Hochzeitstagebuch: Die Blumendekoration von Où j´ai grandi

Blumen sind das A und O bei einer Hochzeit, den richtigen Floristen zu finden eine Herausforderung. Da wir nicht in Berlin, sondern in Köln geheiratet haben, war ich auf Empfehlungen angewiesen und habe unter irgendeinem Artikel den Tipp bekommen, bei Où j´ai grandi  vorbei zu schauen. Das war die beste Idee überhaupt – vielen Dank dafür, unbekannterweise! Die Besitzerin Isabelle

Blumen sind das A und O bei einer Hochzeit, den richtigen Floristen zu finden eine Herausforderung. Da wir nicht in Berlin, sondern in Köln geheiratet haben, war ich auf Empfehlungen angewiesen und habe unter irgendeinem Artikel den Tipp bekommen, bei Où j´ai grandi  vorbei zu schauen. Das war die beste Idee überhaupt – vielen Dank dafür, unbekannterweise!

Die Besitzerin Isabelle Niehsen hat einen wunderschönen kleinen Laden am Rathenauplatz, der sofort vermuten ließ, an der richtigen Adresse zu sein. Zwar habe ich mir auch andere Angebote eingeholt, aber mit Isabelle war ich direkt auf einer Wellenlänge. Für die Blumendekoration habe ich im Vorfeld ein 27-seitiges PDF (ja, ehm, Nerd) zusammengestellt, das die Grundlage für die Ausstattung darstellte. Meine Traumvorstellung beinhaltete einen Blumenbogen für die freie Trauung, das Geländer des Schloss Arff voller Rosen, die Tischdeko in verschiedenen kleinen Gläsern, Tortenbuffetdekoration undundund…

Was soll ich sagen? Blumen sind teuer, aber sie sind jeden Cent wert und bestimmen das Gesamtbild erheblich. Jeden Cent wert ist auch Isabelle gewesen, die mir nicht nur den prachtvollsten Rosenbogen überhaupt auf die freie Rasenfläche stellte und ich es gar nicht fassen konnte, sondern auch exakt meinen Geschmack bei allen anderen Dekorationen traf. Ich habe ihr ein paar Fragen zu meiner Dekoration gestellt, die ihr unter den Bildern findet.

Liebe Isabelle, ich habe dich für die Hochzeit ja ordentlich mit Moodboards genervt und dir meine Vorstellungen gesendet. Wie sah deine Arbeit danach aus, um alles vorzubereiten und was war die grösste Herausforderung?

Ich finde es immer gut, wenn die Kunden Moodboards oder ähnliches erstellen, um ihre Vorstellungen zu verdeutlichen. Je mehr Bildmaterial vorliegt, desto einfacher verlaufen die ersten Gespräche: Für den einen ist die Bezeichnung „romantisch“ oder die Farbe „helllila“ vielleicht ein wenig anders als für mich, deswegen sind Bilder oder Zeitungsschnipsel immer hilfreich. Die meisten Moodboards beinhalten Blumen, die zum Zeitpunkt der Hochzeit oder des Events nicht verfügbar sind, das ist von Jahreszeit und Wetter abhängig.

Da auf deinen Moodboards ebenfalls Blumen zu sehen waren, die es im Juni nicht gibt, wie zum Beispiel die Anemone oder Ranunkel (Frühlingsblüher), begann meine Arbeit mit der Suche nach vergleichbaren Blumen, die nicht unbedingt gleich aussehen müssen, sondern stilistisch passen sollen. Das schwierigste ist meist, Vorstellungen, Erwartungen und Budget des Kunden unter einen Hut zu kriegen. Wenn die finale Blumenauswahl feststeht, meist 1-2 Wochen vor Termin, beginne ich damit zu ermitteln wie viele Blumen benötigt werden und sie zu bestellen. Das kann schon mal bei bis zu 10 verschieden Gärtnern oder Lieferanten sein, daher ist einen gute Organisation, ein ständiger Überblick und perfektes Timing wichtig. Die handwerkliche Arbeit startet maximal 2 Tage vor Termin. Die Blumen müssen frisch sein, die Blüte den idealen Öffnungsgrad haben und perfekt aussehen! Das können bei großen Aufträgen gerne mal 17-Stunden-Tage werden.

Der Blumenbogen war letztlich schöner als auf meinen Moodboards – welche Blumen wurden verarbeitet und wie hast du ihn gebaut?

Dein Blumenbogen beinhaltete über 400 Freilandrosen, 60 Avalanche Rosen, 30 Hortensien, 3 Kisten Peoniengrün, und eine Menge Lisianthus. Hierbei war die Farbmischung besonders wichtig, damit ein optisch sanfter Verlauf entsteht. Die Blumen wurden am Vortag alle frisch in Steckmasse gesteckt, damit sie am Tag deiner Hochzeit den ganzen Tag über strahlen. Die Unterkonstruktion wurde von meinem Lebensgefährten und Tischler gebaut und bleibt natürlich unser Geheimnis 😉

Woher beziehst du all deine Blumen?

Die Blumen für meinen Laden und für die Dekorationen beziehe ich vom Blumengroßmarkt in Köln. Dort finde ich ausnahmslos alles, was mein Herz begehrt, und was ich für alle Jobs ausgesucht habe. Auch wenn meine Tage morgens schon ganz früh auf dem Markt starten, entschädigt der Anblick von taufrischer und wunderschöner Saisonware jedes Mal aufs Neue das frühe Aufstehen. Mittlerweile ist es zu einem morgendlichen Ritual geworden, Zeit für einen Kaffee mit Kollegen und einem Plausch mit Gärtnern und Lieferanten bleibt immer. Da es bei mir keinen Katalog mit „Deko A, B oder C“ gibt und ich jede Idee für eine Dekoration in mehreren Terminen mit dem Kunden erarbeite, ist ein gutes Verhältnis zu den einzelnen Gärtnern das A und O.

Nur so bekomme ich auch schon mal Ware, die es eigentlich nicht zu erwerben gibt, wie zum Beispiel blühende Äste vom Blauglockenbaum für eine Hochzeit im Jahr 2012 oder den kompletten letzten Flor der Giardina Rose (Züchter: Tantau und Anbauer: Hans Scheer) für deine Hochzeit, liebe Jessie, welche Hauptbestandteil deiner Dekoration war. Unter anderem wegen ihrem unvergleichlich feinen pudrigen Roséton. Diese Kletterrose wird in NRW nur einmal angebaut, ist sehr pflegeintensiv in der Handhabung und blüht nur 1 bis maximal 2 Mal im Jahr für eine ganz kurze Zeit, das macht sie sehr besonders .

Für die Trauung habe ich mir einen mit Rosen ausgelegten Rasen gewünscht. Ausserdem sollten Rosenblätter beim Auszug geworfen werden. Dafür hat Isabelle wunderhübsche kleine „Popcorntütchen“ in Holzkisten aufgestellt.

Der Brautstrauß war aus…

Für deinen Brautstrauß wurden ausschließlich die Rosinen aller Blumen verwendet. Aus jedem Bund schaffte es nur die schönste Blüte in den Brautstrauß, darunter weißrosé Pfingstrosen, weiße Rosen, Eucalyptus, Schafsgarbe, Mohnkapseln, Eselsohr, Löwenmäulchen, puderbeigefarbene Nelken, Polyantharösehen und als Highlight weißer Lavendel.

Die Tischdeko bestand aus….

Deine Vorgabe bestand aus 6 verschiedenen Glasgefäßen, die du dir im Vorfeld zusammengesucht hattest. Darunter waren Milchfläschchen, Kelche, Einmachgläser usw. Diese galt es nun zu befüllen und daraus eine harmonische Einheit zu bilden. Die Tischdeko beinhaltete unter anderem weiße Lilien, weißes Allium, weiße und rosé Hortensien, Pfingstrosen, Frauenmantel, Löwenmäulchen, Giardinarosen, Duftrosen, Schokokosmeen, Eucalyptus, Agapanthus und weiße Orchideen.

Die Tischdeko lebt von ihren Details. Zum Beispiel sind Lilie und Agapanthus in ein Hostablatt gehüllt oder man steckt einen Hauch von leuchtend grünem Frauenmantel zwischen die Pastelltönen. Kontraste machen die Schokokosmee (die übrigens nicht nur so heisst, sondern tatsächlich nach Schokolade duftet) und das Zusammenspiel von Grüntönen, Farben, Formen und Texturen sind wichtig.

Auf jedem Tisch standen jeweils 6 kleine Gläser und Vasen, die ich hauptsächlich bei Butlers gekauft habe. Darum haben wir einige Kerzen aufgebaut. Mir war dabei wichtig, dass es nicht zu üppig wirkte und man sein Gegenüber noch erkennen konnte.

Du hast das Geländer der Terrasse wunderhübsch „eingewickelt“ – was wurde hierfür verwendet?

Hierfür wurden Hortensien, Salal, Lisianthus, Giardinirosen, weiße Wickenranken und weiße Rosen verwendet. Das Geländer konnte nicht vorbereitet werden, es wurde am Morgen deiner Hochzeit vor Ort gewickelt.

Das Tortenbuffet, das ich noch an anderer Stelle samt Torte zeige, war besonders liebevoll gestaltet. Ein Träumchen!!

Als du deinen Laden Où j’ai grandi eröffnet hast, was war der Gedanke deines Alleinstellungsmerkmals gegenüber anderen Kölner Floristen? 

Um Alleinstellungsmerkmale ging es mir anfangs nicht so sehr, ich war intensiv damit beschäftigt, meinen Traum zu verwirklichen und bei den Vorbereitungen eher emotional geleitet. Fest stand, es wird anders: Où j’ai grandi bedeutet „wo ich aufwuchs“ und der Name erzählt eine Geschichte, von unseren Wurzeln, dem Aufwachsen, unserer Entwicklung und den damit verbundenen Erinnerungen und Gefühlen.

Das sind Kernthemen in meiner Arbeit, die ich immer wieder versuche, neu zu interpretieren. In Belgien aufgewachsen, steht der französische Name natürlich auch für meine eigenen Wurzeln und schlägt die Brücke zum Pariser L ?Art du Bouquet und dem französischen Bouquet rond. Meine Arbeiten sind inspiriert vom traditionellen Pariser L’Art du Bouquet, flämischer Blumenmalerei aus dem XVI Jahrhundert, und natürlich der Natur selber. Sie ist so facettenreich, dass auf künstliche Hilfsmittel gänzlich verzichtet werden kann – die Natur macht vieles weitaus besser als wir. Nach meinem Studium als Grafik-Designerin und einem Studium an der Kunsthochschule für Medien arbeitete ich als Bookerin für die Modelagentur Tomorrow Is Another Day, was mir häufige Aufenthalte in Paris ermöglichte. Die Art und Weise, wie dort kleine Läden geführt werden und wie liebevoll perfekte Gesamtkonzepte umgesetzt werden, diente mir als Inspiration für meinen Laden. Neben dem sich wöchentlich farblich ändernden Schnittblumensortiment führen wir Vasen von Tsé & Tsé Paris, Parfums und Duftkerzen von Les Néréides Paris und die Düfte und Kerzen von Miller Harris London.

Und sag mal: Wieso sind Blumen eigentlich so schweineteuer? 🙂

Vielleicht kommt es einem nur so vor, weil Blumen nach einer gewissen Zeit vergehen. Aber genau diese Vergänglichkeit macht sie so schön und wertvoll. Der Übergang von der Knospe zur vollen Blüte hin zu herab fallenden Blütenblättern ist das, wofür man zahlt. Das sollte jedem bewusst sein, der sich Blumen kauft oder sie verschenkt. Es geht hier um den Moment.

 

Dankeschön für alles, liebe Isabelle!

Alle Fotos: Herzfilm

Hier geht es zu meiner Hochzeitspapeterie

Von Jessie

Ich bin Jessie Weiß, 32 Jahre jung, lebe verheiratet in Berlin, bin Mama von Levi (1), schwanger mit dem zweiten Kind sowie Gründerin von Journelles. Ich liebe Phoebe Philo, Stella McCartney und Isabel Marant, kann aus anatomischen Gründen nicht auf hohen Schuhen laufen, habe einen Céline-Taschentick, tanze und höre leidenschaftlich gern Hip Hop, kann mir selten Ironie verkneifen, leider immer noch kein Französisch sprechen, obwohl ich Paris für die schönste Modestadt der Welt halte, gucke am liebsten Jimmy Fallon, Jan Böhmermann, Game of Thrones oder entspanne beim Serienmarathon auf Netflix, bin ein kleiner Workaholic mit Multitaskingtalent, professionelle Instagram-Durchscrollerin, in jeder Lebenslage tollpatschig, habe ein Faible für skandinavisches Interior und einen Kissen-Tick, bin groß im Wellness machen und wäre daher noch lieber professionelle Hoteltesterin. Mode ist meine grosse Liebe, aber meine Kohle investiere ich eher in Reisen und Essen – und neuerdings fast ausschliesslich in mein Kind.

Als alter Bloghase – 2007 habe ich LesMads mitbegründet – ging im Oktober 2012 mein persönlicher Traum in Erfüllung: Ich habe mich mit "Journelles" selbstständig gemacht. Das Blogazine ist mein digitales Zuhause, News-Plattform, Modetagebuch und tägliche Anlaufstelle für spannenden Content rund um die Themengebiete Interior, Reisen, Beauty und sowohl High Fashion als auch Contemporary Labels und Highstreetmode.

Nebenbei habe ich die Modesendung It's Fashion auf EinsPlus von der ARD moderiert, berate Firmen im Social-Media-Bereich, halte Vorträge und reise um die Welt, um euch täglich den schönsten Content zu präsentieren. Im Juni 2015 habe ich mein eigenes Modelabel JOUUR. gegründet.

2016 ist mein Sohn Levi auf die Welt gekommen. Baby-Themen werden seither auf Mini Journelles behandelt und das nun auch wieder intensiver, da unser zweites Kind unterwegs ist.

Journelles ist inzwischen gewachsen: Wir sind ein sechsköpfiges Redaktionsteam im Berliner Prenzlauer Berg und haben im Sommer 2018 unseren ersten temporären Concept-Store, den Journelles Marché, eröffnet.

Mein Credo: Mode muss Spaß machen, auf Augenhöhe funktionieren und sollte sich nicht so ernst nehmen.

Mehr über mich findet ihr im Presse-Bereich, auf Instagram und ab und an auf YouTube. Subscribe!

Aktuelles Presse-Feature:

VOGUE.DE: "Influencer im Portrait: Jessica Weiß - Alles, nur kein Stillstand"

Kommentare (15) anzeigen

15 Antworten auf „Hochzeitstagebuch: Die Blumendekoration von Où j´ai grandi“

Liebe Jessie,
Liebe Isabelle,

der Wahnsinn! Wunderschön, dabei so persönlich individuell und wirklich ganz traumhaft.

Alles Liebe,
Anni // kardamomzimt.de

Liebe Jessi!
Ganz tolle Deko! Wenn mal alle Bräute so genau wüssten was sie wollen für Ihre Hochzeitsfeier ! (Ich leide so oft, was sich manche Bräute so aussuchen, ich leite eine Location!)
So muss der florale Rahmen des „schönsten Tag im Leben“ aussehen. Wirklich ein Träumchen! Und tolle Floristin hast Du gefunden.
LG Maike

Wow, das sieht wirklich sehr sehr schön aus und hat vermutlich ein kleines Vermögen gekostet.

Es ist sooo schwierig, richtig gute Floristen zu finden, die die eigenen Vorstellungen so gut umsetzen können.

Ich. Bin. Hingerissen. <3. Wo ist mein Freund? Ich muss ihn fragen, ob wir heiraten. Jetzt. Sofort 😉

Das sieht nach einer tollen Zusammenarbeit aus, liebe Jessie und liebe Isabelle!

Die Blumen – wunderschön ! Eine Floristin, die einen versteht , unbezahlbar! Die Kombi Brautstrauss und Nagellack – wow!
Der Nagellack ! Ich muss dringend wissen welcher das ist 🙂
(Haha, welch plumpen Bogen geschlagen)

Liebe Jessie, ganz ganz tolle Blumen!! Ich bin beim Lesen sehr neugierig auf die 6 verschiedenen Gefäße geworden.. Hast Du vielleicht noch ein paar Fotos? LG Amanda

Es war wohl der einzige Tag, an dem ich selber keine Bilder gemacht habe 🙂 Daher leider nein. Aber dabei waren zB diese hier von Butlers:
QUATTRO STAGIONI Glas 0,5 l
MONT FLEURI Weinglas 300ml
FLEUR Glas mit Lilienwappen 250ml
CRYSTAL CLUB Glas 360ml

Hallo Jessie,

die Bilder eurer Hochzeit sehen wirklich wundervoll aus. Und es ist eines der ersten Hochzeitsvideos das ich richtig schön und nicht so kitschig finde.
Ich heirate selbst im Oktober und finde die Idee mit den Popcorntütchen für die Rosenblätter sehr schön.
Kannst Du mir verraten wo ihr die gekauft habt? Vor allem mit der Spitze unten dran…Hattet ihr in den Holzkisten spezielle Einlagen damit die Popcorntütchen gehalten haben?

Vielen Dank schon mal für die wunderschönen Inspirationen durch deinen Hochzeitsblog

Liebe Grüße
Sarah

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.