verstaubt. Momentan durchlebt er jedoch eine Renaissance und gewinnt wieder mehr an Bedeutung, was sicherlich auch ein Stück mit der gesamten gesellschaftlichen Entwicklung zusammenhängt. Man legt wieder mehr Wert auf klassisches (Kunst-) Handwerk, gepaart mit individuellen Design-Einflüssen.

Warum braucht man überhaupt einen Teppich in seiner Wohnung?

Was in der Mode individuelle Accessoires sind, um einem Outfit das letzte i-Tüpfelchen zu verleihen, sind die Teppiche für unser Zuhause. Sie schmücken den Raum, transportieren eine individuelle Note und vervollständigen das Gesamtbild, ähnlich wie ein Gemälde oder eine Fotografie. Darüber hinaus schenken sie Wärme und Gemütlichkeit. Wir können darauf sitzen, stehen und liegen. Es sind Multi-Around-Accessoires.

The Knots für Isabell de Hillerin Runway Fashion Berlin Fashion Week Herbst/Winter 2015/2016

Wie bist du zu deinem Job gekommen? Was verbindet dich mit Teppichen?

Teppiche begleiten mich schon mein Leben lang. Mein Vater hat einen Teppichhandel, früher habe ich ihn oft begleitet und bin daher seit meiner Kindheit mit dem Produkt vertraut. Der Gedanke mit Teppichen zu arbeiten hat sich jedoch erst im Frühjahr 2014 in New York konkretisiert, als ich dort für ein deutsches Modeunternehmen tätig war und auf Inspirationssuche ging. Die Idee mit Vintage-Teppichen zu arbeiten hat mich seither nicht mehr losgelassen.

Wie kann man sich deinen Showroom vorstellen?

Mein Showroom befindet sich in Berlin-Mitte und ist Teil eines Gemeinschaftsbüros mit drei ganz wunderbaren Büropartnern aus dem Kreativ- und Lifestyle-Bereich. Von dort aus arbeite ich und stelle gleichzeitig meine Teppiche aus. Die perfekte Mischung aus Ladenlokal und Büro. Neben Besuchen nach Vereinbarung bieten wir alle paar Wochen auch Open Doors Saturdays an.

Showroom von The Knots in Berlin

 

Was für Teppiche bekommt man bei The Knots? Was macht sie besonders?

The Knots Teppiche sind handgeknüpfte Vintage-Orientteppiche, die in einem aufwendigen Treatment gewaschen, restauriert und mit neuen Farben bearbeitet werden. Jeder Teppich ist ein Unikat und trägt eine ganz persönliche Geschichte in sich.

Früher waren Teppiche unglaublich teuer. Wo liegen die Preise heute und ist das dem Handwerk gegenüber eigentlich noch fair?

Handgeknüpfte Teppiche sind immer noch teuer. Man denken an Jan Kath oder Rug Star. Laut unterschiedlicher Prognosen werden die Preise in Zukunft tendenziell eher noch steigen, da dieses Kunsthandwerk vom Aussterben bedroht ist. Nach oben hin sind kaum Grenzen gesetzt, je nach Aufwand und Materialien. Maschinell gefertigte Teppiche werden teilweise sehr günstig angeboten, jedoch kenne ich mich in dieser Industrie nicht wirklich aus.

Ninety Nine Roses #41 von The Knots

 

Was bedeutet im Zusammenhang mit The Knots „Vintage“-Teppich?

Vintage bedeutet im Fall von The Knots, dass wir mit pre-loved Teppichen arbeiten, die in den jeweiligen Ursprungsregionen im Privatgebrauch waren.

Wo kommen die Teppiche her, wo findest du sie?

Die bisherigen Teppiche stammen aus unterschiedlichen Regionen in Anatolien und im Iran, wobei es gut möglich ist, dass in Zukunft weitere Regionen hinzukommen. Dabei ist es mir sehr wichtig, mit Designern und Händler aus den entsprechenden Regionen zusammen zu arbeiten. So ist man immer nah am Produkt. Die Suche nach neuen Partnern ist zudem ein anhaltender Prozess, in dem wir uns stetig weiterentwickeln.

Katrin ten Eikelder von The Knots

Was macht ihren besonderen Charme aus, sprich was unterscheidet sie von einem neuen Teppich?

Jeder einzelne Teppich ist ein Unikat und hat schon einen Lebensweg, von jungen 40 bis hin zu stolzen 80 Jahren, hinter sich. Das Schöne dabei ist, dass dieses sehr traditionelle Handwerksprodukt durch den gezielten Veredelungsprozess den Sprung ins Hier und Jetzt schafft. Man kann somit von einer Wiedergeburt dieser Teppiche sprechen, was einfach wundervoll ist.

Wie werden die Teppiche überfärbt? Was für Farbe ist das?

Der Färbeprozess ist sehr aufwendig. Nachdem die Teppiche bei der Waschung schon einen Teil ihrer Ursprungsfarbe verlieren, werden sie während des Color Treatments in großen Wannen stundenlang mit neuen Farben bearbeitet. Dabei handelt es sich teilweise um rein natürliche, teilweise um kontrollierte chemische Farben.

Gibt es einen Bestseller bei The Knots?

Da jeder Teppich einmalig ist, kann man das nicht genau sagen. Jedoch gibt es verschiedene Farbkompositionen, die besonders gefragt sind, darunter Blau-, Flieder- und Anthrazittöne.

Wie sieht deine Wohnung aus, sprich wie lebst du mit Teppichen und wie setzt du sie ein?

In meiner Wohnung setzte ich Teppiche sehr gezielt ein. Für mich braucht der Teppich genügend Raum, um wirken zu können. Momentan befindet sich mein absolutes Lieblingsstück im Wohnzimmer, ganz zentral platziert, zwischen einem Zusammenspiel unterschiedlicher Vintage-Fundstücke aus Berlin und New York. Im Gegensatz dazu liebe ich auch die Kombination mit kühlem Design. So habe ich gerade einen Teppich in einem leeren, weißen Raum fotografiert. Das sah unglaublich toll aus. Mein persönliches Lieblingsstück im Shop ist aktuell der „Lower East Side #31„. Ich finde den Teppich sehr besonders, weil er auf der einen Seite rough wirkt auf Basis seiner Struktur, auf der anderen Seite aber eine elegante elfenbeinähnliche Farbe hat.

Noch mehr Eindrücke von The Knots in der Galerie:

(Fotos: The Knots, Getty Images for Isabell de Hillerin)

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.