Q&A: Die Entstehung von JOUUR.

Wenn eine Modebloggerin ein eigenes Label auf den Markt bringt, gibt es viele Fragen: Warum machst du das? Wer hilft dir dabei? Wie seid ihr auf den Namen gekommen? Und überhaupt: Wie geht sowas eigentlich, ein Label gründen? All das sind Fragen, die ich als Jessies Kollegin und Freundin auch habe und sie mir deshalb

Wenn eine Modebloggerin ein eigenes Label auf den Markt bringt, gibt es viele Fragen: Warum machst du das? Wer hilft dir dabei? Wie seid ihr auf den Namen gekommen? Und überhaupt: Wie geht sowas eigentlich, ein Label gründen?

All das sind Fragen, die ich als Jessies Kollegin und Freundin auch habe und sie mir deshalb für ein Interview von Schreibtisch zu Schreibtisch kurz mal zwischendurch geschnappt habe.

Vorher musste ich sie aber erst einmal ganz fest fest drücken. „Puhhhh, alter Schwede!“ hat sie gesagt und dann laut gelacht. Freude und Erleichterung! Denn vor dem Launch war Jessie ganz schön aufgeregt. So aufgeregt, dass sie zeitweise kein Wort mehr sagte und große Sorgen darüber machte, ob sich überhaupt jemand die neue Seite anschauen würde…

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu JOUUR. lest ihr hier:


Mensch, Jessie! Vor bald drei Jahren hast du Journelles gestartet, jetzt hast du dein eigenes Modelabel gelauncht. Beschreib‘ mal, wie es dir geht?

Seitdem wir eben auf „Artikel veröffentlichen“ geklickt haben, das Lookbook und der Onlineshop damit live gegangen sind, kann ich nicht mehr klar denken und drücke eigentlich nur noch Refresh. Ich kann gar nicht fassen, dass JOUUR. nun endlich da ist – nach über 20 Monaten Arbeit hinter verschlossenen Türen.

Was erwartet uns bei JOUUR.?

Eine Contemporary Clothing Line, sozusagen Journelles in Textilform. Dahinter steht die Idee, die besten Basics in ihrer schönsten Form und zu bezahlbaren Preis anzubieten. Eine schwarze Pumphose, die zu jedem Anlass tragbar ist, der wandelbare Sweater mit Bündchen oder der zeitlosen Wollmantel in Grau-Camel, der über die Jahre zum Lieblingsteil im Kleiderschrank avanciert. Wir legen großen Wert auf Qualität und haben hochwertige Materialien wie z.B. Wolle, Seide, Tencel und Baumwolle gewählt und lange an der Passform gearbeitet.

Was war überhaupt deine Motivation, dein eigenes Label zu starten?

Für mich war der Gedanke, ein eigenes Produkt zu entwickeln, schon immer faszinierend. Ich bin zwar keine Modedesignerin, habe aber dank LesMads und Journelles jahrelange Erfahrung in der Branche und kann als Creative Director bei JOUUR. meine eigenen Ideen und Wünsche umsetzen. Auslöser war aber die Begegnung mit mit meiner Partnerin Pia Thole!

Wie hast du Pia kennengelernt und wie wurde JOUUR. schliesslich gegründet?

Wir haben uns über gemeinsame Freunde im Rheinland kennengelernt. Im Herbst 2013 sprach sie mich dann an, ob ich schon mal über ein eigenes Label nachgedacht hätte – von da an haben wir Ideen entwickelt, vor uns hin geträumt und irgendwann entschieden: Wir machen das jetzt! Pia und ich ergänzen uns perfekt und können im Team unsere Stärken einfließen lassen. Entscheidungen treffen wir immer gemeinsam, denn Pia hat jahrelange Erfahrung im Produktmanagement und auch schon zuvor erfolgreich ein Label auf den Markt gebracht. Sie kümmert sie sich um die Produktion, Vertrieb und Back Office, während ich als Creative Director für die Ideenentwicklung des Designs und natürlich die Vermarktung, Social Media, die Corporate Identity und Presse verantwortlich bin. Den Tag, an dem wir unsere GmbH eingetragen haben, werde ich nie vergessen.

Ein großes Dankeschön gilt außerdem Julia Heifer, die zu Beginn des Labels und bei der Ideenfindung dabei war. Tanja Wixforth hat die technischen Zeichnungen für uns umgesetzt und Timo Sudmann hat wie auch schon bei Journelles das Logo-Design übernommen. Nicht zu vergessen unser Programmierer Sven, mit dem wir bis zur letzten Sekunde immer noch die letzten Bugs im Shop beheben!

Wie kam es zum Namen JOUUR.?

Es lag nahe, dass wir mit dem Namen „Journelles“ arbeiten. Ich wollte das Label von der ersten Sekunde so nennen und war nicht davon abzubringen. So einfach war es dann allerdings leider nicht, denn man kann eine Marke nicht einfach „Tag“ nennen. So sind wir auf die Namenskreation mit dem doppelten „U“ gekommen und haben damit unseren Grafiker Timo fast in den Wahnsinn getrieben. Aber er hat es überstanden und wir alle sind sehr happy mit dem Ergebnis!

Wie bist du zum Beispiel an den Entwurf der Seidenbluse oder Hose heran gegangen?

Ich bin meinen eigenen Kleiderschrank durchgegangen und habe mir Details überlegt, die ich gut finde oder vermisse, wie zum Beispiel Bündchen an den Ärmeln eines Sweatshirts oder an der Seidenbluse mit V-Ausschnitt. Der nächste Schritt waren die technischen Zeichnungen, die wir dann an unsere Produzenten geschickt haben. Dann kam zum ersten Mal Post mit den ersten Schnitt- und Stoffmustern! Es folgten unzählige Anproben, wir haben die Sachen immer wieder hin und her geschickt, Nähte versetzt, haben ursprüngliche Ideen und Schnitte verworfen oder nach einem anderem Material gesucht, weil wir mit der Passform oder der Qualität noch nicht zufrieden waren. Ein langer Prozess.

Warum habt ihr euch für eine Produktionsstätte in China entschieden?

Wir haben lange nach dem richtigen und zuverlässigen Partner gesucht, der die beste Qualität im Contemporary-Segment liefern kann. Wir verzichten auf hohe Margen und können unseren Kunden so bezahlbare Preise gewährleisten. Deshalb produzieren wir in Jiaxing, etwa 10 Kilometer von Shanghai entfernt. Pia war im April persönlich vor Ort und hat sich unsere Agentur samt Produktionsstätten und Arbeitsbedingungen angesehen. Alle Produktionsstätten liegen im Umkreis von 50 Kilometern.

Da es sich um unsere erste Order handelt, werden alle Schnitte in der Sample-Abteilung gemacht und auch dort produziert. Die Stoffe stammen grösstenteils von lokalen Produktionsstätten aus der Umgebung, die Pia ebenso besichtigt hat.

Wieso gibt es JOUUR. nur in eurem Onlineshop jouur.de und nicht auch im stationären Handel?

Wir haben uns für den Anfang ganz bewusst für nur einen Kanal entschieden. Wir wollen zunächst unabhängig vom Einzelhandel, festen Orderzeiten und Messen sein und erst mal testen, was wie funktioniert – und was nicht. JOUUR. ist eine richtige Herzensangelegenheit und wir möchten ganz organisch wachsen. Ohne Investoren oder Einkäufer, auf deren Geld wir angewiesen sind. Ausschliessen möchten wir den stationären Handel für die Zukunft aber keinesfalls.

Wie wird die JOUUR.-Kollektion en detail aussehen?

Wir starten mit einer kleinen Kapselkollektion: Es sind sechs Teile in 1-3 Farben.  Die ersten Teile sind aber auch eine Kompilation meiner persönlichen Lieblinge, die meinem Stil entsprechen. Für den Winter planen gerade schon neue Sachen…

Hast du eine aktuelle JOUUR. Lieblingskombination?

Die Seidenbluse „Jessie“ und die Shorts „Jules“ in Dunkelblau sind in der Kombi so schön!

Und was trägst du zur Feier des Tages?

Bis eben bin ich nicht aus dem Schlafanzug raus gekommen vor lauter Aufregung, jetzt trage ich den JADE-Sweater!

Das JOUUR. Lookbook könnt ihr euch hier anschauen. Hier geht es zum Onlineshop.

Von Alexa

Ich liebe schreiben, bloggen und schöne Dinge zu entwerfen, also mache ich all das.

Als Journalistin habe ich für Magazine und Zeitungen wie Business Punk, Fräulein, Gala, FTD/how to spend it, Instyle, Lufthansa Magazin, Stern, Tagesspiegel, Vanity Fair und zitty gearbeitet. Meine Online-Erfahrungen habe ich u.a. Stylebook und styleproofed gesammelt. Mein Blog heißt Alexa Peng, mein Schmuck-Label vonhey. Ich komme aus dem Rheinland und bin in einem Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo nur einmal in der Stunde ein Bus fuhr. Da muss man sich was einfallen lassen, um sich nicht zu langweilen. Meine Tante hatte in der Stadt eine Boutique und einen Schrank voller Kleider, Schuhe und Taschen, mit denen wir Kinder verkleiden spielen durften. Wir haben Modenschauen im Hobbykeller veranstaltet und die ganze Nachbarschaft eingeladen. Dass ich mal was mit Mode machen würde, war also klar. Nach dem Abi habe ich an der AMD in Hamburg Mode-Journalismus studiert und später an der UdK in Berlin einen Master of Arts in Kulturjournalismus gemacht. In Zukunft will ich mein Label weiteraufbauen, die Welt sehen und gute Geschichten schreiben.

(Foto: Sandra Semburg)

Kommentare (4) anzeigen

4 Antworten auf „Q&A: Die Entstehung von JOUUR.“

[…] von JOUUR. leer geräumt und freue mich unendlich auf die Teile, in die Jessie und Pia so viel Mühe und Herzblut gesteckt haben. Mehr noch freue ich mich über den Erfolg der Beiden. Melodie Michelberger würde […]

würde mich freuen, wenn noch mehr auf produktionsbedingungen und materialen plus deren Herkunft eingegangen wird. denn die Kollektion ist wirklich schön!!

liebe grüße

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Journelles ist das grösste unabhängige Mode-Blogazine in Deutschland und wurde 2012 von Jessie Weiß gegründet. Die 37-jährige Unternehmerin legte 2007 den Grundstein für die Modeblogosphäre mit dem Netz-Urgestein LesMads und arbeitet seither als Journalistin, Moderatorin und Kreativdirektorin.