In den vergangenen Jahren habe ich besonders in Berlin viele junge Labels kommen, wachsen aber leider auch gehen sehen. Erfolgsgeschichten gibt es in Deutschaland durchaus, als Jungdesigner hat man es aber wahrlich nicht einfach. Nicht nur Design, Neuartigkeit und Zeitgeist sind maßgeblich – als selbstständiger Unternehmer muss man vor allem BWL, Vertrieb und Marketing beherrschen, das Social Web verstehen und möglichst auf allen Kanälen aktiv sein.
Letztes Jahr landete eine Mail des Labels huber egloff in meinem Postfach; das Lookbook der ersten Sommerkollektion hat mich auf Anhieb überzeugt und das passiert selten. Andreas Huber und Raúl Egloff Alcaide haben lange bei Akris gearbeitet und sich 2012 in Zürich in der Schweiz gegründet. Wie die Neugründung bei unseren Nachbarn funktioniert und worum es in ihrer vielversprechenden ersten Kollektion geht, verraten uns beide in unserem „Spotlight“-Interview.
Wie haben huber egloff zusammen gefunden? Stellt euch und euren Werdegang bitte kurz vor.
huber egloff ist ein in Zürich tätiges Designduo bestehend aus Andreas Huber und Raul Egloff Alcaide. Beide haben wir bereits langjährige Erfahrung und arbeiteten die vergangenen zwei Jahre gemeinsam beim renommierten Haus Akris in St.Gallen.
Weitere Stationen sind internationale Marken wie Lanvin und Balmain in Paris, Kostas Murkudis in Berlin sowie Kollaborationen mit Mykita und Coccinelle.
Wie ist die Aufteilung zwischen euch?
Prinzipiell ist es so, dass wir jede kreative Entscheidung gemeinsam erarbeiten und ausführen. Ein unglaublich bereichernder Faktor ist, dass wir uns während des Designprozesses beide nie zu schade sind unseren eigenen Standpunkt herauszufordern und zu hinterfragen. Ziel von uns beiden ist es, in jeder Kollektion immer eine perfekte Stimmung zu erzeugen und dabei einen zeitgenössisch, erfrischenden Ausdruck zu finden der tragbar und von hoher Qualität ist.
Was ist euer Signature Look? Wie würdet ihr euren Stil beschreiben?
Direkt bezogen auf die aktuelle Kollektion bestimmt der sehr sinnliche Umgang von Print und transparenter Seide. Die Kleider fordern die Trägerin unauffällig heraus und sind gleichzeitig sehr tragbar. Aber auch das Zusammenspiel von skulpturalem Volumen in Seide und die unerwarteten Stoffkombinationen im Patchwork verarbeitet verkörpern die Vision sehr treffend.
Wie lautet Philosophie eures jungen Labels?
Unsere Philosophie steht für die Kraft der Gegensätze gepaart mit Sensibilität im Kontext zeitgenössischer und kultureller Themen. Die Kleider zeichnen sich durch eine starke Sinnlichkeit, hochwertiger Materialität und Verarbeitung aus.
Die Ästhetik verbindet innovative Kreation mit unauffällig herausfordernder Tragbarkeit und steht für hochstehende Qualität und eigenständiges Design.
Eure Farbzusammenstellung von Pastellrosa und Blau ist feinfühlig und gelungen. Wie kreiert ihr sie?
Die wichtigsten Inspirationsquellen waren die unglaublichen Stoffkollagen von Künstlerin Louise Bourgeois wie auch die konzeptionelle Mode der sechziger Jahre.
In der Kollektion sind einige fein miteinander verwobene Referenzen. Eine Besonderheit liegt sicher im Experiment der Neuinterpretation von Sportswear gepaart mit Schnittführungen ethnischer Kleidung wie dem Kimono und Djellaba, umgesetzt in klassischen Seidenstoffen, wie Seidengeorgette und Satin.
Was ist so besonders an den Materialien, die ihr bezieht?
Schöne Materialien, Farben und qualitativ hochwertige Stoffe sind uns sehr wichtig.
Wir versuchen stets eine optimale Balance zu finden. Ein wichtiges Merkmal unserer Arbeit ist es, dass die Kleidung im Kern sehr durchdacht und schlicht ist, jedoch durch die Farb- und Stoffauswahl einen sehr eigenständigen und progressiven Charakter erhält.
Euer Label ist ganz jung. Wie schwierig sind die ersten Schritte und was ist euer Ziel in den Anfangsjahren?
Modedesign ist für uns eine umfassende Möglichkeit uns und unsere Vision und Ideen mitzuteilen. Der Fokus liegt ganz klar darin, unsere ganz eigene Vision der Marke zu etablieren und damit konstant und überlegt zu wachsen.Es ist für uns eminent wichtig eine eigene und klare Sprache zu haben, um als junges Label längerfristig Erfolg zu haben. Dieses Ziel verfolgen wir ehrgeizig und zielstrebig und versuchen uns so über gute und fein ausgewählte Verkaufspartner stetig ein internationales Profil zu erarbeiten.
Die Schweiz, das ist uns bewusst, existiert noch nicht auf dem internationalen Mode-Parkett. Mit der kommenden Kollektion zur Fashion Week in einem Showroom in Paris vertreten zu sein ist daher ein wichtiger Schritt in die Zukunft.
Wen wollt ihr mit eurer Mode ansprechen?
Unsere Kleider sind für Frauen jeden Alters, die es mögen ihren Körper subtil heraus zu fordern. Sie haben einen sehr scharfen Sinn für Stil.
Wie schätzt ihr die Schweizer Modeszene derzeit ein?
Momentan sind vor allem junge Labels daran, der Schweizer Mode eine innovative Form zu geben. Die Schweiz ist jedoch noch kein international relevanter Modeschauplatz. Das wollen wir ändern.
Auf eurem Intstagram-Account zeigt ihr künstlerische Bilder, insbesondere von Skulpturen mit grafischen Strukturen. Inwieweit fließt das in eure Arbeit ein?
Uns beiden sind Kunst und kulturelle Strömungen aber auch Musik und die kleinen alltäglichen Schönheiten im Leben sehr wichtig und beeinflusst unsere Sichtweise schon sehr. Neugierde und den Drang alles erlebte, gesehene oder gefundene zu hinterfragen und neu zu interpretieren treibt uns an. Die gezeigten Instagram-Bilder zeigen Stimmungen unseres Arbeitsprozesses.
Welche prominente Person passt zu eurem Stil und könnte euer Label gut repräsentieren?
Es sind, mal abgesehen von Alter und Herkunft, generell Frauen mit einer gewissen Aura, mit Charisma die wissen wer Sie sind, das Experiment suchen und einen hohen Anspruch haben an sich und ihre Kleidung. Prominente sind für uns zum Beispiel Charlotte Rampling und Cate Blanchett.
Viel Erfolg, wir freuen uns schon auf eure kommende Kollektion!
Eine Antwort auf „Designer-Spotlight: Interview mit dem Designerduo huber egloff“
Wow – wirklich tolle Looks, gefällt mir sehr!