Man könnte meinen, dass die Monetarisierung von Modeblogs in all ihren Formen inzwischen ein offenes Buch ist und inzwischen jeder weiss, wie sich ein Onlineformat finanzieren lässt. Vorgestern morgen erst sprach ich auf der Konferenz von Dior Beauty hier in Berlin über Social Influencer (Hashtag: #DiorNewGeneration), Journelles und meinen Alltag. Dazu gehörte als wichtiger Punkt auch die Frage: Wie verdient man damit eigentlich Geld?
Gar nicht viel anders als ein klassisches Modemagazin, durch Werbebanner und inhaltliche Kooperationen. Hinzu kommen Affiliate, Kampagnen sowie die Arbeit als Markenbotschafter, was sich deutlich von der Arbeit der Modejournalisten abhebt. Die international grössten Blogs haben zudem ihre eigenen Marken gelauncht. Schuhe, Kleider, Beauty-Artikel – als prominentestes Beispiel fungiert die global bekannte Italienerin Chiara Ferragni, die inzwischen in Los Angeles lebt. Gerade erst hat aber wohl Kristina Bazan einen Meilenstein erreicht und als Botschafterin von L’Oréal einen siebenstelligen Betrag eingetütet – das berichtet gerade Women’s wear Daily in einem lesenswerten Artikel.
„The Blogosphere pays off more than ever“ – das habe ich schon im vergangenen Jahr bei der Rewardstyle-Konferenz in Dallas gemerkt (hier geht es zu den Blogging Tipps und meinen Erlebnissen). Zwischen $1 und $3 Millionen sollen die ganz Großen, im Übrigen alles Amerikaner, inzwischen verdienen.
Dazu gehören Aimee Song von Song of Style, Chriselle Lim von The Chriselle Factor, Jamie Beck von Ann Street Studio, Rachel Parcell von Pink Peonies, Julia Engel von Gal Meets Glam, Tina Craig und Kelly Cook von Bag Snobs, Amber Fillerup Clark von Barefoot Blonde und Shea Marie von Peace Love Shea.
Die unangefochtene Königin bleibt Chiara Ferragni mit ihrem Unternehmen, das 2015 $10 Millionen Umsatz gemacht hat, wovon $7.5 Milllionen von der Schuhkollektion stammen.
Aber, liebe deutschsprachigen Leser, jetzt mal keine Schnappatmung bekommen. Wir wissen ja, dass in den USA immer applaudiert und zu finanziellem Aufstieg gratuliert wird (hello, American Dream!), hierzulande aber Bescheidenheit und Zurückhaltung herrschen. Dementsprechend sind derartige Verdienstmöglichkeiten lange nicht in deutschen Gefilden angekommen, wobei sich die Budgets Jahr für Jahr mehr auf online verlagern.
Die deutschsprachige Blogosphäre hinkt den USA schon seit Bestehen zwei bis drei Jahre hinterher; weder gibt es hierzulande die ersten Millionäre, noch halte ich einen derartigen Hype überhaupt für möglich. Aber wer weiss schon, was in 5 Jahren ist – wwd prognostiziert jedenfalls:
With brands getting the clicks and sales they want and bloggers pulling in millions, it’s a relationship that’s moved beyond a fling and is set to grow even more serious.
Da soll noch mal einer sagen, die Modeblogosphäre sei vom Aussterben bedroht. Es trennt sich nur immer schneller die Spreu vom Weizen. Survival of the fittest eben.
Ein von Chiara Ferragni (@chiaraferragni) gepostetes Foto am 13. Jan 2016 um 22:17 Uhr
20 Antworten auf „Gesprächsstoff: Money, money money und die ersten Modebloggermillionäre“
Das sind doch mal gute Aussichten. Vielleicht zählen ja bald mehr Europäer zur Creme de la Creme.
Würde mich jedenfalls freuen
Liebe Grüsse
Vanessa ///
Ich hab gerade Schnappatmung wegen Kristina Bazan bekommen… WTF? 😀 Das ist ja mal mega!
Traurig wird es nur, wenn man als deutscher Blogger immernoch unvergütete Anfragen von milliardenschweren Unternehmen bekommt.
Liebst, Charlotte von Come as Carrot
Die Amis … ist schon ein Wahnsinn! Bin gespannt wie es die nächsten Jahre weiter geht und wie sich die Blogosphäre wieder verändern wird.
Ich bewundere es echt, was sich die Mädls aufgebaut haben. Nur ehrlich gesagt, möchte ich gar nicht mit Chiara Ferragni tauschen … ich glaube, du hast da noch ein schöneres (oder entspannteres) Leben 😉
Alles Liebe,
Simone
Und die Interiorblogs haben dann vielleicht auch eine Chance 🙂
Die Möbelindustrie ist ja eher klassisch zurückhaltend veranlagt – aber ich hoffe auch sie wissen bald den Nutzen von uns passionierten Bloggern zu schätzen 🙂
Finde das total spannend, danke für die Anregung!
Einen Punkt möchte ich aufgreifen, – laut eurem Artikel sind die Budgets in Deutschland / Europa kleiner, weil hier Bescheidenheit bzgl des Ansehens finanzieller Möglichkeiten herrscht. Ich hätte dazu zwei Fran an dich als Expertin:
Denkst du, dass deutsche Unternehmen gerne grosse Summen für lukrative Zusammenarbeit ausgeben würden, dies aber nicht machen, weil sie aber denken, dass die Leser das falsch aufgreifen? Oder sind sie sich vielleicht einfach des entsprechenden Werts nicht im Klaren? – Und das wäre dann der Punkt, wo die USA einen meilenweiten Vorsprung haben: nämlich, dass sie den Wert erkannt haben und auch so umsetzen.
Und die zweite Frage: Ist dieser Wert, den die amerikanischen Kollegen dem zuteilen, in deinen Augen gerechtfertigt (siehe oben genannte Summen)? Also zahlen sich diese Summen am Ende aus? Denn wenn ja, dann gäbe es ja „monetäre Motivation“ für die deutschen Unternehmen, ihre Einstellung zu ändern…
Fände es total spannend deine Einschätzung dazu zu hören. Ich hoffe ganz fest, dass meine Fragen so aufgefasst werden, wie ich sie meine – nicht als Kritik, sondern als „Experten-Meinungs-suchende-Frage“ 🙂
Viele liebe Grüße
Karla
Danke für die Fragen!
Das ist noch mal ein ganz anderes Thema, bei dem es sich lohnt, auszuholen. Daher in Kurzform: In Deutschland hat die Budget-Shiftung noch gar nicht so extrem begonnen – dass überhaupt Gelder in Online, Content und auch Online-Gesichter (und eben nicht Models oder Prominente) gesteckt wird, ist durchaus neu. Die Monetarisierung funktioniert erst seit 3-4 Jahren – aber längst nicht bei allen Unternehmen. Schau mal in meinen Cebit-Vortrag, es gibt immer noch zahlreiche (große!) Unternehmen, die nicht mal ansatzweise Geld dafür ausgeben möchten. Insofern hat es noch nicht mal etwas mit den Summen selbst zu tun.
Zu deiner zweiten Frage: Da Unternehmen diese Preise zahlen und auch langfristige Kollaborationen eingehen, scheint der ROI (Return on Investment) durchaus groß zu sein. Im WWD-Artikel steht zudem, welche Umsätze einzelne Blogs generieren können. Ein Wahnsinn!
LG jessie
Danke für deine Antwort. Du hast Recht, das ist wohl nochmal ein eigenes Thema. Und dort erkennt man dann wirklich, dass der Shift in Deutschland erst noch kommen mag – letztlich wird das dann Impact auf den allgemeinen Mindset der Leser und Betreiber haben!
Was ist eigentlich die Essenz bzw. Fragestellung dieses Artikels? Dass Blogger hierzulande zu wenig verdienen, dass das Salär ihrer amerikanischen Counterparts in keinem Bezug zu erbrachter Arbeitsleistung steht? Verstehe ansonsten nicht, warum das hier in der Rubrik „Gesprächsstoff“ ge-featured wird.
Du bist die einzige in D, das ist erstaunlich bei unserem reichen Markt. Und jetzt, wo es Lesmads nicht mehr gibt, stehen die Zeichen doch gut….. Wird schon…;)
Ich war erstmal baff, wieviel Kristina für ihre Botschafterrolle bekommen hat… echt Wahnsinn!
Aber ich bin echt positiv gestimmt, weil genau daran kann man sehen, dass es wirklich kein Limit gibt, und sich der Markt in Deutschland (und Europa) immer weiter und weiter entwickelt! Dranbleiben lohnt sich also denke ich! 🙂
Liebe Grüße
Ina •
Ich habe die Blogs der Ladies jetzt alle mal durchgeschaut und finde sie ehrlich gesagt inhaltlich nicht wirklich spannend – alles schön gephotoshoppte Bilder mit hübschen Model-ähnlichen Mädels drauf die teures Zeug tragen – laaaangweilig!
Das, was ich an Journelles so gerne mag, kann ich dort nirgends finden: es ist super unterhaltsam zu lesen und bietet eine Menge an Inspiration, die ich ganz leicht auf meinen eigenen Alltag und Stil übertragen kann. Also, liebe Jessie: bleib so, wie du bist und lass die blonden Models mit den Monstergagen mal drüben weiter ihren weichgespülten Ami-Kram machen 😉
Interessant (und der genannte Gesprächsstoff) würde es erst, wenn es vergleichbare Zahlen aus D geben. Wenig verdienen Journelles und Jane Wayne zB. sicher auch nicht, oder? Das lassen zumindest einige Entwicklungen, sowohl bei den Anschaffungen/Reisen als auch bei der Vielzahl und Größe an Koops vermuten.
Das ist übrigens absolut neidlos/unkritisch gemeint, falls der Vorwurf aufkommen sollte. Die Professionalisierung wird sich aber doch wohl auch finanziell bemerkbar machen, oder?
Wir nehmen uns so oft ein Beispiel an Amerika – das wäre doch ein erster Schritt, uns weiter zu entwickeln. Hätte nichts dagegen, amerikanische Verdienstmöglichkeiten beim Bloggen zu bekommen. Überaus gelungener Beitrag! DANKE!
Sehr interessanter Beitrag, da scheint Deutschland noch etwas andere Dimensionen zu kennen.
Jedoch frage ich mich, ob dass auch teilweise an der Sprache liegen könnte? Auf Englisch bloggen erreicht ja viel mehr Menschen, als wenn man auf deutsch bloggt.
Somit springt für die Unternehmen in Deutschland auch weniger raus, oder?
Liebe Grüße, Kati
Klar, absolut wichtiger Punkt! Englisch ist (wenn auch nicht faktisch gesehen) die Weltsprache – wir lesen schliesslich auch englischsprachige Magazine.
Ein sehr interessanter Beitrag! Es ist wahnsinn, was die Mädels aus ihren Blogs gemacht haben. Aber irgendwie finde ich diese Entwicklung auch schade. Mit den Bloggern, die bereits eigentlich mehr Unternehmer sind, kann man längst nicht mehr mithalten, gerade, wenn man nur Hobbyblogger ist. Was ich so spannend am Bloggen finde ist, dass einfach jeder mitmachen kann, der einen Internetanschluss hat. Natürlich trennt es sich früher oder später in gute und schlechte Blogs auf. Aber die Bloggerszene wird durch solche Megadeals wie oben beschrieben immer unerreichbarer und es gibt irgendwann keinen Unterschied mehr zwischen Models (ich würde auch gerne mehr Bloggerinnen an der Spitze sehen, die nicht ebenfalls bei Victorias Secret laufen könnten, sondern „normal“ sind), Stars und Bloggern. Dadurch geht der eigentliche Charme des Bloggens etwas verloren finde ich.
gerade gesehen und auch interessant: Die ersten super erfolgreichen Blogger gehen nun wieder back to the roots. Siehe Design Love Fest, die ein riesen Post über Authenzität und früher war es ehrlicher und echter geschrieben hat und ihren Blog nun ändern will. Das Feedback ist enorm!
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