Die perfekte Lederjacke: Eszter Áron und Vivien Lászlóffy von Áeron erklären, worauf man beim Kauf achten sollte

Jedes Jahr dieselbe Szene: Ich laufe durch die Stadt und schaue mir die Schaufenster mit den Trends für die neue Saison an. Wo bleibe ich stehen? Bei den Lederjacken. Schwarz, Bikerstil, nicht zu viel Gedöns. Jedes Jahr überlege ich: Soll ich oder soll ich nicht?! Zahllose Varianten von Céline bis Mango habe ich bereits verglichen

Jedes Jahr dieselbe Szene: Ich laufe durch die Stadt und schaue mir die Schaufenster mit den Trends für die neue Saison an. Wo bleibe ich stehen? Bei den Lederjacken. Schwarz, Bikerstil, nicht zu viel Gedöns. Jedes Jahr überlege ich: Soll ich oder soll ich nicht?!

Zahllose Varianten von Céline bis Mango habe ich bereits verglichen und bin doch nicht zu Potte gekommen. Dieses Jahr mache ich alles anders und frage zwei Expertinnen: Eszter Áron und Lászlóffy kommen aus Budapest, betreiben zusammen das Newcomer-Label Áeron und sind Leder-Profis.

Bei den letzten Press Days hat mir die 26-jährige Geschäftsführerin Vivien (auf dem Bild oben rechts) die Highlights der Kollektion persönlich vorgestellt und dabei in einem Nebensatz erwähnt, dass sie das Leder aus einer Gerberei beziehen, die zu Chanel gehört.

Da die beiden also genau wissen, was eine gute Lederjacke ausmacht, haken wir an dieser Stelle nochmal nach!

Erst mal vorneweg: Wie ist die Lederjacke eigentlich zum Mode-Klassiker geworden?

Vivien: Vor nicht allzu langer Zeit habe ich ein Buch darüber gelesen, wie sich die Mode im 20. Jahrhundert entwickelt hat. Im I. Weltkrieg trugen nur die Piloten Bomber- und Lederjacken.

Die erste Lederjacke wurde von Harley Davidson angeblich in den Zwanziger Jahren verkauft. Nach dem II. Weltkrieg trugen die Hollywoodstars der Fünfziger Jahre die Lederjacke, in den Sechziger Jahren wurde sie dann zu einem Statement-Piece, was mit der Musik und dem Aufbegehren der Jugend zu der damaligen Zeit zu tun hatte. Bis zu den Neunziger Jahren waren Lederjacken immer als revolutionär konnotiert. Erst dann wurde die Lederjacke zum Klassiker und Everybody’s Darling. Ein ganz schön weiter Weg!

Welches Modell ist eurer Meinung bis heute Vorbild für alle anderen?

Vivien: Eine schwierige Frage, da gibt es wirklich einige. Ich denke sofort an John Travolta und Olivia Newton in „Grease“ – definitiv einer der wichtigsten Momente in der Geschichte der Lederjacke. Nicht zu vergessen Marlon Brando in „Der Wilde“ und Tom Cruise als Pete „Maverick“ Mitchell mit seiner Lederbomberjacke in „Top Gun“.

Lederjacke von Céline (Foto via They all hate us/Pinterest)
Lederjacke von Céline (Foto via They all hate us/Pinterest)

 

Wie erkenne ich eine gute Lederjacke?

Eszter: Es gibt so viele verschiedene Lederarten, dass es manchmal unmöglich scheint, die richtige Jacke zu finden. Die Qualität des Leders ist tatsächlich sehr wichtig. In unserer Branche wird Vollnarbenleder (Anm. d. Red: nicht geprägtes Glattleder aus der obersten Hautschicht) als das beste und qualitativ beste Leder angesehen, weil es eine schöne Patina entwickelt und je älter es wird, immer schöner aussieht.

Wenn man in eine Lederjacke investiert, sollte man nicht nur auf das Material, sondern auf eine gute Verarbeitung achten. Viele Jacken sind zu dünn gefüttert und reißen deshalb schneller ein. Ein großes Problem! Die Nähte innen und außen zeigen, ob eine Jacke von guter Qualität ist oder nicht.

Wie stelle ich fest, ob eine Lederjacke den perfekten Sitz für mich hat?

Eszter: Das spürt man. Es gibt viele verschiedene Schnitte, aber wichtig ist, ob man sich selbst wohl fühlt – das ist für mich der wichtigste Punkt an einer Lederjacke überhaupt. Eine gute Lederjacke sollte sich wie eine zweite Haut anfühlen und zur Figur passen. Viele Modelle sind tailliert geschnitten, so dass man nur ein T-Shirt darunter tragen kann. Eine Bikerjacke sollte meiner Meinung aber so locker sitzen, dass an kälteren Tagen noch ein dünner Sweater drunter passt.

Heutzutage gibt es ja nicht nur schwarze Lederjacken, sondern auch rote, blaue, cognacfarbene oder dunkelgrüne, so wie in der Áeron Herbst/Winter Kollektion 2016. Welche Farbe ist die Nummer Sicher?

Vivien: Eine schwarze Lederjacke bleibt nach wie vor der Klassiker und die beste Investition, die eine Frau im Kleiderschrank haben kann. Mein aktueller Liebling ist die dunkelgrüne Bikerjacke aus der Herbst/Winter Kollektion 2016, weil sie Schwarz perfekt ersetzt. Die Farbe passt zu allem, steht jedem Typ und hat einen Überraschungs-Effekt.

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Áeron H/W 2016

 

Wie pflege ich meine Jacke, damit ich möglichst viele Jahre daran Freude habe?

Vivien: Punkt 1: Bitte in eine Jacke mit guter Qualität investieren. Wenn das Material nicht stimmt, hält die Jacke nicht lange. Es ist wichtig, die Jacke wie unsere Haut regelmäßig zu reinigen und mit speziellen Wachsen zu pflegen.

Wenn man einen Fleck auf der Jacke hat, sollte man auf keinen Fall selbst daran herumdoktern. Diesen Tipp habe ich selbst vor ein paar Jahren bekommen und bringe meine Jacke seitdem immer zur Lederreinigung. Das sind Profis, die wissen, wie man mit einer Lederjacke umgehen muss, ohne sie dabei zu ruinieren. Das kostet vielleicht ein bisschen extra, aber lohnt sich.

Warum arbeitet ihr für Áeron so gerne mit Leder?

Eszter: Ich hatte von Anfang an eine besondere Vorliebe für Leder und habe daraus die It-Pieces der Kollektion entworfen. Im Laufe der Jahre wurden unsere Lederjacken und Kleider immer beliebter, so dass wir die Linie ausgebaut haben. Jede Saison präsentieren wir fünf neue Teile. Diese Key Pieces heben die gesamte Kollektion auf ein höheres Niveau und machen sind rund.

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Áeron H/W 2016
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Áeron H/W 2016

 

Kann man als Modedesigner inzwischen eigentlich alles aus Leder machen?

Eszter: Es gibt unzählige Möglichkeiten. Wir fertigen zum Beispiel Jacken, Röcke, Hosen, Shorts, Tops, Kleider und Taschen. Dabei kommt es immer darauf an, wie groß die Anzahl der Lederteile innerhalb einer Kollektion ist und in welchen Farben die Sachen erhältlich sind. Es muss alles tragbar bleiben.

Woher bezieht ihr euer Leder?

Vivien: Wir arbeiten mit Lammleder aus Frankreich. Die Gerberei heißt Megisserie Richard und wurde kürzlich erst von Chanel gekauft, was die hohe Qualität der Produkte, mit denen dort gearbeitet wird, erklärt.

Wie tragt ihr persönlich eure Lederjacke am liebsten?

Vivien: Ich spiele gerne mit meiner Lederjacke, gerade weil sie so ein Modeklassiker ist. Ein weißes T-Shirt und eine Jeans sehen immer cool aus. Abends in Kombination mit einem femininen Kleid vervollständigt die Lederjacke den Look und lässt ihn gleichzeitig edgy wirken.

Eszter: Ich bin eher der Hosen-Typ und trage deshalb gerne meine Lederjacke zu einer Hose. Aber klar, abends sehen Kleid und Lederjacke immer cool aus.

Ihr lebt beide in Budapest. Wie würdet ihr den Stil der Frauen dort beschreiben?

Eszter: Die Menschen in Budapest tragen gerne bequeme und schlichte Teile. Gerade wächst eine junge Szene heran, die sich traut, extravagante und einzigartige Kleidung zu tragen, um damit ihren persönlichen Stil auszudrücken. Es ist ziemlich aufregend, denn diese Stimmung überträgt sich auch auf die ungarischen Designer.

Was sollten wir uns also unbedingt anschauen, wenn wir eure Heimatstadt besuchen?

Vivien: Budapest ist ein unglaublich inspirierender Ort mit so vielen verschiedenen Gesichtern und Stilen, das man sich sofort in die Stadt verliebt. Sie lebt von ihrer Geschichte und den verfallenen Häusern, Bars, Cafés und Geschäften. Der Fluss spielt ebenfalls eine große Rolle, da er die Stadt in zwei Teile teilt. Ziemlich romantisch.

Ich würde mit einem Frühstück in meinem Lieblingsladen Deryne in Buda starten. Dort gibt es das beste Brunch der Stadt! Danach würde ich rüber ins Burgviertel laufen, um einen Eindruck von der Architektur der Stadt und der Geschichte zu bekommen. Abgesehen davon genießt man hier den besten Blick auf Buda und Pest. Anschließend würde ich über die Kettenbrücke schlendern und ein Fahrrad ausleihen. Im Gegensatz zur hügeligen Buda-Seite ist Pest total flach, sodass man mit einem Fahrrad alle die Sehenswürdigkeiten abfahren kann: angefangen vom Parlamentsgebäude, bis hin zur St.-Stephans-Basilika und der Andrássy út (so etwas wie die Champs-Élysées des Osten).

Dann geht’s weiter ins Jüdische Viertel mit seinen Ruinen-Bars und coolen Läden, Galerien und Cafés. Den Tag würde ich auf der Dachterrasse der 360 Bar mit einem Drink ausklingen lassen und danach das beste ungarische Dinner im Café Kör essen. Besser geht’s nicht!

Danke für eure Zeit!

Die schönsten Lederjacken aus den Onlineshops seht ihr hier:

(Fotos im Header: Áeron)

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

Kommentare (2) anzeigen

2 Antworten auf „Die perfekte Lederjacke: Eszter Áron und Vivien Lászlóffy von Áeron erklären, worauf man beim Kauf achten sollte“

Lustig- auch ich habe gestern mein Budget gesprengt und mir gleich zwei neue Lederjacken gekauft!
Da passt der Artikel… 🙂

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.